Hernalser Hauptstraße soll aus Dornröschen-Schlaf erwachen
Kampf gegen den Leerstand zwischen Gürtel und Vorortelinie: Ula Schneider über das Hernalser Projekt.
HERNALS. "Kreative Räume Wien" versucht, leer stehenden Geschäften in Hernals neues Leben einzuhauchen. Ula Schneider hat mit der bz über das Projekt gesprochen.
Um welches Gebiet kümmern Sie sich?
ULA SCHNEIDER: Im Bereich der unteren Hernalser Hauptstraße gibt es sehr viel Leerstand, weiter oben natürlich auch. Wir sehen das bis zur Vorortelinie.
Warum ist die Wahl auf den 17. Bezirk gefallen?
Dem Bezirk selbst ist es ein großes Anliegen, dass hier etwas passiert, und wir sind in Kontakt mit Bezirksvorsteherin Pfeffer. Die Bezirksvorstehung hat schon selbst eine Leerstandserhebung gemacht und alle Hausbesitzer angeschrieben. Der Rücklauf war aber relativ gering. Jetzt klinken wir uns ein.
Mit wem arbeiten Sie in Hernals zusammen?
Neben der Bezirksvorstehung sind wir mit der Gebietsbetreuung 9/17/18 in Kontakt. Wir versuchen auch, mit den Einkaufsvereinen zu arbeiten.
Was passiert jetzt?
Der erste Schritt wird eine Bestandsaufnahme in der Hernalser Hauptstraße sein. Danach kontaktieren wir die einzelnen Hausbesitzer. Man kann nicht erwarten, dass alle Lokale zur Verfügung stehen. Auch ist vielen das Thema Zwischennutzung nicht so geläufig. Hier geht es auch um vertrauensbildende Maßnahmen.
Thema Zwischennutzung: Wie funktioniert das?
Eine Zwischennutzung ist natürlich nicht die optimale Lösung, weil sie nur kurzfristig ist. Dafür werden auch keine Lokale hergerichtet. Wir finden aber trotzdem Nutzer. Das hat den Vorteil, dass man zunächst einmal einen Prekariums- oder Leihvertrag macht. Ein Prekariumsvertrag bedeutet, dass man sofort raus muss, wenn der Hausbesitzer einen Eigenbedarf hat. Das hat den Vorteil, dass man keine Miete bezahlt, sondern nur die Betriebskosten. Bei einem Leihvertrag gibt es einen bindenden Zeitraum.
Gibt es erfolgreiche Beispiele in der Gegend?
Wir sind gerade dran. Es gibt zwei Lokale in der Jörgerstraße, wo es vom Besitzer Signale gibt, dass er für eine Zwischennutzung offen ist.
Was bringen Zwischennutzungen für ein Grätzel?
Sie bringen Aufmerksamkeit und meiner Erfahrung nach wächst mit ihnen auch wieder das Interesse an den Objekten im Grätzel. Es handelt sich bei ihnen oft um "Nicht-Orte", die einfach nicht wahrgenommen werden. Wenn dann dort einmal kurzfristig etwas stattfindet, wird einem der Ort wieder bewusst.
Was muss jemand tun, der einen leer stehenden Raum sucht? Oder einen hat?
Man kann uns unter office@kreativeraeumewien.at kontaktieren. Meine Kollegin ist in den Bürozeiten da und nimmt die Anliegen auf. Wir halten das in Evidenz und schauen dann, welche Möglichkeiten es gibt. Dasselbe gilt für Menschen, die einen Raum zur Verfügung haben.
Zur Sache
"Kreative Räume Wien" wurde für drei Jahre von den Ressorts Kultur, Wirtschaft und Stadtentwicklung beauftragt. Das Büro für Leerstandsaktivierung ist ein Konsortium aus zwei Architekten, einem Öffentlichkeitsarbeiter, einem Anwalt und zwei Mitgliedern von "Soho in Ottakring". Infos: www.kreativeraeumewien.at
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