"Leuchtende Augen sind der größte Dank"

Foto: Verein PflegerIn mit Herz/Richard Tanzer
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PETTENBACH, BEZIRK (wey). „Leuchtende Augen meiner Patienten – das ist der größte Dank für meine Arbeit. Und das schönste Geschenk und der größte Lohn für mich ist, wenn man die Menschen erreicht und ihren Alltag verschönern kann“, erklärt Hannelore Huemer aus Pettenbach, die neben ihrem Beruf auch für das Rote Kreuz ehrenamtlich tätig ist, ihre Motivation für die Pflegetätigkeit.
Die Betreuung der Flüchtlinge ist Hannelore Huemer derzeit ein besonders großes Anliegen. Immer wieder ist sie im Camp des Roten Kreuz in Wels, um sich vor allem um die Kinder zu kümmern. Dabei sagt sie selbst, hat sie noch nie schlechte Erfahrungen gemacht, sondern immer nur Dankbarkeit für ihre Arbeit erfahren.

Bereits mit 8 Jahren begann sie, gemeinsam mit ihrer Mutter, hilfsbedürftigen Menschen zu helfen. Damit wurde der Grundstein für das soziale Engagement von Frau Huemer gelegt. Seit ihrem 18. Lebensjahr arbeitet sie nun mit Alten und Kranken Menschen, zuerst in den Ordinationen einiger Praktischer Ärzte. Mit 47 Jahren hat sie sich dann dazu entschlossen die Ausbildung zur FSB-A und Krankenpflegerin zu machen und diese auch abgeschlossen. Seither arbeitet sie im Alten und Pflegeheim in Kirchdorf an der Krems in Oberösterreich. Zusätzlich pflegt sie seit 6 Jahren ihre schwere demente Mutter.

Frau Huemer wurde von ihrem Mann für die „Pflegerin mit Herz“ 2015 aus Oberösterreich mit folgendem Text nominiert: "Meine Frau pflegt ihre Mutter, ist ehrenamtliche Mitarbeiterin des Roten Kreuzes und ist beruflich im Pflegebereich tätig. Hannelore ist seit ihrem 17. Lebensjahr im Gesundheitsbereich tätig und hat dabei schon vielen Menschen in ihren schweren Stunden der Trauer begleitet."

2300 Nominierungen

Rund 2300 Nominierungen gingen zur Wahl von Österreichs „PflegerInnen mit Herz“ 2015 ein, die Jury wählte zwei Gewinner pro Bundesland aus. Die 18 Gewinner wurden im Wiener Ringturm mit einem Geldpreis im Wert von 3000 Euro, gestiftet vom Wiener Städtischen Versicherungsverein und von den Wirtschaftskammern Österreichs (24-Stunden-Betreuerinnen), gewürdigt. Dr. Günter Geyer, Präsident und Initiator von „PflegerIn mit Herz“: „Jene Menschen, die tagtäglich Unermessliches leisten und das Wohlergehen eines anderen in den Mittelpunkt stellen, wollen wir mit ‚PflegerIn mit Herz‘ unterstützen. Die Auszeichnung ist eine Anerkennung, denn Pflege muss die Würdigung erfahren, die sie verdient.“

Zukunftsthema Pflege

Vizekanzler und Bundesminister Dr. Reinhold Mitterlehner hebt die steigende Bedeutung des Themas Pflege hervor: „Pflege geht uns alle an. Aufgrund des demographischen Wandels brauchen wir in Zukunft noch mehr Fachkräfte für die Pflege älterer Menschen. In diesem Sinne schafft die Aktion ‚PflegerIn mit Herz‘ ein stärkeres Bewusstsein für die Leistungen der Pfleger und würdigt ihren enormen Einsatz für die Gesellschaft.“

Das Thema Pflege ist künftig eine große Herausforderung, wenngleich der Bezirk im Vergleich zu anderen gut aufgestellt ist. "Derzeit gibt es ausreichend Kapazitäten sowohl bei den mobilen Diensten als auch in den Heimen", erklärt Dieter Goppold, Bezirkshauptmann und Obmann des Sozialhilfeverbands Kirchdorf (SHV). "Aktuell haben wir rund 600 Plätze in den SHV-Heimen. 2021 werden den Prognosen zufolge etwa 630 benötigt. Wir haben uns frühzeitig um diese Kapazitäten gekümmert und entsprechend vorgesorgt." Bedarf ortet Goppold bei alternativen Wohnformen. "Man müsste beispielsweise neben den Altenheimen Möglichkeiten für betreubares Wohnen schaffen", so der SHV-Obmann.

