Danke für die gemeinsame Zeit – Kapuziner verabschieden sich von Imst

4Bilder

Am 28. August findet die Abschiedsfeier in Imst statt. Die Caritas wird das Kloster in franziskanischem Geist weiternutzen.

337 gemeinsame Jahre verbinden Kapuziner mit den Menschen in Imst

Im Jahr 1697 wurde der Grundstein für Kloster und Kirche gelegt. Am 28. August um 10:00 Uhr verabschiedet sich der Kapuzinerorden mit einem gemeinsamen Gottesdienst in der Kapuzinerkirche von den Menschen in Imst. „Als Ordensgemeinschaft wollen wir vor allem Danke sagen!“ so Br. Lech Siebert, Provinzial (Ordensoberer) von Österreich und Südtirol, der bei der Feier vor Ort sein wird. „Kapuzinerleben bedeutet Leben in Gemeinschaft und in Beziehung zu Menschen. Die Beziehung zwischen den Menschen in Imst und uns Kapuzinern hat Jahrhunderte Geschichte.“ Diese gemeinsame Geschichte drückt sich auch in den gemeinsamen Vorbereitungen zur Abschiedsfeier aus: Der Kirchenchor der Pfarre übernimmt die musikalische Gestaltung; die Stadtgemeinde richtet eine Agape im Anschluss an den Gottesdienst aus.
Der bevorstehende Abschied wurde bereits im Jänner 2015 bekannt gegeben. Von der Diözese Innsbruck wird bei der Feier am Sonntag Prälat Dr. Hermann Steidl, der Bischofsvikar für die Orden teilnehmen.

Soziale Nachnutzung durch Caritas

"Wir freuen uns sehr, dass uns die Kapuziner zutrauen, den franziskanischen Geist im Kloster Imst weiter zu pflegen. Nach einer Zeit des Planens und notwendiger Adaptierungsarbeiten werden wir mehrere soziale Angebote und Bildungsinitiativen dort unterbringen und sie den Menschen der Region zugänglich machen", so Caritasdirektor Georg Schärmer. Am Donnerstag, 15. September 2016, 19:30 Uhr wird Georg Schärmer im Refektorium des Klosters einen Vortrag halten: "Franz von Assisi - wie ich ihn verstehe" und anschließend zum Austausch einladen.
„Mich freut, dass hier unser Wirken fortgeführt wird!“ sagt Br. Lech Siebert zur Nachnutzung des Klosters. Die Verantwortung für die Kirche übernimmt in Zukunft die Pfarre. Von den beiden derzeit noch im Kloster lebenden Kapuzinern wird Br. Josef-Rupert Huber in Imst bleiben. Er wird weiterhin Dienste in der Klosterkirche übernehmen. Bis zum Frühjahr soll ein geeigneter Wohnort gefunden sein. Br. Markus Präg übersiedelt nach Feldkirch, wo er die vier Brüder zählende Gemeinschaft verstärken wird.

Segenswünsche für die Zukunft

Diözesanadministrator Msgr. Jakob Bürgler: „Beim Abschied von Imst gilt es, Danke zu sagen. Ein ganz großes Vergelt´s Gott den Brüdern Kapuzinern für ihren segensreichen und treuen Dienst, für ihre Präsenz und ihre Liebe zu den Menschen, für ihre soziale Aufmerksamkeit und ihr Gebet.
Der Abschied ist auch ein Zeichen des Umbruchs. Als Kirche stehen wir in einer Zeit großer Veränderungen. Was über Jahrzehnte und Jahrhunderte gewachsen und vertraut geworden ist, gerät in Bewegung, reißt Lücken auf und verunsichert uns.
Bitte um einen guten Weg in die Zukunft: Den Brüdern Kapuzinern wünsche ich Segen für die Zukunft, damit sie mit gebündelten Kräften die Zuversicht bewahren, dass Gott gute Wege bereitet. Der Caritas der Diözese Innsbruck, die das Kloster mit ihren Einrichtungen beleben wird, erbitte ich ein gutes Gedeihen und Freude an dem, was Gott wachsen lässt.“

