Kunstsammlung Essl übersiedelt nicht ins Künstlerhaus
Das Essl-Museum in Klosterneuburg stellt mit Ende Juni seinen Ausstellungsbetrieb ein. Im Künstlerhaus am Karlsplatz räumt man mit Gerüchten über eine Übernahme der Sammlung Essl auf.
INNERE STADT. "Nein, die Sammlung Essl kommt nicht ins Künstlerhaus, diese Meldungen sind völlig falsch", stellt Nadine Wille vom Wiener Künstlerhaus klar. "Fakt ist, dass nach der Sanierung, die im Juli nach dem Ende der Wiener Festwochen startet, die Albertina die Hälfte der Fläche mit kuratierten Ausstellungen bespielen wird. Diese werden sich mit Kunst nach 1945 beschäftigen. Ob da Leihgaben der Sammlung Essl dabei sein werden, wird man sehen", so Wille.
Fix hingegen ist, dass das Essl-Museum in Klosterneuburg mit 1. Juli seine Pforten schließt. Der Ausstellungsbetrieb ist laut Eigentümer Karlheinz Essl nicht mehr finanzierbar. Bereits im September 2014 verkaufte Essl an den Industriellen Hans-Peter Haselsteiner 60 Prozent seiner Kunstsammlung, um mit einer Finanzspritze seine marode Heimwerker-Kette "baumax" vor dem Ruin zu retten. Leider vergeblich: Am 30. Oktober 2015 schlossen in Österreich die letzten "baumax"-Filialen.
Das gleiche Schicksal ereilt nun das Essl-Museum: Mit Ende Juni wird der Ausstellungsbetrieb eingestellt und die Mitarbeiter entlassen, die Sammlung selber wird Essl jedoch nicht veräußern. Auch für Haselsteiners 60 Prozent zeichnet sich das Ehepaar Essl als künstlerischer Leiter verantwortlich.
Haselsteiner gehören 74 Prozent des Künstlerhauses
Nun wurden Stimmen laut, die Sammlung ins Wiener Künstlerhaus zu übersiedeln. Weit hergeholt ist die Idee nicht, da Haselsteiners Privatstiftung 74 Prozent der "Künstlerhaus Besitz- und Betriebs GmbH" hält. Der Industrielle lässt rund 30 Millionen Euro in die notwendige Sanierung des Gebäudes am Karlsplatz fließen und erhält dafür 50 Prozent der Ausstellungsfläche im Erdgeschoß. Um nach der Sanierung, die am 1. September 2018 abgeschlossen sein soll, das Künstlerhaus wieder in die Reihe der bedeutenden Museen einzureihen, konnte Haselsteiner Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder für eine Kooperation gewinnen.
Da die Albertina die Erdgeschoßfläche mit Kunst nach 1945 bespielen wird, ist die Wahrscheinlichkeit von Exponaten aus der Essl-Sammlung groß. Für konkrete Pläne ist es aber laut Wille vom Künstlerhaus noch zu früh. Das Museumsgebäude in Klosterneuburg möchte Essl als Depot für die Kunstwerke halten. Dort soll auch laut Nachfrage beim Essl-Museum die Sammlung bleiben, ein Umzug in ein anderes Museum ist nicht geplant.
Hintergrund
Die Sammlung Essl des Unternehmers Karlheinz Essl und seiner Frau Agnes beinhaltet Werke von Oskar Kokoschka über Gottfried Helnwein bis Arnulf Rainer. Die Privatsammlung mit knapp 7.000 Werken befindet sich im 1999 errichteten Essl-Museum in Klosterneuburg, das mit Ende Juni 2016 seinen Ausstellungsbetrieb einstellt.
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