Wenn Linke mit Burschenschaftern spazieren gehen

"Gegen rote und grüne Faschisten" steht auf einem Plakat der Burschenschaft "Teutonia".
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  • hochgeladen von Maria-Theresia Klenner

JOSEFSTADT. "Ich werde bei unserem Rundgang die Erwartungen nicht erfüllen - für keine Seite", stellt Bernhard Weidinger gleich zu Beginn des Bezirksrundgangs klar. Weidinger ist Mitarbeiter des Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes und der Einladung der Grünen Josefstadt nachgekommen, zu den Buden der Burschenschaften im Bezirk zu führen.

Das Interesse ist groß, zum vereinbarten Treffpunkt vor dem Bezirkslokal der Grünen in der Blindengasse hat sich bereits eine Viertelstunde vor Abmarsch eine illustre Runde gebildet, sichtlich erkennbar in zwei politische Lager geteilt. Die interessierten Teilnehmer lassen kein Klischee offen: Lila Haare, Piercings, selbstgedrehte Zigaretten und Rucksäcke auf der einen, adrette Markenkleidung, dynamischer Kurzhaarschnitt und schneidige Narben auf der anderen Seite. Abschätzige Blicke werden gewechselt und die Aufregung, ob es denn noch zu Auseinandersetzungen kommen wird, ist deutlich spürbar.

"Spaziergang ist alternativer Vortrag"

Die Grünen Josefstadt organisierten den Spaziergang durch den Bezirk zu den Standorten der Burschenschaften als Antwort auf den Umzug der „Identitären" vom 11. Juni. "Dieser Rundgang ist ein alternativer Vortrag und informiert über die hohe Dichte der Verbindungen im achten Bezirk", so die grüne Bezirksrätin Lena Köhler als sich der Tross - eskortiert von fünf Polizisten und zwei Mitarbeitern der Wiener Linien in gelben Warnwesten - in Bewegung setzt. Acht Standorte von Vereinshäusern katholischer und deutsch-nationaler Verbindungen stehen auf dem Plan.

"Es wurde angekündigt, dass man beim Spaziergang erfährt, was sich hinter den Türen der Buden abspielt. Hinter den Fassaden geht es jedoch recht unspektakulär zu", so Weidinger beim ersten Stopp, der Verbindung "Bruna Sudetia" in der Strozzigasse. "Die Bruna Sudetia hatte einst Probleme mit dem Regime, da sie jüdische Mitglieder nicht gleich ausschloss." Probleme hatten laut Weidinger auch die Mitglieder der katholischen Verbindung "Norica" gleich neben der "Bruna Sudetia": "Viele Noricer waren im Widerstand tätig und wurden deportiert und in den KZs ermordet", so der Verbindungs-Experte. Enttäuschung macht sich im linken Lager der Anwesenden breit, mit solchen objektiven Fakten hatte man offensichtlich nicht gerechnet. "Man muss deutlich zwischen den katholischen und den deutsch-nationalen Verbindungen unterscheiden. Die christlichen Verbindungen distanzieren sich klar von Deutschtümelei", so Weidinger.

Schon beim nächsten Stopp werden die Erwartungen des linken Lagers jedoch mehr als erfüllt: "Gegen rote und grüne Faschisten" steht auf einem Plakat, das aus einem Fenster der schlagenden Verbindung "Teutonia" im Roten Hof hängt. Aus dem Fenster schauen sehr junge Burschen mir sehr kurzen Haaren und zwei Polizeiautos vor dem Gebäude unterstreichen die Gefahr, in die sich die Spaziergänger womöglich gerade begeben. Während Bernhard Weidinger die Entstehungsgeschichte und Grundsätze der "Teutonia" erklärt, werden von narbengesichtigen Männern wissende Blicke getauscht - man versteht sich und findet die Grundsätze nach wie vor großartig. Weniger witzig findet der grüne Bezirksvorsteher-Stellvertreter Alexander Spritzendorfer die Enthüllungen über die deutsch-nationale Gesinnung der Teutonen: Sehr ernst und bedächtigt lauscht der Politiker Weidingers Vortrag.

