Heimische Erdäpfel-Branche fordert Planungssicherheit für die Zukunft

Drahtwurm | Foto: LK NÖ
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Schwierige internationale Marktsituation, zufriedenstellende Ertragsaussichten und Drahtwurmproblematik standen im Fokus der Diskussion beim ersten Erdäpfel-Erntegespräch in Hollabrunn.

Rund 70 Funktionäre, Händler, Verarbeiter sowie Vertreter von AMA, Ministerium, Pflanzgutwirtschaft, und AGES tauschten sich am 26. August zu aktuellen Herausforderungen und zum Saisonverlauf im Erdäpfelbau aus. Für die Produzenten war neben der Marktsituation, den Ertrags- und Qualitätsaussichten sowie den Vermarktungschancen der heimischen Ernte, der Umgang mit dem Schädling Drahtwurm das zentrale Thema.

Zwlt.: Schädling Drahtwurm gefährdet heimische Erdäpfelproduktion
Seit dem Frühjahr 2014 herrscht innerhalb der Branche hohe Unsicherheit. Denn trotz langwieriger Diskussionen kam es im Unterschied zu den letzten Jahren – und anders als in Deutschland – zu keiner Notfallzulassung eines Pflanzenschutzmittels gegen den Drahtwurm. Die damals geäußerten Befürchtungen scheinen sich nun leider zu bewahrheiten. Schon in der Frühkartoffelsaison mussten in einigen Regionen Partien entsorgt werden, die seitens der Händler mangels Marktfähigkeit abgelehnt wurden. Der Drahtwurm ist zwar keine Gefahr für die Konsumenten, Erdäpfel mit Bohrlöchern sind aber nicht verkehrsfähig und müssen daher aussortiert werden. Bei hohem Befall ist dies technisch und wirtschaftlich nicht mehr durchführbar. Die Entsorgung ganzer Erdäpfelpartien ist die Konsequenz. Den Bauern entsteht hoher Schaden in Form von entgangenen Verkaufserlösen und unnötig eingesetzten Betriebsmittelkosten.

Dazu der Gänserndorfer Kammer-Obmann und IGE-Vorstandsmitglied Manfred ZÖRNPFENNING: „Derzeit stehen wir Produzenten, was die Drahtwurmbekämpfung betrifft, im luftleeren Raum. Neben der Forderung zur raschen Veröffentlichung der zugesagten Sonderrichtlinie zur Abfederung von Einkommensverlusten aufgrund der Drahtwurmschäden für das heurige Jahr - ist eine Entscheidung für den Anbau 2015 unerlässlich. Wir fordern daher bis spätestens Ende September klare Entscheidungen, die uns Bauern die Planung des nächsten Anbaujahres ermöglicht. Sollte es keine tauglichen Pflanzenschutzmittel geben können die Bauern wenigstens überlegen, ob sie dem Risiko ausweichen und andere Feldfrüchte anbauen.“

Der Hollabrunner La.Abg. Richard HOGL betonte diesbezüglich zu befürchtende Konsequenzen über die Landwirtschaft hinaus: „Alle Verantwortlichen müssen sich im Klaren sein, dass durch die unklare Situation hinsichtlich der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln, nicht nur die Eigenversorgung mit heimischen Erdäpfeln, sondern auch Arbeitsplätze in den verarbeitenden Industriebetrieben sowie im vor- und nachgelagerten Handel gefährdet sind. Das betrifft besonders die Region um Hollabrunn.“

Zwlt.: Ernteprognosen kurz vor Einsetzen der Haupternte

Erntejahr 2014: Witterung und Erträge
Das Jahr 2014 war für den Erdäpfelbau witterungsbedingt bislang günstig. Der frühe und trockene Start der Vegetationsperiode ermöglichte ein frühes und trockenes Legen. Auch Spätfröste blieben heuer in der Regel aus. Nach einer langen Trockenperiode im Frühjahr konnten sich die Bestände bei moderaten Temperaturen und regelmäßigen Niederschlägen zügig entwickeln. Regional - v.a. im Marchfelder Raum sowie vereinzelt im Weinviertel - traten verstärkt Probleme mit Drahtwurm auf. Die Ertragsaussichten sind heuer kleinregional sehr unterschiedlich Insgesamt kann mit einer durchschnittlichen Ernte gerechnet werden. Die Ertragsaussichten für Stärkeindustriekartoffel (primär im Waldviertel) sind aus heutiger Sicht überdurchschnittlich.

Ausblick Vermarktung: Erdäpfelmarkt mit vielen Unsicherheiten, aber auch Optimismus im TOP-Segment
Ungleich schwieriger schätzt man heuer die Vermarktung der Speisekartoffelernte ein. Nach zwei Jahren mit zufriedenstellenden Kartoffelpreisen ist der Anbau von Speisekartoffeln europaweit ausgeweitet worden. In Österreich blieb die Gesamtfläche mit 21.300 ha und einem plus von knapp 1% nahezu konstant. In Deutschland, Frankreich, Belgien, Großbritannien und den Niederlanden nahm die Fläche in Summe um 20.000 ha - oder 2,5 Prozent auf 800.000 ha – zu. Gepaart mit einer überdurchschnittlichen Ertragsschätzung wird für die EU-28 eine große Erdäpfelernte prognostiziert. Die Erzeugerpreise für Frühkartoffel, auch in Österreich, waren folglich auf einem sehr niedrigen Niveau.

Branchenkenner sehen die Lage allerdings differenzierter und mit aller Vorsicht auch optimistischer, weil der österreichische Markt sehr spezielle Qualitätsanforderungen stellt. Aufgrund eines witterungsbedingt oft hohen Anteils an Übergrößen sowie Flächen mit Qualitätsproblemen sollte die in Österreich besonders nachgefragte mittlere Sortierung und hohe Qualität im Hinblick auf Schale und Kocheigenschaft gute Absatzchancen finden. In diesem Segment dürfte der österreichische Markt keinesfalls überversorgt sein und lässt daher auf eine Preiserholung hoffen.

Importstopp Russland
Der von Russland für ein Jahr anberaumte Importstopp für europäische Agrargüter und dessen Auswirkungen auf den gesamteuropäischen Markt stellt ein ernsthaftes Problem dar. Vor allem die Niederlande, Deutschland und Polen sind vom Embargo besonders betroffen und müssen andere Absatzkanäle finden bzw. sorgen für zusätzlichen Druck am Binnenmarkt. Die betroffenen Qualitäten und Sorten entsprechen aber nicht den österreichischen Konsumgewohnheiten und Kundenwünschen. Russland ist daneben ein wichtiger Abnehmer für Saatkartoffeln. Auch diese könnten für Verwerfungen am europäischen Markt sorgen.

Drahtwurm | Foto: LK NÖ
Foto: LK NÖ

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