Johnny Logan - Ein "Iren"-Beben in Kitzbühel

Johnny Logan  bei der Pressekonferenz zum Musikfestival 2016 in Kitzbühel.
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  • hochgeladen von Klaus Kogler

Gesichter mit Geschichte

Singen kann jeder, aber nicht jeder so „irre gut“ wie die Iren

KITZBÜHEL. Es ist kein Geheimnis, dass in Irland jeder singt, bevor er laufen kann. Bei einer Australien-Tournee seines Vaters, des Startenors Patrick O'Hagan, kommt Johnny Logan (so sein Künstlername) wortwörtlich „on tour“ zur Welt. Zwei Jahre später kehrt die Sängerfamilie in die Heimat zurück.

„Ich wuchs in Dublin auf, und in meinem ersten, mit 11 Jahren komponierten Lied, ging es um Freunde und Liebe. Ich nutzte die Musik, um meine Gefühle auszudrücken“, so Johnny. Zum ersten Mal steht der 9 Jahre alte Ire bei einer Party auf der Bühne und begeistert seine Zuhörer mit dem Lied „Edelweiß“ derartig, dass er ab sofort nur noch Musiker werden will. Seine erste Liebe erwischt ihn im Alter von 11 Jahren, und auf die Kuschelstunden mit ihr kann er nicht mehr verzichten. Ihr Name: Gitarre. Mit anderen Musikjunkies und seinem älteren Bruder, der bis heute noch in seiner Band mitspielt, wird die Band namens „Chicago“ gegründet - einer der ersten Meilensteine in Logans Musikkarriere.

Kein Unterricht

„Hat Ihr Vater Ihr Musiktalent gefördert?“ „Nein, ich bekam weder Gesang- noch Musikunterricht. Mein Vater litt unter Rheumatismus und konnte körperlich nicht arbeiten, nur singen. Das Ernähren seiner sechsköpfigen Familie fiel ihm nicht leicht. Deshalb motivierte er mich fleißig, einen bodenständigen Beruf zu erlernen, um nicht von meiner Stimme abhängig zu sein“, so der ausgelernte, jedoch nach eigener Meinung bei weitem nicht der beste, Elektriker.

Der junge Johnny besucht gerne die Schule, weil dort seine Lieblingsfächer Geschichte und Englisch unterrichtet werden. Ansonsten schaut er meistens durch das Klassenfenster, hinter dem er den blutigen Kriegsbataillon-Staat findet, in welchem er mittendrin, wie ein Held, unermüdlich gegen die Feinde kämpft. „Waren Sie bei diesen ausgedachten Gefechten immer der Gewinner?“ „Ich hatte niemals verloren!“, schmunzelt der Sänger. Doch zum Gewinner wird er auch, und zwar gleich dreimal - einmalig in der Geschichte des Eurovision Song Contests. Mit 24 Jahren erobert er im Nu mit seinem Lied " What's Another Year " die Herzen des Publikums und der Jury. „Sie haben Ihren Song Contest-Erfolg acht Jahre später mit dem Lied "Hold me now" glanzvoll wiederholt, wie war es für Sie?“ „Bei meinem zweiten Wettbewerb war ich wesentlich nervöser, da ich genau wusste, was auf mich zukommt und was alles schiefgehen kann. Als ich zum dritten Mal, dann schon als Songautor, dabei war, konnte ich das Ganze aus der Backstage-Perspektive beobachten, war dennoch aufgeregt und wartete fieberhaft auf die Publikumsreaktion. Es war mir wichtig, zu erfahren, ob die Menschen meine Meinung und Gefühle, mit welchen mein Song gefüllt ist, teilen“, so der dreifache Song Contest-Gewinner.

Hansis Freund

„Was ist für Sie das Wichtigste im Leben?“ „Freunde, Liebe und Verständnis“. „Sie sind bereits zum 8. Mal in Tirol, was verbindet Sie mit diesem Land?“ „Mein bester Freund hier ist Hansi Hinterseer, den ich gerne besuche und mit ihm gemeinsam, quasi „unter uns“, singe oder auch Golf spiele“, so der Noch-Nicht-Skifahrer. „Was haben Ihrer Meinung nach Tirol und Irland gemeinsam?“ „Die freundlichen, offenen und herzlichen Menschen, die ihr Land und ihre Traditionen abgöttisch lieben, so wie wir Iren.“ „Woran liegt es, dass die meisten Iren sehr gut singen können?“ „Das hat mit Irlands Geschichte zu tun: Ein damals armes, von England abhängiges Land mit knapp 4 Millionen Einwohnern fand seinen Zusammenhalt traditionell in den Pubs, wo beim Singen gefeiert, getrauert und gelebt wurde. Für viele, vor allem die Auswanderer, war die Fähigkeit, gut singen zu können, gleich bares Geld zum Überleben. So hat sich die künstlerische Begabung der Iren über Jahrzehnte entwickelt und wahrscheinlich genetisch verankert. Es ist bekannt, dass Irland sowohl musikalisch als auch literarisch in der internationalen Kunstszene stark vertreten ist“, so der stolze Ire.

„Wie schaltet ein Maestro wie Sie am liebsten ab?“ „Ich bin ein begeisterter Schwimmer, bin gerne mit meinem Hund Balu unterwegs in der Natur, und ich höre mir zum Relaxen Musik anderer Interpreten, wie zum Beispiel Robert Plant oder auch des jüngsten meiner drei Söhne, der auch Musiker ist, an.

„Wie ist Ihre Kurzbeschreibung von Irland?“ „Beautiful, funny & full of life!“

Fotos: Schilling, Kogler

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