Auch Marktfahrer haben Nachwuchssorgen
Marktfahrer im Slalom zwischen Tradition und Moderne
Für die rund 500 Marktfahrer, die es in Niederösterreich gibt, beginnt jetzt die Hauptsaison. Rund die Hälfte ihres Jahresgeschäftes machen sie nämlich in den vier Monaten von August bis November.
„Unser Hauptproblem sind die in manchen Gemeinden sehr hohen Standmieten,“ erklärt Gerhard Lackstätter, Obmann der Marktfahrer in der Wirtschaftskammer Niederösterreich, dem NÖ Wirtschaftspressedienst. Auch die ständig steigenden Spesen, wie die Preise für Diesel und Benzin, bereiten ihnen Sorgen.
Es würden zwar seitens der Wirtschaftskammer bezüglich der Standmieten Verhandlungen mit den Gemeinden geführt, aber diese seien oft nicht sehr zugänglich für die Argumente der Branche. Und eines komme dazu: Es gibt marktfreundliche Gemeinden. Da möchte der Obmann besonders Herzogenburg, Klosterneuburg und Hollabrunn hervorheben. Dann kennt er Gemeinden, denen die Märkte eher egal sind, und solche, die sie ablehnen. In dieser Frage sei das Land gedrittelt. „Die eine Gemeinde ist marktfreundlich, die Nachbargemeinde möchte uns nicht haben. Damit müssen wir leben“, sagt er.
Ein Problem, das die Marktfahrer mit anderen Branchen gemeinsam haben, ist das Generationenproblem der Berufsnachfolge. „Es fehlen die Marktfahrer zwischen 20 und 40 Jahren. Das tut sich keiner mehr an, um vier Uhr aufzustehen und mit der Arbeit zu beginnen“, so Gerhard Lackstätter.
Die Wirtschaftskammer sei schon dabei, über den Job als Marktfahrer auch an Schulen und anderen Ausbildungseinrichtungen zu informieren. Das passiert derzeit allerdings nicht im großen Stil. Das Hauptaugenmerk der Berufsvertretung ist derzeit auf rechtliche Fragen gerichtet. Hier gehe es darum, wichtige Rahmenbedingungen abzuklären. Früher, als nur Familien als Marktfahrer tätig gewesen sind, war das anders als heute, wenn auch Angestellte dabei sind und der Kollektivvertrag für den Handel zur Anwendung kommt. Auch das Thema Aufzeichnung der gefahrenen Kilometer biete jede Menge Unsicherheiten, die einer Klärung bedürfen.
Dass die Zahl der Marktfahrer mit rund 500 Mitgliedern schon über Jahre hinweg gleich bleibt, dafür sorgen die „Neuen Österreicher“, wie Lackstätter sagt. Das seien vor allem Menschen aus China und Indien, die auf den Markt fahren und das Gewerbe angemeldet haben. Letztlich aber blickt Lackstätter optimistisch in die Zukunft. „Der Markt wird ewig bleiben. Es mag Ärger geben, aber wir sind flexibel.“ (jm)
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