Rabe trifft auf Fuchs mit Motor

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RABENSTEIN/KIRCHBERG (ah/ga). Oft sind es Erinnerungen, die uns aus fast vergessenen Zeiten bleiben, aber auch Erinnerungsstücke, die als Zeugen der Vergangenheit dienen. Der Hobbyhistoriker Gottfried Auer beschäftigt sich seit Jahren mit der Historie in und rund um seine Heimatgemeinde, aber auch über die Grenzen des Pielachtals hinaus. "Mich interessieren Geschichten hinter der Geschichte, so auch in diesem Fall", erzählt Auer, der mehr als ein Viertel Jahrhundert auch das Rabensteiner Heimatmuseum betreute.

Die „Perger-Fabrik“-Wiege der Fuchs Motoren

Schon seit etlichen Jahren nährt eine bestimmte Geschichte seinen Forschungsdrang. "Josef Kirchwegerer, unser ehemaliger Friseurmeister, erzählte mir damals von einem Fuchs-Motor, der in der sogenannten Perger-Fabrik erzeugt wurde. Von da an schlummerte in mir das Interesse. Der Pielachtaler Pioniergeist und der gemeindeübergreifende Gedanke taten dann den Ausschlag zur 'Tat'", so Auer.
Den Impuls erhielt der passionierten Ansichtskartensammler bei einem zufälligen Treffen mit dem aus Deutschland stammenden Hermann Raken, mit dem er über altes Wissen plauderte. Es stellte sich heraus, dass Raken im Besitz eines Rades ist, welches mit Hilfe eines Fuchs-Motors angetrieben wird. "Der eine schilderte mir die Geschichte mit Worten, der andere zeigte es mir", erinnert sich der Rabensteiner.
Auer begab sich weiter auf Spurensuche und konnte so auch den Weg des Fabrikgebäudes nahe der „Perger-Brücke“ in Rabenstein nachzeichnen und stieß dabei auf ein besonderes Relikt dieser Zeit.
Um 1870 war das Pielachtal führend in der Erzeugung von Pappe und Holzschliff und die Gebrüder Markl beschritten in ihren Pielachtaler Fabriken, so auch in Rabenstein ab 1862 neue Wege. Und so avancierte die bereits 1837 als Hammerschmiede erwähnte Fabrik zur Pionierstätte des Holzschliffs in Österreich. 1903 wurde die Fabrik unter Rudolf Perger zu einer Strickgarn-, Schnür und Börtelfabrik. Während des 2. Weltkriegs baute man den Betrieb in die Rüstungsindustrie ein und erzeugte Flugzeugbestandteile.
„Nach 1945 erfuhr die Fabrik neue Blüte und war Wiege des neuen Fahrzeugtyps 'Fahrrad mit Fuchs-Motor“, fand Auer bei seinen Recherchen heraus. Aus dem Fuchs-Motor FM 40 für Fahrräder entwickelte sich dann sogar später ein Moped-Motor.
Ausgangspunkt dieser technischen Entwicklung war Rabenstein. "Bei der Wiener Frühjahrsmesse 1947 wurde der FM 40 mit großem Erfolg vorgestellt und es kam zur Gründung vom „Motorenwerk Ing. Fuchs Rabenstein“, resümiert Auer.
Das ehemalige Fabriksgebäude steht noch heute und beherbergt die Turbine für den Betrieb des dortigen Kleinwasserkraftwerkes.
"Die Menschen bzw. die Benützer des Pielachtal-Radweges, die dort den Mühlbach queren, wissen vielfach gar nicht um die Geschichtsträchtigkeit des altehrwürdigen Gebäudes, eines Relikts aus der industriellen Blütezeit unserer Dirndltal-Gemeinde", ist Auer überzeugt.

Fabrik wurde zu klein

Bereits 1948 wurden 200 Motoren hergestellt und daher die Rabensteiner Fabrikshallen zu klein. Aufgrund der Situierung in der russischen Besatzungszone, war der Absatz erschwert und eine Umsiedlung stand an. Im November erfolgte die Gründung der Firma Fuchs & Königer in Hallein und in Folge änderte sich der Firmenname und wurde unter „HMW-Halleiner Motorenwerke AG“ österreichweit sowie über die Grenzen unsers Landes hinaus bekannt.
1958 übersiedelte die Produktion südlich von Wien nach Kottingbrunn. Bei der Frühjahrsmesse 1961 konnte man zum letzten Mal ein HMW-Modell bestaunen und 1962 ging die letzten Lieferung an HMW Conny Mopeds, benannt nach Conny Froboess, per Schiff nach Persien.
Auf dem Weg sank das Schiff mitsamt der Ladung. So wie das Schiff versanken auch die Halleiner Motorenwegke und am 16. Mai 1962 verließ des letzte der insgesamt 128.175 HMW-Mopeds das Werk.
Und hier endet zumindest der Weg einer PS-Geschichte, die in Rabensteiner ihren Ausgang genommen hatte.

Fahrräder in Kirchberg

„Einer der noch lebenden Besitzer eines Fahrrades mit Fuchs-Motorenantrieb im Pielachtal ist der in Kirchberg lebende deutsche Staatsbürger Hermann Raken“, erzählt Auer. Beim Lokalaugenschein präsentierte er stolz dieses Stück Geschichte. „Funktionstüchtig ist es leider nicht mehr, aber mit ein paar Handgriffen müsste es wieder zum Fahren gebracht werden“, so Raken. Der Vater von Helga Raken-Stöhr, der Frau Rakens, kaufte ihr am 3. Juli 1950 das Rad in Wien.
Bei weiteren Nachforschungen stieß Auer ganz zufällig auf den passionierten Liebhaber von Zweirädern, Walter Schiebich aus Kirchberg. Dieser besitzt neben Hermann Raken ebenfalls zwei Räder, die mit unterschiedlichen Fuchs-Motoren ausgestattet und sogar noch voll funktionstüchtig sind. Zwischenzeitlich hat sich mit Horst Kaiser ein weiterer Kirchberger gemeldet, der stolzer Besitzer eines Fahrrades mit Fuchs-Antrieb ist.

Geschichtsträchtiges Tal

"Die Geschichte des Fuchs-Motors ist bereichernd für das ganze Tal, da es gemeindeübergreifend ist. Es wäre schön, wenn dieses Wissen mit mehr geschichtsinteressierten Menschen geteilt werden könnte, damit es nicht in Vergessenheit gerät", findet der Rabensteiner Hobby-Historiker.
Und so hofft Auer, wie beispielsweise bei der Historie um das k & k Internierungslager in Steinklamm oder dem großen einstigen Zementwerk in Tradigist um einen „Vermittler“ für diese Geschichte zu finden, damit das alte Wissen der Region aufgearbeitet wird und für zukünftige Generationen nicht verloren geht.

Gesagt, und schon blättert Gottfried in alten Franziszeischen Katasterplänen zur Hebung eines weiteren Kulturschatzes unter dem Projektstitel „Das Lesen in unserer Landschaft“. Aber …. das ist eine andere Geschichte …

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