"Hinter der Maske" – Setzt man eine rote Clownnase auf verhält man sich anders als mit einer Teufelsmaske

Die Maske beeinflusst unser Verhalten. | Foto: Bezirksblätter
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Maskieren bedeutet im heutigen Sprachgebrauch so viel wie verbergen, verhüllen oder täuschen. Masken nehmen einer Person ihre Individualität und verleihen ihr – zeitlich begrenzt – eine andere Identität. Die Sonderausstellung im Tiroler Volkskunstmuseum zeigt die Zusammenhänge zwischen Maske, Gesicht und Abbild sowie die Verbindung zwischen Brauch, Kunst und Spiel.

Die Maske ist ein Garant der Anonymität. Genauso kann sie ihren Träger zu einer Gemeinschaft zugehörig machen. Aufgrund ihrer großen Wirkung faszinieren Masken die Menschheit seit jeher. "Das Bemerkenswerte am Phänomen Maske ist ihre Wirkkraft. Die scheinbar toten Objekte verändern die Menschen", so die beiden Ausstellungskuratoren Herlinde Menardi und Karl Berger.

Bedeutungswandel der Maske
Durch das Tragen einer Maske schlüpft ein Individuum sozusagen in eine andere Rolle. Die Etymologie des Wortes „Person“ verdeutlicht die enge Verbindung zwischen Maske, Person und Rolle. In der Antike waren Masken ein wichtiges Requisit im Theaterspiel. Bis ins ausgehende 18. Jahrhundert bestimmten Masken die darzustellenden Rollen. Masken sollten das Gesicht des Schauspielers dabei nicht primär verbergen. Ähnlich den Theaterpuppen waren sie Mittel des Ausdrucks und der Erkenntnis. Die Fantasie des Betrachters vervollständigte das Bild der Figur. Mit der Veränderung der Wortbedeutung geht auch ein Bedeutungswandel der Maske einher. Mit der Betonung der persönlichen Identität wurde das künstlerische Ausdrucksmittel zu einem Attribut der Täuschung und Falschheit. Masken wurden Gegenstück zum „wahren“ Gesicht. Sie verschwanden aus den Theatern. Geblieben ist die Bezeichnung „in die Maske gehen“.

Das Eigenleben der Maske
Stets führt eine Maskierung zu einer Metamorphose: Ein Mensch, der eine Maske trägt, verändert sich. In Gebärde und Erscheinung passt er sich dem Charakter der Maske, bestimmt durch Form und Material, an. Gerne wird davon berichtet, dass sich Träger von Teufelsmasken plötzlich nicht mehr unter Kontrolle hatten und sich erst durch das Ablegen der Maske wieder „normal“ verhielten.
Interaktive Ausstellung
Dass es zu einer Wesensänderung kommt, können die Besucher der Ausstellung am eigenen Leib erfahren. Eine Kamera erfasst das Gesicht und überträgt das Portrait auf einen Bildschirm. Ein Programm versieht das Gesicht mit einer Maske, die vom Benutzer ausgewählt werden kann. Stehen Kinder vor dem Monitor, ist die Wesensänderung am besten erkennbar: Je nach Wahl der Maske verhalten sie sich anders, springen beispielsweise, wenn ihr Abbild mit einer lustigen Maske versehen wird oder senken ihre Stimme, wenn sie eine dunkle Maske auswählen.

Fragen an einen Maskenschnitzer
Norbert Danler schnitzt seit 40 Jahren Masken. Seine erste Maske hat er im Alter von 10 Jahren geschnitzt. Seit jeher beschäftigt er sich mit den Masken in Tirol. Die Holzmaske hat in den 80er Jahren eine starke Konkurrenz durch die Plastikmasken erfahren. Allerdings erlebt die Holzmaske seit mehreren Jahren einen Aufschwung. In seiner Werkstatt stellt Norbert Danler seine Masken täglich von 16:00 bis 17:00 Uhr in Igls oder auf verschiedenen Märkten aus.

Hallo Innsbruck: Was will der Träger mit seiner Maske ausdrücken?
Norbert Danler: Natürlich hat eine Maske auch den Zweck, den Status und die Macht des Trägers darzustellen. Hierzulande kann man sagen, dass nahezu jedes Dorf oder Tal seine eigene Stilart hat. Und es gibt natürlich das Bestreben, sich prächtiger darzustellen als die anderen. Diejenigen, die nicht nur auf den Preis achten, sind meist auch mit Leib und Seele bei der Sache. Zu meinen Kunden gehören Menschen aus aller Welt, die selbst Maskensammler sind.

Fürchten sich die Menschen vor Ihren Masken?
Angst empfindet keiner meiner Kunden. Meine Masken sind alle aus Holz geschnitzt und vor einem Stück Holz fürchtet sich kaum jemand. Wenn Kinder bei mir zu Besuch sind, erkläre und zeige ich ihnen, wie eine Maske entsteht, das nimmt vielen die Angst.

Ist es schwer für Sie, sich von einer Maske zu verabschieden, wenn Sie eine fertiggestellt haben?
Das ist eigentlich der schwerste Moment für mich, aber ich verkaufe sie mittlerweile gerne. In meinen ersten Jahren habe ich meine Masken gar nicht verkauft und auch nicht verschenkt. Ich bin Sammler. Zu meinen besten Zeiten umfasste meine Maskensammlung über 100 Exemplare.

Information zur Ausstellung "Hinter der Maske"
Die Ausstellung "Hinter den Masken" ist bis zum 9. November 2014 täglich von 9:00 bis 17:00 Uhr im Tiroler Volkskunstmuseum zu sehen. Im Rahmen der "Langen Nacht der Museen" gibt es zudem ein Spezialprogramm. Nähere Informationen erhalten Sie auch online auf
www.tiroler-landesmuseen.at

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