Personelle Schwerpunktsetzungen im Orden

Hintergrund dieses Abschieds der Kapuziner sind verschiedene ordensinterne Maßnahmen, die die Zukunft der Kapuziner mittel- und langfristig sichern sollen. Br. Lech Siebert: „Ordensgemeinschaften befinden sich im Umbruch, da sind wir Kapuziner keine Ausnahme. Wir dürfen nicht abwarten, was die Zeit bringt, sondern müssen selbst aktiv werden.“ Unter Einbindung aller Brüder wurden 2013 verschiedene Schritte beschlossen und in die Wege geleitet. Einer davon ist die personelle Schwerpunktsetzung. „Kapuzinerleben bedeutet Leben in Gemeinschaft!“, erläutert der Provinzial. „Wir sind heute in Österreich und Südtirol etwa 115 Brüder, von denen der Großteil jetzt schon über 70 Jahre alt ist. Wir wünschen uns aber größere Gemeinschaften, in denen Jung und Alt zusammenleben. Um das zu erreichen, kommen wir nicht darum herum, manche Standorte aufzugeben.“ Gleichzeitig mit Imst ziehen sich die Kapuziner 2016 auch von Hartberg, Steiermark zurück. Die Abschiedsfeier dort fand am 21. August statt. Das Kloster Hartberg wurde von der Diözese Graz-Seckau gekauft. Der Abschied von Schlanders, Südtirol wurde für September 2017 angekündigt. Mit den personellen und strukturellen Maßnahmen gehen inhaltliche Maßnahmen einher: U.a. setzen sich die Kapuziner in einem auf drei Jahre anberaumten Prozess mit ihrem Grundauftrag auseinander.

350 gemeinsame Jahre in Imst

Die gemeinsame Geschichte des Kapuzinerordens mit Imst beginnt im Jahr 1666: Während der Fastenzeit predigt ein Kapuziner in der Stadt und hört die Beichte. Zur Grundsteinlegung kam es dann im Jahr 1679. Schon ein Jahr vor der offiziellen Weihe der Kirche ziehen 1681 die ersten Kapuziner ins Kloster ein, der Brixner Weihbischof Wilhelm von Vintler nimmt 1682 die Weihe zu Ehren des Hl. Josef vor. Etwa 100 Jahre später, vermutlich 1763 wird im Klostergarten eine Einsiedelei erbaut. 1822 gibt es einen Großbrand in Imst, bei dem auch Kirche und Kloster stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Wiederaufbau dauert bis 1825, die Kapuziner bewohnen in der Zwischenzeit vermutlich die Einsiedelei. Im 20. Jahrhundert war Imst für die Ausbildung des Ordensnachwuchses besonders wichtig: Nach der Errichtung des Noviziatsgebäude 1928 bestand das Noviziat mit einer Unterbrechung in der NS-Zeit bis 1980.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:
Christina Holaus (re.), Geigenbauerin aus der Wildschönau, zu Gast bei Redakteur Thomas Geineder im TirolerStimmen-Podcast. | Foto: BB Tirol
2

TirolerStimmen-Podcast
Wie baut man eigentlich eine Geige?

In der 89. Folge ist Christina Holaus, Geigenbauerin aus der Wildschönau, zu Gast und beantwortet die brennendsten Fragen rund um das Thema Geigenbau. Aus welchem Holz werden Geigen gebaut, wie wird man Geigenbauerin und auf was kommt es bei einer Geige an? All das erfährst Du im musikalischen Gespräch. TIROL. "Back to the roots" heißt es für die Geigenbaumeisterin Christina Holaus, wenn sie ihren Schüler*innen in der Geigenbauschule Mittenwald das Geigenbauen beibringt: "Es ist bei mir selber...

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.