Nach "Hydra"-Spendenaufruf: Supermarktkette verzichtet auf Zahlung
In den sozialen Medien wurde zum Spenden aufgerufen, nachdem das Satire-Projekt "Hydra" angesichts einer Klagsdrohung zahlen musste. Der Betrag von 3.000 Euro wurde zwar noch am Montag erreicht - nachdem die "Hofer KG" nun auf auf die Zahlung verzichtet, stellt "Hydra" die Spenden anderen bedrohten Satire-Projekten zur Verfügung.
WIEN. Satire-Fans waren in den sozialen Medien zum Spenden aufgerufen, nachdem das Wiener Satire-Projekt "Hydra" angesichts eines Facebook-Postings von einer österreichischen Supermarktkette mit Klage bedroht wurde und trotz sofortiger Löschung des Postings einen vierstelligen Betrag entrichten mussten.
Die Fans haben nicht nur eifrig gespendet - sie haben offenbar auch fleißig auf der Facebook-Seite von "Hofer Österreich" gepostet und dazu aufgerufen, das Satire-Projekt "Hydra", rund um ihren bekanntesten Vertreter Maximilian Zirkowitsch ("Bezirkowitsch"), finanziell nicht zu belangen. Das hat Wirkung gezeigt: noch am Montag Abend gibt "Hofer Österreich" auf seiner Facebook-Seite bekannt, dass man nicht nur auf die Erstattung entstandener Rechtsanwaltskosten verzichten will, sondern auch, dass jene Kosten, die "Hydra" bereits entstanden sind, "refundiert werden".
Das Posting im Wortlaut: "(...) Unsere juristische Vorgehensweise beinhaltete die Aufforderung zur Löschung des oben erwähnten Facebook-Postings. Die Verbindung zu politischen Gruppierungen widerspricht zu tiefst der Hofer Unternehmenspolitik. Ferner distanzieren wir uns in aller Deutlichkeit von jeglichen politischen Engagements. Das Posting des Magazins überschreitet unserer Überzeugung nach die Grenze der politischen Satire und des ethischen Geschmacks.
Trotzdem und unter Berücksichtigung, dass wir das Magazin finanziell nicht belangen wollen, sind wir nach nochmaliger interner Diskussion zum Entschluss gekommen, die entstandenen Anwaltskosten - die in solchen Angelegenheiten üblicherweise weiter verrechnet werden - dennoch selbst zu übernehmen. Die vom Magazin „Hydrazine“ bereits bezahlten Kosten werden wir vollständig refundieren, sodass keine finanzielle Belastung bleibt. :-) Liebe Grüße, Ihr Hofer Social Media Team"
"Hydra" hat am Dienstag Nachmittag via Facebook bekannt gegeben, das von der "Hofer KG" zurück gegebene Geld nicht zu behalten, sondern "anderen Satireprojekten in Österreich bei Bedarf zur Verfügung stellen. Wer immer sich einer Klagedrohung bzw. Honorarforderungen von Anwälten gegenübersieht, möge sich vertrauensvoll an uns wenden. In diesem Sinne hoffen wir, dass der Erfolg unserer Aktion an sich schon eine gewisse Absicherung für die österreichische Satireszene bildet und bedanken uns nochmal bei allen, die die Sache so fleißig geshared und unterstützt haben!"
Der Hintergrund
Wie ist es überhaupt zu der Klagsdrohung gekommen? "Hydra" veröffentlichte vor Kurzem ein Posting auf Facebook, welches das Logo und den Namen einer Supermarktkette mit einem der beiden Präsidentschaftskandidaten in Verbindung brachte. Darauf reagierte die Kette über eine Rechtsanwaltskanzlei mit einer Klagsdrohung wegen Urheberrechtsverletzung und Kreditschädigung sowie einer vierstelligen Honorarforderung, die binnen 24 Stunden zu begleichen war. Trotz sofortigen Einlenkens der Satire-Gruppe "Hydra" beharrten die Anwälte auf einer umgehenden Bezahlung.
Da die "Hydra" nach eigenen Aussagen "so einen Angriff finanziell nicht überstehen würde" waren die Satire-Fans gefordert, die "Hydra" finanziell zu unterstützen. Dazu wurde vor allem über die sozialen Medien aufgerufen. "Hydra" schreibt dazu auf der Crowdfunding-Seite wemakeit.com: "Wir sind der Meinung, dass Satire alles darf. Damit wir auch weiterhin die «Großen« reizen und ungefährdet Schabernack treiben können, brauchen wir nun deine Hilfe. Denn die Geldforderung brachte die Hydra an den Rand ihrer Existenz. Noch so einen Angriff würden wir finanziell nicht überstehen."
Ab 5 Euro gibt es Goodies für die Spender
Finanziell bedrohlich ist so eine angedrohte Klage für das Satire-Projekt auch deshalb, weil sämtliche Mitglieder ehrenamtlich arbeiten und das Projekt zu keiner Zeit auf Gewinn ausgerichtet war.
Dabei zahlte sich Spenden auch für die Spender aus. Wem die Rettung der "Hydra" 249 Euro Wert war, bekommt eine "Hydra-Privatlesung" im eigenen Wohnzimmer. Dies wurde nach bz-Informationen auch tatsächlich von einem Spender gekauft. Für "Tausend Schilling" (also rund 73 Euro) konnte
ein persönliches Youtube-Beschimpfungs-Video von Bezirkowitsch erstanden werden. Und auch im untersten Preissegment ging man nicht leer aus: ab einer Spende von 5 Euro gibt es ein Freigetränk auf der nächsten "Hydra"-Medienfreiheitsparty, die im September stattfinden wird.
Das Wiener Satire-Projekt Hydra hat es spätestens seit dem "Wahlkampf" ihres prominentesten Vertreters, Maximilian Zirkowitsch (aka. "Bezirkowitsch") in Rudolfsheim-Fünhaus ("Gib Stimme, du Opfa"), zu größerer Bekanntheit in der Stadt gebracht - aber auch die Innenstadtführungen der anderen Art ("Bru-Bru-Tours" durch den 1. Bezirk) oder der ganz besondere (satirische) Stadtführer "Wien, wie es wirklich scheint", sind vielen Menschen ein Begriff.
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