Blind durch Klagenfurt

Mit dem Blindenstock durch Klagenfurt: WOCHE-Redaktionsleiter Peter Lindner mit BSV-Zivildiener Sebastian Bucher
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Selbstversuch: Mit verbundenen Augen durch die Klagenfurter Altstadt.

KLAGENFURT. Drei Schritte reichen - und zur Hilflosigkeit kommt auch noch Orientierungslosigkeit dazu. Ich habe keine Ahnung, wo ich genau bin - im nächsten Moment kann ich über eine Treppe stolpern oder in eine Laterne rennen. Ohne Hilfe würde wahrscheinlich nicht einmal vom Lindwurm zum Rathaus finden.

Der Blindenstock
Der Blinden- und Sehbehindertenverband (BSV) hat zu einer Stadtführung geladen, mit der auf die Situation von mehr als 3.000 blinden und sehbeeinträchtigen Menschen in Kärnten aufmerksam gemacht werden soll - alle Teilnehmer sind für eine Stunde lang blind. Willibald Kavalirek, Obmann des Verbandes, erklärt dazu erst die Verwendung des Blindestocks: "Der Zeigefinger liegt auf dem Stock, der Arm hängt locker nach unten, der Stock pendelt beim Gehen hin und her", sagt Kavalirek. Ich bekomme auch noch einen persönlichen Führer: Für die Dauer der Führung soll ich mich an der Schulter von Sebastian Bucher, Zivildiener beim BSV, festhalten. Dann heißt es schließlich: "Dunkelbrille auf!"

Umgebung lauter
Mit dabei ist Stadtführer Dieter Jandl, der am Lindwurm einleitende Worte spricht. Und während ich ins Schwarze starre, werden ganz plötzlich sämtliche Geräusche in der Umgebung immer lauter: Die Gespräche der Passanten, die vorbeigehen, die Autos, die auf der Südseite des Neuen Platzes vorbeifahren - und das kräftige "Entschuldigung!" der 1-Euro-Frau auf der anderen Seite des Platzes.

Stufen als Hindernisse
"Wenn ihr euch jetzt den Lindwurm anschauts . . . hoppala", sagt Jandl, der daraufhin dazu einlädt, das Gitter rund um das Klagenfurter Wahrzeichen zu ertasten - und schon wartet das erste Hindernis: Die Stufen, die auf das Podest führen. Wobei - hinauf geht es wesentlich leichter, als hinab. Nachdem die Stufen vorsichtig bewältigt sind, tut es gut, wieder "richtigen Boden" unter den Füßen zu haben. Es geht in Richtung Maria Theresia-Statue und von dort aus in eine unbekannte Richtung.

Zentimeterhohe Abgründe
Ich mache die zweitschlimmste Erfahrung des Nachmittags: Eine leichte Drehung in eine Richtung und ein paar Schritte reichen und man hat überhaupt kein Gefühl mehr, wohin man geht - und wie weit man schon gegangen ist. Die schlimmste Erfahrung folgt gleich darauf: Ich mache einen Schritt und habe für Sekundenbruchteile das Gefühl, ins Leere zu fallen - warum hat mich Sebastian nicht davor gewarnt, dass ich auf einen Abgrund zusteuere? Die Erklärung: Weil der Absatz kaum tiefer als fünf Zentimeter ist - und trotzdem reicht er, um mich aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Durch die Höfe
Es geht über die Straße und in einen Hinterhof - an welcher Seite des Platzes wir sind, kann ich nicht mehr sagen. Im Hof angekommen, lädt Jandl dazu ein, die Säulen zu betasten und den Unterschied zwischen den einzelnen Steinen zu erfühlen - ich merke keinen Unterschied, bin immer noch viel zu sehr damit beschäftigt, blind zu sein - und kämpfe mit dem Drang, mir die Brille abzunehmen.
Über Pflastersteine geht es in den nächsten Innenhof - dem Geruch zufolge kommen wir an einem Café oder einer Bäckerei vorbei. "Achtung, Stufe!", warnt Jandl - und ich spüre, dass diese Worte bereits ausreichen, um mich in Unruhe zu versetzen.
Nach dem Innenhof sind wir beim Wörtherseemandl angelangt und dürfen endlich die Dunkelbrillen abnehmen.

Bahnhof als Musterbeispiel
"Manche Bereiche in Klagenfurt sind echte Vorzeigebeispiele, was das Blindenleitsystem und die Barrierefreiheit angeht - zum Beispiel der Bahnhof und das Rathaus. Aber trotzdem gibt es immer noch Aufholbedarf", sagt Kavalirek. Besonders tückisch sind zu tief hängende Schilder oder Bögen, an denen man sich den Kopf anstoßen kann - diese Dinge kennt Kavalirek aus eigener Erfahrung. Denn auch er ist sehbehindert - und bemüht sich darum, dass solche Stellen entschärft werden. Denn was einem alles im Weg sein kann - das merkt man erst, wenn man selbst einmal blind ist.

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