Wilder Partyabend der "Silesia"

Weiter geht´s zum Hauptgebäude des nicht-schlagenden, katholischen Österreichischen Cartellverbandes auf der Lerchenfelderstraße. Schwitzende Polizisten halten den Verkehr an und geleiten die Spaziergänger wie Schulkinder sicher über die Piaristengasse. Der Stopp beim ÖCV-Hauptgebäude ist kurz, hier treffen sich katholische Verbindungsmitglieder. Auch den Herrschaften mit verstümmelten Ohren ist der Ort offensichtlich zu langweilig. Zum Glück geht es weiter zur Bude der "Silesia", einer schlagenden Verbindung, die durch eine Schlägerei in einem Gürtellokal im Jahr 2010 ins Auge der Öffentlichkeit geriet: Ein Mitarbeiter des FPÖ-Politikers Martin Graf geriet mit einem Türsteher aneinander, der fröhliche Partyabend endete für Grafs Mitarbeiter im AKH und für die Ehefrau des Verletzten gab es tröstende Worte von Partygast Gottfried Küssel. Die Anekdote sorgt wieder für Heiterkeit im rechten Lager und beschwingt geht´s weiter zum Haus des Schulvereins in die Fuhrmannsgasse.

In dem schmucken Altbau hat die Österreichische Landmannschaft ihren Sitz, die Monatszeitung "Der Eckart" wird hier herausgegeben und die beiden akademischen Mädelschaften "Freya" und "Nike" haben im Gebäude ihren Sitz. Laut Weidinger gaben die "Identitären" im Haus des Schulvereins ihre erste Pressekonferenz.

Albertgasse gesperrt

Während die teilnehmenden Burschenschafter sich für eine Beendigung des Rundganges entscheiden, setzen die restlichen Teilnehmer den Spaziergang zur Schlösselgasse fort. Hier hat im Haus Nummer elf, das mit Mitteln von Martin Graf erworben wurde, der Wiener Akademikerbund seinen Sitz, gegenüber befindet sich die akademische Burschenschaft "Gothia".

Müdigkeit schleicht sich bei den Spaziergängern ein, das christliche Vereinshaus in der Laudongasse weckt nur mehr am Rande Interesse. Auch den Polizisten macht die Hitze zu schaffen, desinteressiert blicken sie Kindern, die mit ihren Fahrrädern auf dem Gehsteig herumflitzen, nach. Die letzte Station Albertgasse weckt wieder das allgemeine Interesse: Die Verbindungshäuser der "Barden" und der "Silvania", eine Jägerschaft mit Jörg Haider als berühmtes Mitglied, können nur aus der Ferne erblickt werden, da die Polizei aufgrund einer Veranstaltung den Bereich um die Gebäude für die Spaziergänger abgesperrt hat.

Nach zweieinhalb Stunden erklärt Alexander Spritzendorfer den Rundgang für beendet und bedankt sich nicht nur bei Weidinger, sondern auch bei den begleitenden Polizeibeamten. "Bedauerlich, dass so ein netter, kleiner Spaziergang durch die Josefstadt von der Exekutive begleitet werden muss," so der Politiker, der sich vorab über Hass-Postings und Drohungen im Internet ärgerte. Passiert ist nichts - scheinbar ist es in Wien doch noch möglich, dass politisch komplett konträr stehende Menschen miteinander einen Spaziergang machen. Das gibt Hoffnung.

Zur Sache

Man unterscheidet Verbindungen in christlich und deutsch-völkisch sowie in akademisch und pennal. In Österreich gibt es an die 40 deutsch-nationalen Burschenschaften mit rund 4000 schlagenden Mitgliedern. Ein Großteil davon ist in Wien tätig. Als Finanzierungsbasis dienen die Mitgliedsbeiträge der "alten Herren", die meist über ein gutes Einkommen in akademischen Berufen verfügen.

Der achte Bezirk weist aufgrund seiner Nähe zur Hauptuni eine sehr hohe Dichte an "Buden" - so werden die Vereinshäuser genannt - auf, da günstig Zimmer an studierende Mitglieder vermietet werden.

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