Wirbel um Vortrag „Goebbels“
Die Ankündigung, am 20.4. vor Briefmarkenfreunden über Goebbels zu sprechen, sorgte für Irritationen.
ZELLERNDORF (jm/jrh). Für den Zellerndorfer Dietrich Denk ist es vollkommen unverständlich, dass sein für den 20.4. angekündigter Vortrag über „Dr. Joseph Goebbels - Macht und Magie“ derartige Irritationen ausgelöst hat. Der Vortrag, der für das monatliche Treffen des Briefmarkensammelvereins angesetzt war, wurde abgesagt und ein Ersatzthema gewählt: „Portomarke von Österreich“. Die Bezirksblätter besuchten das Treffen am 20.4. im Retzerlandhof und sprachen mit Obmann Dietrich Denk, einem pensionierten Flugzeugtechniker.
Herr Denk, warum war der Goebbels-Vortrag ausgerechnet für den 20.4., also an Hitlers Geburtstag, geplant?
„Der Briefmarkensammelverein trifft sich jeden dritten Mittwoch im Monat, das ist im April der 20. Der eigentliche Zweck des Treffens ist der Briefmarkentausch. Bei dieser Gelegenheit halte ich auch Vorträge über bekannte Persönlichkeiten wie Lenin, Marx oder Stalin. Der Vortragsplan wurde schon vor einem Jahr erstellt.
Welche Irritationen hat die Ankündigung des Goebbels-Vortrags ausgelöst?
„Ich habe einige Anrufe bekommen, einen von einer Lokalzeitung (nicht die Bezirksblätter, Anm. d. Red.), wo man mich angeschrien und mir Vorwürfe gemacht hat wegen des Termins. Bgm. Markus Baier hat mir mitgeteilt, dass in einigen Anrufen Zellerndorf gleich ins rechte Eck gestellt wurde. Er hat das Plakat aus dem Schaukasten genommen. Es hat sogar jemand angefragt, ob es hier eine Neonazizelle gebe.“
Warum haben Sie den Vortrag abgesagt?
„Wenn es nur um meine Person gegangen wäre, hätte ich es wahrscheinlich nicht getan. Damit jedoch kein Schaden für die Gemeinde entsteht, habe ich den Vortrag abgesagt.“
War der 20.4., im Nachhinein betrachtet, ein ungeeigneter Termin?
„Finde ich nicht, ich halte ihn sogar für sehr geeignet, denn dieser Tag wird von vielen Nazis heute noch als großer Tag gefeiert. Daher war es meine Absicht, am Beispiel Goebbels zu zeigen, wie schlimm es ausgehen kann, wenn man sich einer radikalen Partei anschließt. Er stammte eigentlich aus einer gutbürgerlichen Familie, schloss sich zunächst den Kommunisten an und wechselte dann in Hitlers Gefolge. Die Geschichte von Joseph Goebbels zeigt, wie die Nazi-Ideologie ein ganzes Volk ins Verderben stürzen konnte.“
Bewusst der Gemeinde schaden
Bürgermeister Baier ist entsetzt: „Vergangene Woche liefen am Gemeindeamt die Telefone heiß. Verfassungsschutz und einige Zeitungen fragten an, ob es in Zellerndorf eine rechte Szene gäbe. Eine Lokalzeitung die besonders negativ berichtete, fand es nicht einmal nötig, mit mir zu reden. Ich bin froh, dass Hr. Denk von sich aus diesen Vortrag nicht gehalten hat. Was mich aber besonders gestört hat ist die Tatsache, dass ein SPÖ-Gemeinderat diesen Wirbel bewusst inszeniert hat. Er hätte sich statt an die Medien an mich wenden und seine Bedenken über diesen Vortrag äußern können". Entrüstet ist auch der Briefmarkenverein. „Honorige Bürger wie Hermann Jagenteufel und Dietrich Denk in ein rechtes Eck stellen zu wollen ist mehr als schäbig", so der Bürgermeister abschließend.
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