N’ Vota hots gschmeckt

Karl Oswald tischt mit „N’ Vota hots gschmeckt“ sein neuestes Buch auf. Es sind nicht allein die Rezepte, die den Inhalt so schmackhaft machen. Auch die zahlreichen menschlichen Geschichten steigern den Appetit auf Lesegenuss.
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  • Karl Oswald tischt mit „N’ Vota hots gschmeckt“ sein neuestes Buch auf. Es sind nicht allein die Rezepte, die den Inhalt so schmackhaft machen. Auch die zahlreichen menschlichen Geschichten steigern den Appetit auf Lesegenuss.
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Kindheitserinnerungen mit emotionalem Beigeschmack

In seinem 2013 erschienenen Buch „Die Muata hot’s kocht“ warf Karl Oswald aus Heimschuh einen Blick in den Kochtopf und ins Backrohr vergangener Zeiten. Nun liegt die Fortsetzung vor: „N’ Vota hots gschmeckt“. Mit 25 erdigen Erzählungen, mehr als 90 bodenständigen Rezepten sowie der Vorstellung von zwölf Heil- und Küchenkräutern, die man früher im Hausgarten zog oder im Wald bzw. auf der Wiese gesucht hat.

Karl Oswald hat dafür interessante Geschichten, die das Leben selbst geschrieben hat, zusammengetragen und neu aufbereitet. Texte, die zum Schmunzeln verleiten, nachdenklich stimmen, berühren und tief unter die Haut gehen. Die handelnden Personen sind Väter, Groß-, Schwieger- und Stiefväter. Bauern, Winzer, Handwerker und Arbeiter im Kampf ums tägliche (Über-)leben. Überschattet von den beiden Weltkriegen.
Mit seiner sympathischen und besonnenen Art ist es dem Autor Karl Oswald gelungen, Steirerinnen und Steier zum Erzählen zu bringen. Und mitunter erfuhr er dabei auch, was dem „Vota so gschmeckt hot.“ Das Buch zeigt aber auch auf, wie schwer es die Frauen hatten, wenn die Männer im Krieg waren. So erinnert sich Paula Hermann aus St. Nikolai im Sausal an das letzte Weihnachtsfest mit ihrem todkranken Vater Joseph Gutjahr (1895 – 1929). Dieser war im 1. Weltkrieg an Tuberkulose erkrankt, und es bestand keine Möglichkeit der Heilung. Obwohl sie damals erst vier war, weiß die heute 90-Jährige noch gut, wie sie der Vater hochgehoben hatte, damit sie das erste Kekserl vom Christbaum nehmen konnte...
Über die damaligen Lebensumstände und seinen Vater Franz (1901 - 1974) berichtet Toni Koschak aus Heimschuh. Und er ist noch heute beeindruckt, wie sein Vater, der in der Gegend vor allem als „Bergler-Franz“ bekannt war, nach dem 2. Weltkrieg als Ölausschläger und Sagler seine Familie ernährt hat. Die drei Hektar Grund dienten der Selbstversorgung. Ein Teil der geernteten Erdäpfel wurde halbiert bzw. geviertelt, um Samen für den Neuanbau zu haben. 1949 ist der elektrische Strom gekommen. Franz Koschak war Gründungsmitglied der Musikkapelle Heimschuh. „Er spielte Klarinette und schlug die kleine Trommel“, so Toni Koschak. Noch mit 68 Jahren konnte der „Bergler-Franz“ das Schuhplatteln nicht lassen...
Hans Kaiser aus Kalsdorf beschreibt seinen Vater Johann (1914 – 1990) als einen Tausendsassa. „Er reparierte Uhren, Motoren und war handwerklich versiert. Fast alles war damals bei uns hausgemacht. Auf dem Hof wurde Getreide, Wein und Tabak angebaut.“ Der „Wolzn-Hans“ war auch musikalisch begabt und in der Öffentlichkeit aktiv. So zum Beispiel als Chorleiter und 60 Jahre als Organist. „Im Winter hat man sich bei uns getroffen, und es wurde bis drei Uhr in der Früh gesungen und musiziert“, weiß Hans Kaiser.
Alois Oswald (69) aus Heimschuh hat seinen Vater nie kennengelernt. Und schuld daran war der Krieg. Im Sommer 1944 kam Alois Oswald vulgo Leitengritsch auf Heimaturlaub – im Herbst fiel er an der Front. Im Wissen, dass seine Frau von ihm ein Kind erwartete. Ein schwerer Verlust für die erst 25-jährige Witwe. Im März 1945 kam Sohn Alois zur Welt. Seine Schwester Maria „Mitzi“ Hurdax – sie war damals gerade drei – widmet Vater Alois Oswald (1915 - 1944) in dem Buch zu Herzen gehende Gedanken.
Es sind aber nicht nur emotionale Geschichten, die Karl Oswald in seinem neuesten Werk anrichtet und mit historischen Fotos garniert. Wieder hat er ein Auge auf alte Koch- und Backrezepte geworfen. Die Kost war einfach und der Natur angepasst. Gegessen wurde das, was auf den Tisch kam, denn der Hunger war der bester Koch. Der Begriff „Ungenießbar“ wurde dabei nicht in den Mund genommen. „Es wurde viel mit Sterz und Äpfeln gekocht“, weiß Karl Oswald. „Doch an hohen Feiertagen kam auch mal ein Lamm auf den Tisch.“ Nicht selten beendete der Vater mit den Worten „Guat woas und gnua woas“ als erster die Mahlzeit. Wohl unter Verzicht- und Rücksichtnahme auf die Kinder, die noch eifrig löffelten...
Das Buch „N’ Vota hots gschmeckt“ ist im guten Buchhandel und unter 0316/820233 erhältlich! JF

Fotos: Josef Fürbass

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