"TTIP ist schrecklich für uns"
Wachstum, Arbeitsplätze, Verkauf ohne Zölle - das verspricht TTIP. Was halten die Menschen aus der Region davon?
REGION (ah). Zu kaum einer Vereinbarung wie zum Freihandelsabkommen TTIP gibt es so viele unterschiedliche Meinungen, Vorurteile und Falschwissen. Wir haben uns in der Region umgehört.
Ganz klar dagegen
Josef Thoma aus Obritzberg-Rust-Hain setzt sich schon seit Längerem mit dem Thema TTIP auseinander und er hat eine eindeutige Meinung dazu: "Ich bin ganz klar dagegen. Das Problem ist, dass die Transparenz einfach nicht gegeben ist. Die Unterlagen sind verschlossen." Hinter dem Abkommen verspricht man sich Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen - Thoma entgegnet dem: "Die Produktstandards, die wir momentan in Österreich haben, könnten wir auf keinen Fall halten. Ich setze mich auch dagegen ein, weil die Bevölkerung einfach nichts Konkretes erfährt - was sind die Vorteile, was sind die Nachteile?" Hier bestehe laut Thoma dringender Aufklärungsbedarf. Sind in der Gemeinde Obritzberg-Runst-Hain vonseiten Thomas Aktionen ge-plant? "Falls gröbere Änderungen im Abkommen anfallen sollten, dann könnte ich mir vorstellen, eine Informationsveranstaltung durchzuführen."
TTIP versus Regional?
Auf der einen Seite diskutiert die EU mit Nordamerika dieses Abkommen, welches den Verkauf von gentechnikfreien Nahrungsmitteln ermöglichen könnte. Auf der anderen Seite forciert der Bauernbund in diesen Tagen bei der Aktion "Wir schau'n drauf" die Regionalität und Stärkung der bäuerlichen Betriebe. Passt das zusammen? Tanja Müllner, die mit ihrem Mann Thomas einen Bio-Betrieb in Wölbling betreibt, begrüßt die Bauernbund-Aktion sehr: "Das ist toll. Wir arbeiten auch so und schauen drauf, dass wir gesundheitsbewusst, biologisch und regional arbeiten." Die Unterstützung unter den Bauern ist Müllner wichtig: "Wir kaufen nicht bei Großkonzernen, sondern unterstützen uns in der Region gegenseitig." Müllner findet das Freihandelsabkommen mit Nordamerika "schrecklich, denn uns würde damit wieder so viel genommen werden. Ich verstehe die Zusammenarbeit mit Amerika überhaupt nicht". Laut Müllner würden davon wieder nur die Großen profitieren.
Problemverschiebung
Bei der Recherche sprachen die Bezirksblätter mit einigen Bauern aus der Region. Überraschend war, dass sich die Mehrheit der Landwirte bislang nicht mit diesem Abkommen beschäftigt haben. Müllner dazu: "Jeder sollte sich damit befassen, denn Wegschieben hilft gar nichts. Es geht ja um uns." Auch Thoma denkt, dass Regionalität mit TTIP nicht mehr so leicht umsetzbar wäre: "Dabei wird dann von ganz oben aus verhandelt."
Zur Sache:
TTIP steht für "Transatlantic Trade and Investment Partnership" und meint ein Abkommen zwischen der EU und den USA, das seit 2013 verhandelt wird. TTIP würde die größte Freihandelszone der Welt schaffen.
CETA steht für "Comprehensive Economic and Trade Agreement" und ist ein bilaterales Handels- und Investitionsabkommen zwischen der EU und Kanada. CETA ist bereits seit Oktober 2013 fertig ausverhandelt. Es wartet nur noch auf seine Ratifizierung.
TISA steht für "Trade in Services Agreement" und meint ein Abkommen zum Handel mit Dienstleistungen.
Dienstleistungen sind zwar auch Teil von TTIP und CETA, stehen aber bei TISA im Mittelpunkt und es wird zwischen 25 Mitgliedern der Welthandelsorganisationen seit 2013 verhandelt, darunter auch die EU.
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