"Auf gesunde Nachbarschaft!" Aufbau eines Familienpaten-Netzwerks in den Bezirken Kirchdorf, Steyr-Land und -Stadt

Die neu ausgebildeten Koordinatorinnen | Foto: Philipp/PGA
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BEZIRK (wey). Die gesellschaftlichen Änderungen der vergangenen Jahre bringen zahlreiche Herausforderungen mit sich. Unter anderem verändert sich das Bild der Familie: Es gibt immer weniger Großfamilien, aber stattdessen mehr und mehr Alleinerzieher. Für sie ist es oft nur schwer möglich, Familie, Job und Freizeit unter einen Hut zu bringen.
Hier setzt das Projekt „Gesunde Nachbarschaft mit Familienpaten“ an. Es orientiert sich am erfolgreichen "Netzwerk Familienpaten Bayern". Als österreichweites Pilotprojekt läuft es derzeit in den Bezirken Kirchdorf und Steyr-Land an. Projektträger sind die SPES Familien-Akademie aus Schlier-bach und der Gesundheitsverein PGA – Verein für prophylaktische Gesundheitsarbeit.

20 Familienpaten gesucht
Elisabeth Kumpl-Frommel, die Leiterin der Familien-Akademie, erklärt, wo Familienpaten zum Einsatz kommen: "Von dem Modell sollen sich Familien angesprochen fühlen, bei denen der Alltag grundsätzlich gut funktioniert und wo es nur an Kleinigkeiten hakt." Familienpaten können Mütter und Väter entlasten, indem sie beispielsweise mit den Kindern die Hausaufgaben erledigen. Sie sind auch da, um den Eltern zuzuhören und die gegenseitige Hilfe unter benachbarten Familien zu fördern. "Die Familienpaten sind keine Sozialarbeiter", so Kumpl-Frommel. Sie sollen idealerweise in derselben Gemeinde wohnen wie die Familien, die sie betreuen. Familienpaten arbeiten ehrenamtlich. Sie sollen nicht mehr als zwei Familien gleichzeitig begleiten und auch nicht länger als ein Jahr. "Unsere Vision ist, dass künftig in jeder Gemeinde zwei bis drei Paten aktiv sein werden", sagt Kumpl-Frommel. Diese sollen sich nicht nur um die Familien, sondern auch um deren Vernetzung innerhalb der Gemeinde und mit Einrichtungen wie Eltern-Kind-Gruppen, Krabbelstuben et cetera kümmern. "Funktionierende Nachbarschaftsstrukturen sind sehr wichtig", so Kumpl-Frommel. "Als Gesellschaft soll man sich gemeinsam verantwortlich fühlen, dass es im Land gut läuft." In nächster Zeit sollen 20 Familienpaten ausgebildet werden.

Nachbarn können sich helfen – auch im Alltag

Gegenseitige Nachbarschaftshilfe funktioniert bei Naturkatastrophen ausgezeichnet. Doch auch im Alltag können Nachbarn hilfreich sein: mal die Nachbarskinder mitnehmen, damit die alleinerziehende Mutter in Ruhe einkaufen kann, was für eine kleine, aber wirkungsvolle Erleichterung. Wie wichtig gute Nachbarschaft ist, verdeutlicht auch der Europäische Nachbarschaftstag, der am 27. Mai gefeiert wird. Er soll dazu anregen, bei kleinen oder größeren Festen die Nachbarn besser kennenzulernen, ins Gespräch zu kommen oder bereits bestehende Kontakte und Freundschaften zu pflegen.

„Gesunde Nachbarschaft mit FamilienpatInnen“ ist eines der Leitprojekte, mit denen der Fonds Gesundes Österreich die soziale Teilhabe und Unterstützung in der Nachbarschaft fördert. Das Projekt wird zudem vom OÖ Familienreferat und Bundesministerium für Familien und Jugend finanziell unterstützt.

Gesundheit durch eine neue Kultur des Zusammenlebens

Die FamilienpatIn ist eine geschulte freiwillig engagierte Person, die Familien und AlleinerzieherInnen in der Gemeinde bei Bedarf besucht, bei alltäglichen Dingen unterstützt (Kinder beaufsichtigen während Arztbesuch, Hilfe im Haushalt, etc) und mit Rat und Tat zur Seite steht.

Stärkung der psychischen und physischen Gesundheit von Schwangeren und Familien mit Kleinkin-dern durch nachbarschaftliche, niederschwellige Unterstützung mittels Einsatz von FamilienpatInnen

Empowerment

Die FamilienpatIn orientiert sich an der Lebenswelt von Familien. Sie berücksichtigt den Alltag der Familien, fördert Eigenkompetenzen und kann zusätzlich Familien an Angebote in der Nachbarschaft und Ge-meinde heranführen, um die Kontakte und die Beziehungen mit anderen Familien und MitbürgerInnen zu fördern. Solche Angebote können Nachbarschaftsinitiativen, Eltern-Kind-Gruppen, Bibliothek, Krabbelstu-be und Kindergarten, Babysitter im Ort, Ärzte und Behörden, etc sein.
Befähigung und Stärkung der Zielgruppen durch Einbindung in soziale Netzwerke

Vernetzung und Schaffung nachhaltiger Strukturen

Das Projekt „Gesunde Nachbarschaft mit FamilienpatInnen“ wird in Kirchdorf an der Krems, Steyr und Umgebung das FamilienpatInnensystem installieren. Dazu bedarf es unterstützender Nachbarschafts-strukturen, Vernetzung innerhalb der Gemeinde und auch in den Bezirken mit den wichtigen familien- und gesundheitsrelevanten Einrichtungen.

