"Nature of Innovation": Gewohnte Pfade in der Regionalentwicklung verlassen
Bis 2018 sollen neun Leitprojekte mit Hilfe von "Design Thinking" erarbeitet werden.
BEZIRK (wey). "Wir haben schon zahlreiche gute Projekte umgesetzt, aber mit unseren herkömmlichen Herangehensweisen in der Regionalentwicklung stehen wir bei vielen Sachen an", stellt Christian Schilcher, Geschäftsführer der LEADER-Region Traunviertler Alpenvorland, selbstkritisch fest. "Wir neigen dazu, immer mit denselben Leuten dieselbe Suppe zu kochen und gleich Lösungen parat zu haben, statt das eigentliche Problem genauer anzuschauen." Diese gewohnten Pfade will man nun verlassen, und zwar mit Hilfe eines neuartigen Innovationsprozesses. Der Startschuss zu "Nature of Innovation" (NOI) fiel im September 2016 in Kremsmünster. "Derzeit finden Innovationswerkstätten zu den vier Themenschwerpunkten Wirtschaft und Tourismus sowie Entwicklung der Stadt und des ländlichen Raums statt", erklärt Projektleiter Andreas Kupfer.
35 Teilnehmer trafen sich am 24. Jänner 2017 zum ersten Workshop zum Thema Tourismus in Schlierbach. Kupfer: "Ziel ist es, gemeinsam mit den Akteuren aus den Regionen zentrale Fragen zu definieren und Probleme zu benennen." Bei der Themenkonferenz im März werden neun Leitprojekte ausgewählt, im Mai startet der Innovationsprozess. Bis Herbst 2018 sollen die Projekte umsetzungsreif sein. Die Stadt Steyr sowie die LEADER-Regionen Nationalpark Kalkalpen, Traunviertler Alpenvorland und Linz-Land beteiligen sich am Prozess. Projektträger ist der Verein FAZAT in Steyr. Experten, regionale Akteure und die Bevölkerung werden eingebunden.
Methode "Design Thinking"
Die neun Leitprojekte sollen nach der Methode "Design Thinking" entwickelt werden (siehe unten). Der Ansatz, der in Unternehmen bereits etabliert ist, wird erstmals in Österreich auf die Regionalentwicklung übertragen. "Das ist eine Herausforderung, weil die Methode aus dem Bereich der eher hierarchisch organisierten Wirtschaft kommt und auf ein ganz anders organisiertes System der Region trifft, mit vielen Beteiligten und nicht immer ganz klaren Zuständigkeiten", so Felix Fößleitner, Geschäftsführer der LEADER-Region Nationalpark Kalkalpen. "Das Besondere ist aus meiner Sicht das lange Kreisen um ein Problem, um auf den Kern zu stoßen und darauf aufbauend eine punktgenaue Lösung zu entwickeln – und zwar aus der Sicht der Konsumenten."
Andreas Kupfer: "Ziel der Innovations-Werkstätten ist es, gemeinsam zentrale Fragen zu definieren und Probleme zu benennen. Neun Projekte werden ausgewählt und mit der Methode Design Thinking entwickelt. Zusätzliche Veranstaltungen sollen die Projektentwicklung unterstützen und die Bevölkerung einbinden."
Christian Schilcher: "Der Prozess ist Neuland für uns alle. Ich freue mich darauf, weil ich sehe, dass wir mit unseren herkömmlichen Herangehensweisen oft anstehen. Man kocht immer im eigenen Saft. Wir sind konditioniert darauf, sofort eine Lösung parat zu haben, statt zu schauen, was das eigentliche Problem ist."
Felix Fößleitner: "Jene Regionen, die es schaffen, die Kräfte zu bündeln und ein Klima der Offenheit gegenüber Neuem, gepaart mit hoher Innovationsbereitschaft, zu etablieren, werden zu den Gewinnern der Zukunft gehören. NOI soll uns bei diesem Ziel unterstützen und den Weg in diese Richtung aufzeigen."
Design Thinking
Mit Design Thinking will man Lösungen finden, die aus Nutzersicht überzeugend sind. Probleme löse man besser, wenn Menschen interdisziplinär zusammenarbeiten, gemeinsam Fragestellungen entwickeln, die Bedürfnisse von Menschen beachten und Konzepte erstellen, die mehrfach geprüft werden (Quelle: Wikipedia).
Aktuelle Termine und nähere Informationen: www.nature-of-innovation.at
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