Das Mittelalter als Lebens-Philosophie
Manche sind Besucher, andere Darsteller und weitere nehmen diese Darstellung äußerst ernst: Die Mittelalter-Szene im Bezirk Horn - zwischen Schauspiel und Grundeinstellung.
ROSENBURG (MiW). Man kennt und liebt die strammen Recken der Rosenburger "Burgwache", ihre Mitglieder zieren Namen wie "Stephanus I.", "Martin von Rotenfeld" oder "Roland von Hanreiter": Für jene Akteure ist das Lagerleben und Verkleiden eine passende Alternative zum Urlaub, um "die Zeit zu entschleunigen und miteinander Spaß zu haben", wie die Wachen im Gespräch mit den Bezirksblättern Bescheid geben.
Ernster nimmt es Roman Lachmayer, Ritter im "Deutschritterorden 1250": Für den 43-jährigen, in der Gastronomie tätigen Waldviertler ist das Mittelalter seit sieben Jahren fixer Bestandteil seines Lebens: "Erst beginnt es als Hobby, und man steigert sich dann aus Interesse immer mehr rein."
Angefangen hat seine Leidenschaft bei Marktbesuchen mit der Familie, das entflammte Interesse ging Jahre später mit einer Vereinsentwicklung einher, der großes Augenmerk auf historische Begebenheiten im mittelalterlichen Europa und Authentizität legte.
"Man beschäftigt sich als Hobby mit dieser Thematik und bereitet sich zunehmend auf die Feste vor", erzählt Roman Lachmayer und fährt fort: "In meinem Falle hat das Mittelalter und die damals üblichen Gepflogenheiten auch Auswirkung auf mein privates Leben, da ich die ritterlichen Tugenden auch im Alltag umzusetzen versuche."
Besonders wichtig ist für den 43-jährigen, "das Leben der christlichen Werte des Mittelalters" zu wahren. Bei jedem Fest zelebriert der Deutschritterorden eine Feldmesse vor Marktbeginn, ein Mitbruder wurde kürzlich Vater und auch hier wurde das Kind in der Kapelle der Rosenburg historisch akkurat getauft.
Eben jenes Streben nach historischer Genauigkeit schlägt sich vor allem auf das Geldbörsel jener Mittelalter-Fans, die es besonders ernst nehmen: "Gewandung sollte selbstgenäht sein, der Stoff kostet zwischen 300 und 400 Euro, eine Rüstung hingegen", gibt der Deutschritter Bescheid, "kann - sofern für Kämpfe geeignet und historisch genau - zwischen 3000 und 4000 Euro kosten."
Das Lagerzelt samt Einrichtung schlägt wieder mit bis zu Zweitausend Euro zu Buche.
Für Außenstehende scheint diese teils sehr kostspielige Leidenschaft etwas befremdlich, doch schätzen die Rosenburger Burgwachen sowie auch Roman Lachmayer das Gefühl der Zusammengehörigkeit innerhalb der Szene und die grenzüberschreitenden Freundschaften, die sich durch diesen Faible bilden.
"Am spannendsten ist", so schließen die Mittelalter-Fans ab, "ist die Zeit nach dem Marktende, wenn die Gäste heimfahren, sich die Feuerstellen in der Nacht entzünden und das Lagerleben erst richtig losgeht."
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