Dass es im Bezirk so gut wie keine Wartezeiten gibt, bestätigt Cornelia Pöttinger vom Hilfswerk. Jeder, der Pflege benötigt, könne betreut werden, so die Nußbacherin. "Viele Leute wissen nicht, dass es schon im niederschwelligen Bereich Hilfe gibt, nämlich in Form der Heimhilfe. Stattdessen warten Angehörige oft so lange, bis es nicht mehr geht." Seit 1. Jänner gibt es auch den Angehörigen-Entlastungsdienst. Pflegende Angehörige erhalten kurzfristig Hilfe, wenn sie etwas erledigen müssen, krank sind oder eine Auszeit brauchen.

Mehr Pflegegeld ab 1.1.2016

Als wesentliche Verbesserung für PflegegeldbezieherInnen, zur Unterstützung der Angehörigenpflege und um die Preisentwicklung bei der professionellen Pflege zu berücksichtigen und abzufedern, wird mit 1. Jänner 2016 das Pflegegeld in allen Pflegestufen um zwei Prozent erhöht. Aber neben der finanziellen Absicherung braucht es vor allem menschliche Unterstützung, Respekt und ein großes Maß an Wertschätzung.

Pflegepersonal wird immer wichtiger

Eine immer älter werdende Bevölkerung, braucht auch die notwendige Fürsorge und Betreuung, wodurch der Pflegeberuf in unserer Gesellschaft immer bedeutender wird. Auch im Pflegebereich selbst steht Österreich vor neuen Herausforderungen: Demenz zählt zu den häufigsten und folgenschwersten Erkrankungen im Alter. Derzeit leben in Österreich rund 100.000 Demenzkranke, bis 2050 soll sich diese Zahl – parallel zur steigenden Lebenserwartung – auf bis zu 270.000 verdreifachen.

Rotes Kreuz Kirchdorf - Mobile Pflege der Zukunft!

Doris Weidinger, Bezirkspflegedienstleitung des Roten Kreuzes Kirchdorf: "Im Bezirk Kirchdorf hat die `Mobile Pflege und Betreuung´ 27.200 Leistungsstunden zur Verfügung. Diplomiertes Fachpersonal, AltenfachsozialbetreuerInnen sowie HeimhelferInnen übernehmen wertvolle Tätigkeiten für die Bevölkerung der Region.
Der Mensch mit all seinen individuellen Bedürfnissen steht bei den Pflegediensten des Roten Kreuzes seit jeher klar im Zentrum. Die Zukunft der Pflege sehe ich dahingehend, sich noch mehr mit dem Klienten und seinen individuellen Wünschen auf Augenhöhe auseinanderzusetzten. Das Selbstbestimmungsrecht des Pflegenden ist eindeutig höher zu bewerten als die zurzeit noch häufig angewendeten Ablaufroutinen des Pflegedienstes. Die Zukunft muss somit in jenen Pflegemodellen liegen, die eine zeitgemäße Pflege anbieten: Weg von der Funktionspflege hin zu individuellen Pflegemodellen wie z.B. das Primary Nursing. Die Kunst besteht darin, sich dem Klienten und seinen Bedürfnissen soweit als möglich anzupassen und trotzdem ökonomisch zu arbeiten.
Jede Pflegesituation ist anders, sie ist abhängig von den zu betreuenden Klienten, den baulichen Gegebenheiten sowie der Familiensituation. Die demographische Entwicklung zeigt, dass die Pflege immer öfter von externen Anbietern übernommen wird. Die klassische Großfamilie mit mehreren Generationen in einem Haus, in dem Angehörige die Pflege übernehmen, ist immer weniger vorzufinden. Daher gehört mein Respekt all jenen die neben ihren beruflichen Tätigkeiten auch noch die vollständige oder teilweise Pflege der Angehörigen leisten. Wo dies nicht oder nur teilweise möglich ist, übernehmen diese Tätigkeiten die Fachkräfte der Mobilen Dienste mit sehr wertvoller Unterstützung von freiwilligen HelferInnen, die zum Beispiel regelmäßig Besuchsdienste durchführen oder eine warme Mahlzeit mit `Essen auf Rädern´ nach Hause bringen. Diese individuell abstimmbaren Zusatzangebote schaffen einen wichtigen Mehrwert für die Lebensqualität der Klienten."

