Albtraum: Schüler bald ohne Schule?
In den nächsten Jahren werden die Schulplätze in den Innenstadtbezirken knapp. Die Bezirke reagieren und prüfen Möglichkeiten zur Erweiterung bestehender Schulen sowie neue Standorte.
Wien wächst – das dürfte mittlerweile kein Geheimnis mehr sein. Neben knappen Arbeitsplätzen und der Wohnungsnot kommt aufgrund der Wachstumsprognose für die nächsten Jahre ein weiteres Problem auf die Stadtregierung zu: fehlende Schulplätze.
Laut der Magistratsabteilung 56 (Wiener Schulen) besuchen derzeit rund 86.000 Schüler 350 Pflichtschulen der Stadt Wien, Tendenz steigend. Während in Transdanubien die Errichtung neuer Schulgebäude und ganzer Campusse kein räumliches Problem darstellt, ist die Fläche in den dicht verbauten Bezirken innerhalb des Gürtels begrenzt.
"Um die Zunahme an Schulkindern in dicht besiedelten Gebieten zu bewältigen, wurden mehrere Strategien entwickelt", so Stefanie Grubich, Pressesprecherin von Stadträtin Sandra Frauenberger, zur bz.
Neubau und Exposituren
Zum einen ergeben sich auch in der Innenstadt Möglichkeiten zur Schaffung neuer Schulstandorte, zum anderen werden bereits bestehende Standorte erweitert. "Wir nutzen bestehende Flächenreserven aus, um zusätzlichen Schulraum sicherzustellen", so Grubich. Auch bereits bestehende Gebäude rücken ins Blickfeld der MA 56: Sowohl an der Umwidmung von ehemaligen Büros als auch an der Nutzung von Räumlichkeiten in der Umgebung von Schulen, so genannten Exposituren, wird derzeit gearbeitet.
Optionen im Bezirk
In den innerstädtischen Bezirken weiß man um das Problem. „In den nächsten Jahren prognostiziert die Statistik der Stadt Wien zusätzlich 300 Sechs- bis Zehnjährige in der Josefstadt", heißt es etwa aus der Bezirksvorstehung des 8. Bezirks. ÖVP-Bezirkschefin Veronika Mickel-Göttfert will deshalb verschiedene Amtsgebäude im 8. Bezirk prüfen lassen, ob sie sich als Schule eignen. "Außerdem könnte ich mir den Glaspalast in der Rathausstraße 1, wo ein Neubau der Wien Holding geplant ist, als geeigneten Schulstandort vorstellen." Da der Standort zwar an der Bezirksgrenze, aber eigentlich im 1. Bezirk liegt, könnte mancher den Vorschlag als Versuch werten, Volksschulkinder aus dem 8. Bezirk auf Kosten des 1. Bezirks zur Schule zu schicken.
Auch in den anderen Innenstadtbezirken arbeiten die Bezirksvorsteher an Plänen, neue Schulstandorte - wie etwa das ehemalige Sophienspital in Neubau oder das Gebiet rund um den Julius Tandler-Platz am Alsergrund - zu erschließen oder bestehende Standorte auszubauen. Einzig die Wieden ist einen Schritt voraus: Dort finden bereits Schulsanierungen zur Optimierung der Schulfläche statt.
Prognose nicht fix
Ob sich die Bevölkerung tatsächlich gemäß den Prognosen entwickelt, ist nicht gesichert. "Die Stadt arbeitet natürlich mit Annahmen", so Grubich. "Die Bildungsplanung wird Abweichungen zwischen der tatsächlichen Bevölkerungsentwicklung und den Prognosewerten genau beobachten, um rechtzeitig Maßnahmen treffen zu können."
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