Für die Pfahlbauten auf Tauchstation
Noch bis 13. April sind Forschungstaucher mit einer Monitoring-Kampagne der Pfahlbauten im Keutschacher See beschäftigt.
KEUTSCHACH (vp). Vier Forschungstaucher - drei Archäologen und ein Grabungstechniker - führen noch bis 13. April ein Monitoring bei den Pfahlbauten durch. Denn mit der Auszeichnung zum UNESCO-Welterbe ergibt sich neben neuen Chancen auch die Verpflichtung, die 6.000 Jahre alten Siedlungsreste zu erhalten. "Seit 2013 betreut das Kuratorium Pfahlbauten die Bauten im Keutschacher See und seitdem wird regelmäßig ein Monitoring durchgeführt. Es wird der Zustand mit Fotos und Videos dokumentiert, die Ausdehnung der Kulturschicht vermessen, wir lesen die Erosionsmarke ab", erklärt Archäologe Henrik Pohl vom Kuratorium.
Zander bereitet Sorgen
Damit werden Veränderungen, etwa Erosionsprozesse, genau beobachtet, um Schäden vorzubeugen und den Zustand stabil zu halten. Pohl: "Der Zustand ist derzeit stabil. Sorgen macht uns, dass der Zander den Bereich der Fundstelle als Laichstätte ausgewählt hat."
Der Zander kann nicht nur Schäden an der Kulturschicht verursachen, er ist auch aggressiv, was den Tauchern die Arbeit erschwert. Ohnehin müssen sie sehr vorsichtig und konzentriert bleiben. Die Arbeit im etwa sieben Grad kalten Wasser ist auch physisch anstrengend.
Bojen kennzeichnen Fundort
Was Schutzmaßnahmen betrifft, sei man mit den Fachkollegen in regem Austausch, so Pohl: "Allerdings kann ich noch nicht sagen, welche genau es im Keutschacher See noch geben wird. Es werden aber sicher weitere Maßnahmen stattfinden."
Eine davon ist, dass im Rahmen des zweiwöchigen Monitoring-Prozesses die UNESCO-Welterbestätte mit Bojen markiert wird.
Denn letztendlich ist dort das "Betreten verboten". Das bedeutet, es gibt ein Tauchverbot. Selbst die Archäologen mussten um eine Tauch-Genehmigung ansuchen. Verboten ist auch das Befahren des Bereiches mit Booten und das Angeln. Es könnten empfindliche Siedlungsreste für immer zerstört werden.
Viel Aufklärungsarbeit
Die Bojen machen die Fundstelle also sichtbar. Und genau das ist auch die Herausforderung in der Aufklärungsarbeit über die Pfahlbauten, wie Lieselore Meyer, Site Managerin des Kuratoriums Pfahlbauten, erläutert: "Die Pfahlbauten sind so wertvoll, aber eben nicht sichtbar. Ich bemühe mich um viel Aufklärung der lokalen Bevölkerungen, auch der Fischer."
Weiters ist Meyer mit dem Marketing des UNESCO-Welterbes betraut. "Da gibt es viele Ideen, es ist noch keine spruchreif. Wir befinden uns in der Phase der Projektentwicklung."
UNESCO-Welterbe Pfahlbauten
Fünf urgeschichtliche Pfahlbausiedlungen sind seit 2011 in Österreich UNESCO-Welterbe: an Keutschacher See sowie Mondsee und Attersee (beide OÖ).
111 Fundstellen in sechs Ländern (Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien, Schweiz, Slowenien) bilden das UNESCO-Welterbe Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen.
Unter Wasser, in Seeböden oder in feuchter Umgebung von Mooren bleiben Materialien wie Holz, Textilien oder Nahrungsreste besser erhalten. Bei den Pfahlbauten findet man z. B. Holzkonstruktionen ehemaliger Häuser, Werkzeuge aus Holz, Bein und Geweih, Behälter aus Bast und Rinde, Reste von Nahrung etc. Man gewinnt Einblicke ins Leben von 6.000 Jahren.
Die Siedlung im Keutschacher See
Vor 6.000 Jahren befanden sich auf einer heute unter Wasser liegenden Untiefe (früher wahrscheinlich eine Insel) mitten im Keutschacher See Hütten. Eine ähnliche Siedlungsstelle gab es auch im Hafnersee.
Erbaut wurden die Hütten Anfang des 4. Jahrtausends v. Chr., sie wurden etwa 200 Jahre lang genutzt. Man entdeckte in dieser Zeit gerade Kupfer als Werkstoff. Die meisten Werkzeuge waren aber aus Stein, Knochen- und Geweihstücken und Holz. Holz galt als wichtigster Werkstoff - für die Hütten, Einbäume, Werkzeuge, Speere, Bögen, Pfeile und als Brennholz.
1864 wurde die Siedlung als erste Pfahlbausiedlung in Österreich entdeckt.
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