Leserbrief: "Ein kritischer Blick auf die Familienpolitik"
Stellungnahme zu Ilse Gerhardts Kolumne in der Ausgabe vom 27. August
Als Familienbeauftragte der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee und besonders als Fachfrau gehört es zu meinen Aufgaben Entwicklungen im Bereich der Familienförderung umfassend und differenziert zu betrachten und nicht in unkritische Bejubelung zu verfallen.
Es dürfte Frau Gerhardt entgangen sein, dass seit geraumer Zeit im Sinne des Barcelona Zieles der Ausbau der Kinderbetreuung besonders für die unter Dreijährigen angestrebt wird.
Frankreich wird diesbezüglich immer als Vorbild genannt. In meiner Betrachtung ist es nicht darum gegangen eine Nation „anzuschütten“, sondern einen kritischen Blick auf deren natalistische Familienpolitik zu werfen und vor allem die Perspektive der Kinder, die in der medialen Berichterstattung leider zu wenig Beachtung findet, einzunehmen. Das Kindeswohl steht - und ich hoffe, dass Frau Gerhardt mir da beipflichtet – an oberster Stelle, geht es doch um jene, die von den Entscheidungen der Erwachsenen abhängig sind und kein eigenes Sprachrohr haben. Ich wünsche mir im Interesse der Eltern und Kinder und der gesamten Gesellschaft in Bezug auf den Themenkomplex demografische Entwicklung, Geburtenrate, Kinderbetreuung und Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der medialen Berichterstattung und Politik mehr qualitative Analyse und weniger Polemik, dann könnte ich mir einen an begrenzten Zeilen orientierten Leserbrief wohl ersparen. Es muss außerdem erlaubt sein, sich kritisch mit Politiken in anderen Ländern auseinanderzusetzen, ohne von einer Mitarbeiterin eines Mediums persönlich desavouiert zu werden. Daraus die Anschüttung einer ganzen Nation zu konstruieren, ist, mit Verlaub, zu billig.
Daniela Obiltschnig
Beauftragte für Familien, Integration und Gleichbehandlung
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