Die Flüchtlingskrise im Zeitraffer: 365 Tage des Umbruchs

Die Zahl der ankommenden Menschen hat sich im Moment stark reduziert. Doch täglich setzen tausenden mit Booten nach Italien über. | Foto: Czingulszki
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  • Die Zahl der ankommenden Menschen hat sich im Moment stark reduziert. Doch täglich setzen tausenden mit Booten nach Italien über.
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September 2015, Innsbruck. Veränderungen kündigten sich an. Zu diesem Zeitpunkt beherbergte die Stadt bereits etwa 1.000 Asylsuchende. Mit der Öffnung der Grenzen zu Ungarn würden es mehr werden – viel mehr.

September bis Oktober 2015:

Krisenmodus! Bgm. Christine Oppitz-Plörer erklärte die Aufnahme von Flüchtlingen zum moralischen Imperativ. Fieberhaft wurde nach Notunterkünften im Stadtgebiet gesucht. "Das Immobilienmanagement der Stadt hat hier gut funktioniert", ist Flüchtlings-StR Franz Gruber (damals noch Oppositionsführer) überzeugt. Das oberste Ziel, dass niemand unter freiem Himmel schlafen muss, wurde erreicht. Die Zahl der untergebrachten Flüchtlinge stieg stetig.

November bis Dezember 2015:
Die ersten Probleme zeichneten sich ab. "Es wurde schnell klar, dass wir Gefahr laufen, unsere Systeme und die Bevölkerung zu überfordern", schildert Gruber – seit 1. Dezember Ressortchef für Flüchtlingswesen. Besonders die Lage in den Großunterkünften wie am Paschberg spitzte sich zu. Polizeieinsätze und Negativschlagzeilen häuften sich. Lösungen mussten her. Die Stadtführung wollte fortan "agieren statt reagieren" und suchte nach Auswegen.

Jänner bis Februar 2016:

Kurswechsel! Aufnahmestopp! Die Stadtregierung formulierte es freundlich: "Innsbruck hat seinen Beitrag geleistet." Bei der Argumentation half die bundesweit ausgegebene Quote von 1,5 Prozent – 2.000 Aslysuchende auf 130.000 Einwohner erfüllten diese. Zugleich nahmen die Konflikte mit den TSD zu. Die Stadt verlangte von den Tiroler Sozialen Diensten umfangreiche Sicherheits- und Betreuungskonzepte – diese war jedoch noch hauptsächlich mit der Quartiersuche beschäftigt.

März bis April 2016:
Die kritischen Stimmen wurden lauter. In Wilten, Arzl und im Sieglanger regten sich Proteste gegen geplante Großunterkünfte. Bürgerinitiativen formierten sich. Die Stadtregierung versucht seither – mit wechselndem Erfolg – die Menschen auf ihrem Kurs mitzunehmen. "Nicht sozialromantisch und nicht hetzerisch sein", skizziert StR Gruber das Motto. Zugleich entlasteten Landesinitiativen zur breiteren Verteilung der Geflüchteten zunehmend die Landeshauptstadt.

Mai 2016 bis heute:
Die getroffenen Maßnahmen wirken. Die Situation hat sich stabilisiert – sofern kein neuer Ansturm kommt. Doch die größten Herausforderungen, die Integration in Arbeits- und Wohnungsmarkt, beginnen gerade erst – ein Generationenprojekt für die gesamte Stadt.

Suchtgiftszene ist das Hauptproblem:

Die nordafrikanische Suchtgiftszene wird in Zeiten der Flüchtlingskrise für die Stadtpolitik zu einem immer größeren Problem. "Alles was wir an Positivem leisten, jedes gelungene Projekt zur Integration echter Flüchtlinge, wird durch die Probleme, die diese Szene verursacht, konterkariert", analysiert Flüchtlings-StR Franz Gruber. Tatsächlich sind die Mitglieder dieser Szene für einen Gutteil der Verbrechen im öffentlichen Raum verantwortlich. Straftaten durch echte Flüchtlinge gibt es hingegen kaum. "Die Sorgen und Ängste, die die Bevölkerung in Bezug auf diese Szene hat, sind völlig berechtigt", betont Gruber. Er fordert von der Bundesregierung Verschärfungen im Strafrecht, wie etwa die Inhaftierung dieser Personengruppen bei illegalem Aufenthalt. "Die Polizei braucht mehr Möglichkeiten, um diesem Problem Herr zu werden", betont Gruber. "Es darf nicht sein, dass diese Gruppe die vielen ehrlichen, schutzbedürftigen Flüchtlinge in Misskredit bringt!"

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