Pferd gegen Fahrrad: Fiakerbetreiber beschwert sich über Rikschas
Der Fiakerunternehmer Wolfgang Fasching wehrt sich auf Facebook gegen immer strengere Auflagen für Fiaker und kritisiert die wachsende Anzahl der Rikschas in der City. Diese hätten weder Auflagen noch Registrierung.
INNERE STADT. Ein Facebook-Posting von Fiakerbetreiber Wolfgang Fasching, besser bekannt unter seinem Sptznamen "Fiaker-Baron", sorgt derzeit für Aufregung. "Wir sollen weg und die wachsen fast stündlich" ist der genaue Wortlaut des Postings (siehe Foto).
Mit "die" meint der Unternehmer die Rikschafahrer, die ebenfalls an öffentlichen Plätzen rund um Sehenswürdigkeiten nach Fahrgästen Ausschau halten. "Weg" sollen die Fiaker vom Stephansplatz, der lukrativsten Stelle, um Touristen für eine Rundfahrt zu gewinnen. "Derzeit befinden sich 24 Stellplätze auf dem Stephansplatz. Zwölf Plätze werden uns jetzt weggenommen und auf den Ring verlagert", so Fasching zur bz. "Aber dort kommt kein Mensch hin. Dann müssen künftig die Pferde, die auf dem Stephansplatz stehen, die Arbeit der anderen zwölf ´Zeugln´ übernehmen."
Rikschas nicht gekennzeichnet
Während die Fiaker über immer mehr Vorschriften und Gesetzesverschärfungen klagen, sind die Rikschafahrer keinen Pflichten unterworfen. "Die Rikschas sind nicht nummeriert und agieren rücksichtslos. Es werden Schäden an Blumentöpfen in Schanigärten angerichtet und Fiaker in der Habsburgergasse abgedrängt", klagt Fasching. Als Konkurrenz sieht der Fiakerbetreiber die Rikschas jedoch nicht. "Diese Räder fungieren nur als Werbeträger für große Unternehmen und deshalb ist es egal, ob sie überhaupt gebucht oder nur durch die Fußgängerzonen geschoben werden", so Fasching, der zugibt, mit dem Facebook-Posting nur seinem Ärger Luft gemacht zu haben. Für die Rikschas wünscht er sich dennoch eine Durchnummerierung und Kontrollen: "Die Räder werden an junge Leute vermietet, die nicht einmal krankenversichert sind."
Von Beschwerden über die wachsende Anzahl der Rikschas weiß auch die Bezirksvorstehung. "Die Situation ist schwierig, da sich Fahrradtaxis nicht anmelden müssen", erklärt Paul Schmidinger, Sprecher von Bezirkschef Markus Figl (ÖVP) die rechtliche Seite. "Um eine Genehmigung muss man nur ansuchen, wenn Stellplätze vergeben werden. Für Rikschas gibt es aber keine Stellplätze." Rikschas gelten laut Schmidinger als Lastenfahrrad und müssen sich einzig an das Radverbot in Fußgängerzonen halten - daher werden sie rund um den Stephansplatz einfach geschoben.
"Haben sehr hohen Standard"
Mit seinem Posting hat Fiakerunternehmer Wolfgang Fasching nicht nur seinem Ärger Luft gemacht, sondern auch die Diskussionen rund um die Sinnhaftigkeit der Fiaker neu angefacht. Zur Erinnerung: Rechtzeitig zu Sommerbeginn trat eine Novelle in Kraft, wonach Fiakerpferde ab einer Temperatur von 35 Grad nicht mehr anzuspannen sind. Zusätzlich wurde die Arbeitszeit der Tiere um zwei Stunden gekürzt: Statt von 9 bis 23 Uhr dürfen sie nun nur mehr von 10 bis 21 Uhr unterwegs sein.
Diese Regelung ist laut Fasching völlig unnötig: "Es war nie jemand mit seinen Pferden von 9 bis 23 Uhr unterwegs! Das ist natürlich zu lange für die Tiere. Wir waren innerhalb dieses Zeitrahmens unterwegs, um neun fuhren die ersten Kollegen los, die dann aber auch um 18 Uhr wieder im Stall waren."
Der "Fiaker-Baron", der nicht nur der Vorsitzende des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes (SWV) Simmering, sondern auch als Ausschussmitglied der Wirtschaftskammer mit den Agenden der Wiener Fiaker beauftragt ist, lässt auch die anderen Kontra-Argumente der Tierschützer nicht gelten. "Wir halten einen sehr hohen Standard und haben weltweit einen elitären Ruf. Es hat sich in den letzten 18 Jahren sehr Vieles zum Positiven geändert. Mir muss auch niemand sagen, dass mein Pferd bis zu 120 Liter Wasser pro Tag benötigt. Ich lebe mit meinen Pferden und verstehe sie. Wenn ein Pferd Durst hat, beginnt es mit der Vorderhand zu scheren."
Hintergrund
Bericht:Neue Novelle zum Fiakergesetz: Hitzefrei für Kutschenpferde
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