Mit „Terra Preta“ zum Tiroler Regionalitätspreis

Julian Pfützner, Cyril und Caroline Marcelin mit den Kindern Anna und Vito – mit ihrer Schwarzerde hoch über Schwendt.
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Die Terra Tirol KG, ein Familienbetrieb in Schwendt, arbeitet seit mehreren Jahren erfolgreich mit Schwarzerde (Terra Preta). Dafür wurde nun der Tiroler Regionalitätspreis verliehen.

Wir, die TerraTirol KG, sind ein Familienbetrieb und stellen seit 2014 eine hochwertige Erde nach der Terra-Preta-Methode her. Das Interesse an dieser Schwarzerde nimmt auch in Tirol stetig zu, und wir beraten eine immer größer werdende Anzahl an Hobbygärtnern dabei, wie sie selbst ganz einfach aus ihren Gartenabfällen eigene Terra Preta machen können. Das altbewährte Kompostieren ist ein wichtiges und sinnvolles Mittel zum Schließen von Stoffkreisläufen und somit geradezu ein Musterbeispiel für Regionalität! Anstatt Gartenabfälle am Bauhof zu entsorgen und im Gegenzug die fehlenden Nährstoffe immer wieder durch industriell hergestellten Dünger zu ersetzen, wird das Material im eigenen Garten in Komposterde fürs Beet verwandelt“, schildert Julian Pfützner, Sprecher des kleinen Unterländer Unternehmens.

Die Methode der Terra Tirol KG geht hier jedoch noch einige Schritte weiter: „Die gegenüber dem Kompost hochwertigere Schwarzerde, die in Schwendt produziert wird, macht jegliche Düngergabe überflüssig, sorgt für einen raschen und nachhaltigen Humusaufbau im Beet, bindet durch die enthaltene Pflanzenkohle große Mengen an CO2 im Boden, macht Pflanzenschutzmittel weitgehend überflüssig. „Und das Beste daran: Mit der von uns angebotenen Starter-Mischung kann jeder selbst Schwarzerde herstellen, im Garten und auch im Haus (mit der „Bokashi“-Methode), “, so GF Cyril Marcelin.

Einsatz in Landwirtschaft

Auch in der Landwirtschaft werden die Zutaten der Terra Preta inzwischen mit großem Erfolg eingesetzt: die Tiere im Stall bleiben gesünder, die Bauern sparen Antibiotika und Tierarztkosten, die angereicherte Gülle stinkt nicht mehr (keine Nährstoffverluste in die Luft!) und wird wesentlich ergiebiger, die mit der Gülle ausgebrachte Pflanzenkohle wird im Boden gespeichert und verhindert die Auswaschung von Nitrat ins Grundwasser, gleichzeitig wird dauerhaft Humus aufgebaut, Bodenerosion vorgebeugt und Dünger eingespart.
Die Methode wird auch in Entwicklungsländern mit Erfolg eingesetzt. So wurde etwa nach dem schweren Erdbeben in Nepal die Terra Preta zu einem adäquaten Hilfsmittel für die Menschen.

„Wir zeigen den Besuchern unserer Anlage in Schwendt sowie den Teilnehmern an unseren Kursen und Seminaren in ganz Tirol und darüber hinaus konkrete Wege auf, wie sie nicht nur ihren Stoffkreislauf schließen, sondern ein regelrechtes ‚Upcycling‘ schaffen. Dabei leisten wir Pionierarbeit, denn es gibt bislang in Österreich außer uns nur einen Schwarzerde-Hersteller (in der Steiermark). Wir arbeiten auch zunehmend mit den Tiroler Landwirtschaftsschulen zusammen, damit die Terra-Preta-Methode in Zukunft fester Teil der Ausbildung wird“, so Pfützner.

Ein von der Terra Tirol zu gründender Verein „Klimaschutz und Bodengesundheit mit Terra Preta“ ist in Vorbereitung.

Die regionale Wirtschaft bzw. regionale Kreisläufe werden indirekt dadurch gestärkt, dass zum einen die regionale Eigenproduktion erhöht wird, und zum anderen einige umweltbelastende Substanzen (siehe oben) nicht von weit her zugekauft werdnen müssen. Die intensivere und ertragreichere Garten- und Flächenbewirtschaftung und die durchweg positiven Erfahrungen tragen erfahrungsgemäß zu einem verstärkten Austausch der Anwender untereinander bei, betont GF Marcelin die positiven Regionalitäts-Aspekte.

Start mit Gemüsegarten

Der Betrieb ist aus einer privaten Initiative hervorgegangen. Vor einigen Jahren hatte die Familie einen vollkommen verwilderten Gemüsegarten übernommen. Herkömmliche Maßnahmen zum Anbau und zur Pflege fruchteten wenig, ehe sie sich entschloss, Effektive Mikroorganismen und die bis dahin kaum verbreitete Methode der Terra Preta anzuwenden. Und der Erfolg stellte sich sehr bald ein. Humus baute sich auf, Schadpflanzen verschwanden, viele Bodenlebewesen (Regenwürmer etc.) siedelten sich an, die Schnecken hingegen mieden den Garten. Die angebauten Pflanzen (Gemüse, Blumen) gediehen prächtig – sowohl in den Beeten im Garten als auch in den Kübeln und Balkonkästen. „Nach diesen langjährigen Erfahrungen haben wir uns entschlossen, unsere Firma zu gründen. Mit unseren Produkten – der Tiroler Schwarzerde und dem Schwarzerde-Starter – wollen wir jedem ermöglichen, seinen eigenen Beitrag zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur zu leisten. Genaue Informationen dazu kann man auf unserer Homepage www.terratirol.at finden“, resümiert Pfützner.

Julian Pfützner, Cyril und Caroline Marcelin mit den Kindern Anna und Vito – mit ihrer Schwarzerde hoch über Schwendt.
Ansetzen der Schwarzerde (li.).; reiche Ernte und beste Qualität – wenn die Erde „passt“, ist auch das fruchtige Ergebnis aus dem Beet oder aus dem Topf ein spürbar besseres.
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