INTERVIEW – "Es soll urig zugehen"

Stets gutgelaunt: Lilo, Galley, die Obfrau des Tiroler Mundartkreises ist eine mitreßende Persönlichkeit.
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  • Stets gutgelaunt: Lilo, Galley, die Obfrau des Tiroler Mundartkreises ist eine mitreßende Persönlichkeit.
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STADTBLATT: Sind Mundartgedichte immer lustig?
Lilo Galley: Schön wär's. Die Gedichte haben wir absichtlich so gesammelt, dass das Buch eher lustig ist. Es soll etwas zum Schmunzeln sein, etwas Entspannendes.

Wer sind die AutorInnen?
Meist sind das Mitglieder aus unserem Verein, dem Tiroler Mundartkreis. Insgesamt haben wir 70 Mitglieder und im Buch haben wir die Gedichte von 68 AutorInnen – wohlgemerkt aus allen Bundesländern – zusammengewürfelt. Drunter und drüber, wie auch der Titel sagt. Wir haben das Buch schon in Tirol und Südtirol präsentiert.

Gibt es Probleme in Sachen Nachwuchs in der Mundartliteratur?
Jein. Natürlich hätte ich gerne, dass auch die jungen Leute für diese Art der Dichtung Interesse zeigen. In der Praxis sind unsere "jungen Dichter" alle schon über vierzig. Aber Mundart geht nicht verloren, würde ich sagen: Jedes SMS wird in Mundart geschrieben und unser SMS-Wettbewerb, den wir gemeinsam mit der Hypo Bank organisiert haben, war letztes Jahr ein voller Erfolg, mit wirklich vielen Teilnehmern und tollen Sprüchen. Da haben sich die jungen Leute wirklich was einfallen lassen. Mundart ist noch immer wichtig, nur muss man das richtige Format finden. Mir kommt auch vor, dass sich die junge Generation nicht mehr auf einen Verein festlegen will.

Welche Themen kommen im Gedichtbuch vor?
Eigentlich quer durch den Gemüsegarten. Natur, Liebe, Heimatverbundenheit – diese sind die am öftesten angesprochenen Themen. Dabei kamen unsere Autoren aus allen Himmelsrichtungen. Erni Rieder beispielsweise kommt aus dem Burgenland. Auch national bekannte Namen, wie Annemarie Regensburger (Anm. d. Red.: Gewachsen im Schatten) kommen im Buch vor.

Wie lange hat es gedauert, die Sammlung zusammenzustellen?
Die Gedichte selbst waren gleich einmal beieinander. Problematischer war die Subvention. Zwei Jahre lang hat es gedauert, bis wir die Finanzierung für das Buch gesichert haben. Geplant war eine Auflage mit 500 Exemplaren, der Verlag (Anm. d. Red.: Edition Tirol) hat dann aber 1000 gedruckt.

Was muss ein(e) MundartdicherIn können?
Ich rede den Autoren und Autorinnen wenig drein. Urig soll es halt sein und in Mundart geschrieben. Wichtig ist auch, dass der Vortrag passt. Die Lesung muss Schwung haben und wenn man im Dirndl oder der Lederhose zum Treffen kommt, ist das auch nicht verkehrt.

Was sind die Pläne für die Zukunft?
Vom Mundartkreis aus nichts Neues. Da fehlt uns leider das Geld. Eine persönliche Herzensangelegenheit ist für mich die Planung für das erste gesamtösterreichische Mundarttreffen, das in Innsbruck stattfinden soll. Diese Idee steckt jedoch noch immer in Kinderschuhen.

Das Interview führte
Agnes Czingulszki

Zur Person Lilo Galley

Lilo Galley, geboren 1948 in Oberösterreich, kam als Kind nach Tirol. Zehn Jahre lang lebte sie in Wien, bis sie das Heimweh zurück in die Berge zog. Sie schreibt und spricht in ihren drei Dialekten, hat sechs eigene Bücher veröffentlicht und für den Mundartkreis eine CD ("Tiroler Sagen") herausgebracht. Die gelernte und pensionierte Fotokauffrau spricht am liebsten "gehobenen Innsbrucker Dialekt", wie sie selbst sagt.

Terminhinweis
Am 18. September um 19:30 Uhr findet eine Mundartlesung im ORF Studio 3 am Innsbrucker Rennweg statt. Bei der Lesung treten AutorInnen des Buches auf.

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