Theaterforum Humiste spielt "Die 39 Stufen" - Premiere des turbulenten Hitchcock-Klassikers in experimenteller Inszenierung

Peter Mair
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IMST(alra). Einen außergewöhnlichen, sehr experimentellen Theaterabend bot der Theaterverein Humiste an der Bühne Imst Mitte anlässlich der Premiere von "Die 39 Stufen". Die Kriminalkomödie von John Buchan und Alfred Hitchcock wird von eingefleischten Krimikennern hoch geschätzt - die in England gedrehte Verfilmung trägt besonders markant die stilistischen Hitchcock Züge, gilt als eines seiner Meisterwerke und Vorlage für viele Detektivkomödien.

Im Mittelpunkt der Hochgeschwindigkeitshandlung steht der Hauptprotagonist Richard Hannay, dessen Rolle Peter Mair spielt. Mair verkörpert überzeugend den jungen Mann, der durch eine abenteuerliche Geschichte rast. Er lernt eine Frau kennen und wird als Verdächtiger in einen Mordfall verwickelt, der voller Geheimnisse steckt. Daraufhin nimmt er das Publikum mit auf eine aberwitzige Flucht, die von London bis in die schottischen Highlands führt. Spionage und Liebe reihen sich in die rasante Krimistory ebenso ein, wie ein finaler Showdown mit Schießerei im Londoner Palladium.

Die Inszenierung der Filmvorlage als Theaterstück ist eine Herausforderung, der sich der Imster Regisseur David Grissemann sehr innovativ und kompromisslos gestellt hat. Das Resultat ist eine Verschmelzung von Hitchcock und Tim Burton, gepaart mit eigenständigem Kreativpotential mit dem Grissemann der Produktion kräftige, zeitgenössische Nuancen verleiht.

Auf Leinwand eingespielte reduzierte Bilder, gestaltet von Simone Ginther, visualisieren teils statisch, teils bewegt die einzelnen Schauplätze. Eine vorwiegend abgedunkelte Szenerie, in der neben dem Schau- auch das Schattenspiel zur Geltung kommt, steigert die verwirrenden und mysteriösen Handlungsabläufe, in denen die Darsteller in rascher Abfolge ständig als neue Persönlichkeit die Bühne einnehmen.

Das weitere Ensemble bestehend aus Stefanie Bauer, Maximilian Heiss, Barbara Keplinger, Roswitha Matt, Christian Reiter und Mathias Wilhelm bewies sich sehr flexibel, besonders fordernd war die Aufgabe gleich mehrere Charaktere innerhalb des Stückes auszufüllen.
Die Anlehnung an den Filmklassiker bedingt eine dementsprechende Übersetzung der schnellen szenischen Übergänge - was den Darstellern in Imst ein präzises und hohes Spieltempo abverlangte - gutes Timing war gefragt, vor und offensichtlich auch im unsichtbaren Kostümwechsel hinter der Bühne.

Die einzelnen Szenen sind durch sichtbare Bühnenumbauten unterbrochen, die allerdings vom Regisseur sehr gezielt eingesetzt wurden. Eifrig wurden Teile hin und hergeschoben, Blöcke und Würfel bewegt. Alle Elemente des abstrakten Bühnenbildes sind in schwarz gehalten und mit Zahlen, Mustern und Symbolen in fluoreszierendem Weiß bemalt, an denen das Auge sich im Dunkeln orientieren kann. Was wie ein grotesk improvisierter Handlungsabriss wirkt und für das Publikum den inhaltlichen Faden beinahe abtrennt, ist bewusst auch als gestalterisches Element der Regiearbeit gewählt. Die einzelnen Szenen wirkten durch die Unterbrechungen verstärkt wie eine abgeschlossene Einheit, die erzählte Geschichte als Gesamtes erschien ob der enormen Schnelligkeit und Ideenabfolge noch skuriler.

Das Premierenpublikum honorierte den experimentierfreudigen Weg, den das Theaterforum Humiste mit der sehr modernen Umsetzung des Hitchcock Klassikers bot mit viel Applaus - beim nachfolgenden Ausklang mit Sekt und Buffet wurden die durchaus fordernden Eindrücke des Theaterabends noch mit anregenden Gesprächen fortgesetzt.

Weitere Aufführungen: 10./11.Juni 20 Uhr, 19.Juni 18 Uhr, 24.Juni 20 Uhr, 26.Juni 18 Uhr, 1./2.Juli 20 Uhr, 3.Juli 18 Uhr. Kartenhotline: +43 0664 6360646

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