Projektlaufzeit: bis 30.06.2017

Wer kann Familienpate werden?

Sie interessieren sich für eine ehrenamtliche Tätigkeit als Familienpate/in?
• Sie möchten sich gerne in der Nachbarschaft engagieren und in
einer Familie mithelfen.
• Es ist Ihnen ein Anliegen, das Zusammenleben in der Gemeinde zu fördern.
• Sie haben jede Woche ein paar Stunden Zeit zu verschenken.
• Ihnen sind Toleranz und ein respektvoller Umgang wichtig.
• Sie haben Freude an der Arbeit mit Menschen.
• Sie sind offen für neue Herausforderungen.
• Sie haben Lebenserfahrung und möchten diese weitergeben.
• Sie bringen Gelassenheit, Geduld, Flexibilität und Optimismus mit.

Wie werde ich Familienpate/in?

• Am Anfang steht ein ausführliches Gespräch zur Abklärung Ihrer Möglichkeiten und Wünsche.
• Sie werden von qualifizierten KoordinatorInnen geschult und begleitet.
• Sie können Ihre Erfahrungen regelmäßig mit anderen FamilienpatInnen austauschen und neue Kontakte knüpfen.

Welche Familien dürfen sich angesprochen fühlen?

ALLE!
Jede Familie kennt Zeiten, in denen
• einfach „alles“ zu viel wird,
• das alltägliche Miteinander keine Freiräume mehr zulässt,
• ein wenig Unterstützung viel bringt und einfach gut tut,
• eine Entlastung in der Familienarbeit notwendig ist (Freiraum schaffen, damit
Eltern Zeit für andere Interessen finden),
• nachbarschaftliche Unterstützung wichtig ist und Freude macht.
Welche Hilfe bekommen Sie von FamilienpatInnen?

Jede Familie ist eine kleine Welt für sich mit ihren eigenen Höhen und Tiefen und
braucht manchmal Hilfe und liebevolle Unterstützung
• bei Alltagsentscheidungen,
• bei Überlastungssituationen,
• durch FamilienpatInnen, die zuhören und Zeit mitbringen,
• durch Vernetzung mit anderen Fach- und Beratungsstellen (z.B. Angebote der
Gemeinde, Erziehungsberatungsstellen, Schuldnerberatung, Frühe Hilfen).

FamilienpatInnen unterstützen vor allem Familien mit Kleinkindern, AlleinerzieherInnen, MigrantInnen und Schwangere!

Mehr Infos unter www.gesunde-nachbarschaft.at

Infoabend am 17. Juni

Infoabend am Freitag, 17. Juni, 17 Uhr, bei SPES in 4553 Schlierbach. Anmeldung unter office@spes.co.at, Tel. 07582/82123-55.

Omadienst: Leihomas werden dringend gebraucht!

Leihomas sind reife Frauen, die Familien 1-2 mal die Woche stundenweise bei der Betreuung ihrer Kinder unterstützen. Dabei steht der Aufbau einer oft über Jahre dauernden Beziehung im Vordergrund. Die Nachfrage steigt ständig an. Die BezirksRundschau bat dazu Evi Kapplmüller zum Gespräch, sie ist Koordinatorin des Omadienstes des Katholischen Famillienverbandes.

BezirksRundschau: Wie sieht die Tätigkeit einer Leihoma aus?
Evi Kapplmüller: Eine Leihoma kann ihre Zeit ganz den Kindern widmen, sie spielen, lachen, basteln, lesen vor oder gehen in die Natur. Kinder lieben diese ungeteilte Aufmerksamkeit.
Wie viele Leihomas gibt es im Bezirk Kirchdorf?
Leider haben wir im Bezirke nur 5 Leihomas. Die Familien warten dadurch oft sehr lange oder bekommen gar keine Leihoma.
Welches Alter soll eine Leihoma haben?
Die meisten Leihomas sind um die 60 Jahre, manche sind jedoch erst 45 oder auch schon 80 Jahre.
Was motiviert Frauen, als Leihoma tätig zu sein?
Der Großteil freut sich ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten und fühlt sich durch die gemeinsame Zeit mit den Kindern bereichert. Vielen ist es wichtig, Familien zu helfen Beruf und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen. Ich höre immer wieder von Leihomas, dass sie ihren Einsatz bei den Kindern als Jungbrunnen empfinden.
Brauchen die Leihomas eine Ausbildung?
Zu Beginn der Tätigkeit besuchen die Omas ein eintägiges Basisseminar und einen Kindernotfallkurs. Außerdem bieten wir ständig Seminare zur Weiterbildung und Austauschtreffen an, welche sehr gerne angenommen werden.
Sind Leihomas angestellt, arbeiten sie ehrenamtlich?
Leihomas sind als „Neue Selbstständige“ tätig. Die Oma ist beim Katholischen Familienverband, dem Trägerverein des Omadienstes haftpflicht- und unfallversichert. Leihomas bekommen von der Familie fünf bis acht Euro die Stunde.
Was muss eine Leihoma mitbringen?
An erster Stelle steht die Liebe zu Kindern und der Wunsch, Zeit mit ihnen zu verbringen. Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, psychische und physische Stabilität sind ebenso wichtig wie Erfahrung mit Kindern. Es ist allerdings nicht Grundvoraussetzung, selbst Kinder zu haben. Da die Kinder bei den Familien betreut werden, ist es fast immer notwendig, dass die Leihoma mobil ist.

Nähere Infos unter www.familie.at

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