Eine Jägerin im Portrait: Sabine Gwirl jagert mit Leib und Seele

Sabine Gwirl beim Jagern. | Foto: Sabine Gwirl
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Die Jägerin aus Kufstein wendet sehr viel Energie für die Öffentlichkeitsarbeit für die Jäger auf: Sie vermittelt Kindern an Schulen Wissen über Wild, Wald sowie den Aufgaben eines Jägers und sucht das konstruktive Gespräch mit allen Besuchern des Waldes.

Sabine Gwirl lädt zum Gespräch ins Hotel Andreas Hofer in Kufstein. Der erste Eindruck lässt nicht vermuten, dass man es bei der modebewussten Gastgeberin mit einer berufenen Jägerin zu tun hat. Sie greift bei der Begrüßung die unausgesprochene Vermutung auf, quittiert sie mit Humor und einem Lächeln, gerade so, als könne sie Gedanken lesen. „Das Dirndl trage ich in der Arbeit, auf die Jagd gehe ich damit nicht“, lacht Sabine Gwirl, beginnt zu erzählen und gewährt einen facettenreichen Einblick in ihr Leben als Jägerin.

Der Vater als Wegbereiter
Wie viele Jäger entdeckte auch Sabine Gwirl die Leidenschaft für das Jagern in ihren Kindertagen, begleitete ihren Vater häufig ins Revier in den Kitzbüheler Alpen. „Die Atmosphäre bei der Jagd eröffnet viel Raum für interessante und ergreifende Gespräche und viele Abenteuer. Die Zeit, die ich mit meinem Vater im Revier verbracht habe, war daher besonders kostbar“, erklärt die Wahl-Kufsteinerin. Auf die Frage, welche Bedeutung sie dem Jagern persönlich beimisst, zitiert sie den Jagdliterat Friedrich von Gagern: „Jagd ist Schauen, Jagd ist Sinnen, Jagd ist Ausruhen, Jagd ist Erwarten, Jagd ist Dankbarsein, Jagd ist Advent, Jagd ist Bereitung und Hoffnung“. Sabine Gwirl liebt ihre Heimat, schätzt den Reichtum der hiesigen Natur und scheut weder Arbeit noch Mühen, die das Jagern mit sich bringt. Außerdem betreibt die Hotelfachfrau, wo sie nur kann Öffentlichkeitsarbeit für das Jagern. „Das, finde ich, ist übrigens eine Aufgabe, der jeder Jäger auf seine Art und Weise nachkommen sollte“, so Gwirl.

Auch Frauen jagern
Es gibt hierzulande viele Jäger, aber noch wenige Jägerinnen. Die Frauenquote unter den Anwärtern zur Jagdprüfung liegt momentan bei einer Frau je zehn Teilnehmern. Dass es Frauen mitunter schwerer haben, sich in der Männerdomäne zu behaupten, bestätigt Sabine Gwirl und appelliert an jagdbegeisterte Frauen, dies jedoch nicht als Vorwand zu benutzen. Vielmehr verlangt es Wissen, Diplomatie und Respekt, Skeptikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. „Schlussendlich kommt es darauf an, dass jeder Jäger – ob männlich oder weiblich – im Revier gute Arbeit leistet“, so Gwirl.

Die Jägerin in der Schule
2006 initiierte der TJV das Projekt „Jägerin in der Schule“, in Zusammenarbeit mit den Volks- und Hauptschulen sowie den Gymnasien in Tirol, um den Schülern das Thema „Jagd“ näher zu bringen. An den Volksschulen im Bezirk Kufstein hält Sabine Gwirl dazu Vorträge – seitens der Lehrer und Schüler herrscht dafür großes Interesse. Die Jägerin begegnet den Kindern auf Augenhöhe und ist darum bemüht, ihnen ihre Welt als Jägerin begreifbar zu machen. Das Klassenzimmer verwandelt Sabine Gwirl mit einer ganzen Reihe von Präparaten, Abwurfstangen, kindgerechtem Unterrichtsmaterial, Rucksack, Hut, Fernrohr und vielem mehr flugs zu einem „Wald- und Wildschauraum“. Die Kinder sind begeistert, freuen sich neben der Theorie, auch mit der Jägerin ins Revier zu gehen. „Immer mehr Kinder wachsen fern von der Natur auf und das, obwohl sie sie teilweise direkt vor der Haustüre haben. Sie kennen sich zwar mit dem Computer aus, verarmen aber zusehends, was das Verständnis für Wild und Wald anbelangt“, so Sabine Gwirl. Sie findet es schade, wenn Eltern wenig Zeit mit ihren Kindern im Freien verbringen. „Ich verstehe natürlich, dass manche kaum eine Möglichkeit sehen, vor allem, wenn beide Elternteile berufstätig sind“, bekundet Sabine Gwirl, die selbst Mutter ist.

Verständnis für das Wild

Ihre Arbeit an den Schulen hält Sabine Gwirl für nachhaltig – der Erfolg gibt ihr Recht. Immer wieder erreicht sie bunte „Fanpost“ aus den Klassen oder wird von so manchem Schüler „in der freien Wildbahn“ wiedererkannt. Die Resonanz des Projektes ist seitens der Lehrer und Direktoren sehr zufriedenstellend. „Und dabei beschönige ich keineswegs die Tatsachen des Jagerns“, ergänzt die Jägerin.

Jagern als Lebensinhalt
Der Lebensgefährte von Sabine Gwirl ist selbst begeisterter Jäger. Die gemeinsame Zeit im Revier genießen die beiden in vollen Zügen – auch wenn es beruflich bedingt oft zeitlich knapp wird. Die Gäste erfreuen sich am Jagderfolg und warten gespannt darauf, was die „Chefleut“ erlegt haben. „Wildfleisch-Wildbret ist ein echtes Naturprodukt, das zu den eiweiß-, und nährstoffreichsten, vor allem aber zu den fett- und cholesterinärmsten Fleischsorten zählt. Wir verwöhnen unsere Gäste mit herrlichen Wildgerichten, die mit heimischen Pilzen verfeinert werden“, erklärt Sabine Gwirl.

Über Sabine Gwirl
Ich arbeite: als Assistentin der Geschäftsführung im Hotel Andreas Hofer in Kufstein
Mein Jagd-Revier liegt in: Going am Wilden Kaiser
Ich bin: begeisterte Jägerin und auch ausgebildete Falknerin und habe einen Harris Hawk geflogen.
Die Jagdprüfung habe ich absolviert: im Jahr 2004
Meine schönsten Jagd-Erlebnisse: hatte ich, als ich auf meinem Bodensitz im Morgengrauen bemerkt habe, dass wenige Meter neben mir eine Rehgeiß mit ihren zwei Kitzen äste und, als ich meine erste Gams im Wilden Kaiser erlegt habe.
Ich finde es schade, dass: ein Großteil der Bevölkerung gegenüber den Jägern und der Jagd das Vorurteil hat: der Jäger fährt mit dem Jeep in den Wald, erlegt das Wild und fährt mit der Trophäe nach Hause. Gegen dieses Vorteil des Trophäenkultes verwehre ich mich sehr. Um dem entgegenzuwirken sollte jeder einzelne Jäger Öffentlichkeitsarbeit betreiben – denn es geht nur miteinander.

Hier finden Sie Informationen zum Projekt "Jägerin in der Schule"

Über das Hotel Andreas Hofer

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