Ursula Beiler: Leben mit "Grüß Göttin"

Ursula Beiler lebt und arbeitet in ihrem Atelier in Silz und schafft Skulpturen, Installationen und Zeichnungen.
  • Ursula Beiler lebt und arbeitet in ihrem Atelier in Silz und schafft Skulpturen, Installationen und Zeichnungen.
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Am Hohen Frauentag 2009 haben Sie in Kufstein die "Grüß Göttin"-Tafel aufgestellt. Hat das Ihr Leben verändert?
URSULA BEILER: "Ja, sehr. Bis jetzt kümmere ich mich um das Projekt, es ist viel Arbeit, auch drumherum. Aber es ist auch ein großer Erfolg. Zum Beispiel schrieb der Werbeguru Hans Peter Albrecht aus München kürzlich: 'Zwei Buchstaben und zwei Punkte machen aus zwei Wörtern eine große Idee: Grüß Göttin'. Das ist schon ein großes Kompliment."

Aber werden Sie nicht nur mit dieser Tafel in Verbindung gebracht und stehen Ihre anderen künstlerischen Werke im Grüß-Göttin-Schatten?
"Ja natürlich, dieses Projekt ist sehr bekannt und wird mit meinem Namen in Verbindung gebracht. Aber ich stehe nicht im Schatten, sondern eher im Schein der Grüß Göttin."

Hat es den Frauen in Tirol geholfen?
"Ja, ich bekomme sehr viele positive Rückmeldungen von Frauen, die mir bestätigen, dass sie sich dadurch gestärkt fühlten und motiviert werden, ihre eigenen Wünsche wahr und wichtig zu nehmen. Aber auch junge Männer sehen darin eine Chance, ein entspann-teres Leben zu führen."

Widerstand regte sich auch gegen eine Übersiedelung der Tafel nach 2016 auf den Bergisel, u. a. durch die Schützen. Ist Tirol zu kunstfeindlich eingestellt?
"Tirol ist noch immer sehr traditionell, konservativ und mit einer Doppelmoral eingestellt. Einerseits herrscht das traditionelle, patriarchale System wie gerade bei den Schützen, andererseits ist Tirol ein innovatives, modernes Land. Aber bei der kulturellen und religiösen Weltanschauung herrscht noch durchaus ein extremer Konservatismus. Die Mitte zu finden, wäre ein gutes Ziel."

Kunst und Kulturförderungen sind immer diskussionswürdig. Wie müsste diese in Tirol aussehen?
"Die Förderungen gehören weiter gestreut. Es ist gut, wenn Institutionen wie die Traditionsvereine oder das Landestheater weiterhin gefördert werden. Aber auch die bildende Kunst, die moderne Avantgarde-Kunst, sollte wieder mehr unterstützt und integriert werden. Zum Beispiel in Form von einer Kunsthalle, neuen Galerien und Ankäufen oder "Kunst am Bau"-Ausschreibungen. In Tirol wird es immer schwieriger, von der künstlerischen Arbeit zu leben."

Kunst im öffentlichen Raum. Immer wieder polarisieren Werke von Künstlerinnen und Künstlern. Wären aber nicht gerade diese Kunstins-tallationen eine Chance für das Land?
"Ja, Kunst im öffentlichen Raum ist allgemein zugänglich und man erreicht ein großes Publikum. Die Installationen, zum Beispiel auf Kreisverkehren wie in Stams, sind eine gute Gelegenheit, Kunst zu präsentieren. Nur wäre es wünschenswert, wenn die Gemeinden oder das Land zumindest die Unkosten finanzieren. Von einem Honorar ganz zu schweigen. Wir Künstler müssen uns derzeit unsere Kunst erst auch leisten können. Nehmen Sie nur die "Grüß Göttin"-Tafel. Sie musste 2011 und 2014 auf meine Kosten erneuert werden, da sie über 50 Mal von Vandalen beschmiert wurde und mit der Zeit nicht mehr zu reinigen war."

Sie bezeichnen sich selbst als „moderne Nomadin“. Ist man als Künstlerin in Tirol gezwungen, künstlerisch auf die Reise zu gehen?
"Vor allem im Kopf ist es wichtig, auf Reisen zu gehen. Ich lebe und arbeite gern in Tirol. Dieses Land ist einzigartig und eine Quelle der Inspiration. Als das Herz der Alpen und Europas können von hier aus – vergleichbar mit den Wasserläufen – Visionen davon ausgehen. Und daran arbeite ich."

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.