Horst Konrad, Pflegedirektor am LKH Kirchdorf und Präsident aller O.Ö. PflegedirektorInnen: "Von Seiten des Krankenhauses gibt es in der Region noch genügend Pflegekräfte. Die Bewerbungen sind mehr, als wir nehmen können. Wir haben einen guten Ruf als Krankenhaus. Viele Pflegekräfte wechseln nach ein paar Jahren Erfahrung in einem anderen Krankenhaus wieder zurück zu uns, da wir ein angenehmes Arbeitsklima pflegen. Mich selbst freut es, dass wir einen so großen Zuspruch erfahren. Wir können aber nicht allen Ansuchen entsprechen.
Als Präsident des Vereins Pflegemanagement OÖ kann ich durchaus behaupten, dass die größten Herausforderungen in der intraprofessionellen Zusammenarbeit liegen. In Zukunft werden noch mehr Tätigkeiten durch den gehobenen Dienst der Gesundheits- und Krankenpflege durchgeführt werden, die bisher in das Aufgabenprofil des ärztlichen Dienstes waren. Blutabnahmen, Verabreichung von Medikamenten bis hin zu Zytostatika, EKG schreiben, Harnkatheter legen, sind nur einige Beispiele der jüngeren Vergangenheit. Die geringere Anzahl an Ärzten wird die Verlagerung beschleunigen und das Tätigkeitsprofil der Pflege vom nationalen Niveau auf EU-Ebene und internationalem Niveau schärfen. Nicht nur aus diesem Grund ist es erforderlich den gesetzlichen Rahmen zu erhalten und die Ausbildung der Gesundheits- und Krankenpflege auf ein akademisches Niveau zu heben und neue Tätigkeiten in die Ausbildung zu integrieren."

Heide Maria Jackel, Direktorin der Schulen für Allg. Gesundheits- und Krankenpflege am LKH Kirchdorf und LKH Steyr: "Den Aussagen von Horst Konrad kann ich mir nur anschließen. Im Bereich der Ausbildung warten wir dringend auf die lange diskutierte und noch nicht umgesetzte Ausbildungsreform. In dieser ist eine Differenzierung innerhalb der Gesundheitsberufe vorgesehen. Dabei ist die Akademisierung ein unumgänglicher Teil der erfüllt werden muss, um einerseits international vergleichbar zu bleiben und andererseits die Herausforderungen der Zukunft gut bewältigen zu können.
Das Gesamtmodell der Ausbildungsreform sieht einen modularen und somit ein durchgängiges System vom Assistenzberuf bis zum PhD vor.
In unserer Region haben wir stets versucht, bedarfsorientiert für den Akut-, aber auch den extramuralen Bereich auszubilden. Je nachdem, zu welchem Zeitpunkt die Ausbildung beginnt, gestaltet sich die Bewerber/innenanzahl differenziert. Wir können allerdings auf ausreichend interessierte Personen in unterschiedlichen Lebenslagen zurückgreifen. Die Altersspanne in unseren Ausbildungen bewegt sich zwischen 17 - 50jährigen Teilnehmer/innen.
Nach Beendigung der Ausbildung bleibt ein Teil der Absolvent/innen im Haus. Andere suchen ihre berufliche Zukunft in anderen Krankenhäusern in der mobilen Pflege, im Langzeitpflegebereich, aber auch in anderen Bundesländern.
Im gehobenen Dienst (=Diplomausbildung) haben wir in allen drei Ausbildungsjahren dien Themenbereich der Geriatrie, Gerontologie durch theoretische und praktische Sequenzen gut abgebildet."

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