Ein Abend mit den "Identitären"

Ein Sticker der Identitären Bewegung, gesehen in der Klagenfurter Innenstadt
  • Ein Sticker der Identitären Bewegung, gesehen in der Klagenfurter Innenstadt
  • hochgeladen von Peter Lindner

Sie sind laut eigenen Angaben "nicht rechts", wettern aber gegen "Migrantenbanden" und "Überfremdung" - die Identitäre Bewegung will auch in Kärnten Fuß fassen.

KLAGENFURT. Samstagabend, ein Lokal in Waidmannsdorf. Im Extrazimmer treffen sich 20 junge Leute - hier findet der Stammtisch der "Identitären Bewegung Kärnten" statt. Die Veranstaltung wurde über Facebook ausgeschrieben - der Treffpunkt wurde dabei allerdings nicht genannt, "um Probleme von linksextremer Seite zu verhindern", wie die offizielle Begründung lautet.

"Heimat, Freiheit, Tradition"
Ein paar der Leute sind zum ersten Mal dabei - sie wollen wissen, was hinter der Bewegung steckt, die bereits in Wien und Graz für Aufsehen gesorgt hat. Patrick Lenart freut sich über den "Besucherrekord" bei einer Identitären-Veranstaltung in Klagenfurt. Der Kärntner studiert in Graz Philosophie, Geschichte und Jus - und er ist Vizeobmann der Identitären Bewegung Österreich. "Heimat, Freiheit, Tradition" steht auf seinem Pullover - kurz zusammengefasst das Programm der Identitären.

"Keine Rechten"
Doch wo steht diese Bewegung politisch? Ist sie Teil der "Neuen Rechten"? "Nein, wir sind keine Rechten - ich selbst würde mich sogar als Linken bezeichnen", sagt Lenart, bevor er die Teilnehmer am Stammtisch bittet, sich vorzustellen. Einige von ihnen klingen aber nicht so, als würden sie die Geisteshaltung von Lenart unterstützen - dass es "in Europa so nicht weitergehen kann" ist für viele Motivation genug, um an dieser Veranstaltung teilzunehmen - eine junge Frau befürchtet, dass ihre Kinder einmal türkisch lernen müssen, ihr Sitznachbar verweist auf Gegenden, in die er sich am Abend wegen des hohen Ausländeranteils nicht mehr traut.

"Auf die Straße gehen"
Damit werden genau die Themen genannt, die auch im Flyer stehen, den die "Identitäre Bewegung" verteilt - und auch darauf stehen Sätze, die eher zu rechten Parteien passen würden: Konkret geht es darin um "Migrantenbanden", die "Selbstabschaffung Europas" und die Begriffe "Kriminalität, Islamisierung und Überfremdung". Die "Identitären" würden dabei nicht länger zusehen - "wir sind die Jugend, die den Fernseher ausgeschaltet hat, um wieder auf die Straße zu gehen".

Aktionismus
Aktionismus zählt fix zu den Grundpfeilern der "Identitären". In Wien und Graz sorgte man bereits mit öffentlichen Auftritten für Aufsehen - so weit ist man in Kärnten noch nicht. Hier gilt es erst, die Interessenten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. "Die Leute sollen sich wieder auf ihre Kultur besinnen. Sie müssen lernen, die richtige Fragen zu stellen, sich zu bilden und sich zu engagieren", sagt Lenart, "wir geben nicht anderen die Schuld - wir müssen an uns selbst arbeiten!" Er erzählt von den philosophischen Ansätzen der "Identitären" - dumpfe "Ausländer raus!"-Parolen sollen laut Lenarts Angaben nicht dazugehören.

Kritik an Nationalismus
Das wird auch bei Lenarts Referat deutlich, das er am Stammtisch hält: Darin kritisiert er den Nationalismus und bezeichnet die Kärntner Slowenen als "Teil der Kärntner Kultur", den es anzuerkennen gelte - Rechtsextremisten klingen anders. "Anfangs wurden wir reflexartig ins Neonazi-Eck gestellt - jetzt, nach zwei Jahren, gelten wir einfach als Rechte. Das ist doch schon einmal ein Anfang", sagt Lenart. Überhaupt hätten Neonazis bei den Identitären nichts verloren - auch, wenn Lenart zugeben muss, dass es bei den Identitären Leute mit einschlägiger Vergangenheit gibt: "Die haben aber alle völlig mit ihrer Vergangenheit gebrochen."

Rechter Stempel
Trotzdem wird es wohl nicht leicht für die Identitären, den rechten Stempel loszuwerden. Vor allem, wenn Lenart von der "Massenzuwanderung" spricht, die "keine Kultur überleben kann". Oder von offenen Grenzen, die "zum Verschwinden der Kultur" beitragen und durch die man sich "fremde Konflikte nach Europa" hole. Oder wenn weiterhin Leute mit einschlägigen Tätowierungen auf Identitären-Veranstaltungen auftauchen.

"Fragen stellen"
Die Identitären - eine neue politische Bewegung? "Metapolitisch", sagt Lenart. Die Identitären als Liste bei einer Wahl - das werde es nicht geben. "Es ist aber unsere Aufgabe, Fragen zu stellen. Die Antworten auf diese Frage, die müssen dann die Parteien geben." Und in Österreich gebe es derzeit nur eine Partei, die die Antwort auf viele der brennenden Fragen der Identitären hat, erklärt Lenart: "Die FPÖ."

+++ KOMMENTAR +++
Schizophrenie als Programm

Sie bringen Transparente im Schutz der Nacht an, verteilen Flyer und sind auf der Suche nach neuen Mitgliedern: Die "Identitären" wollen auch in Kärnten Fuß fassen und ihre Botschaft verbreiten - und diese dreht sich rund um die Begriffe "Islamisierung" und "Überfremdung", die es zu verhindern gelte (Seite 6). Dabei distanzieren sie sich von Extremisten und versuchen, sich im gemäßigten Licht zu präsentieren. Wie schizophren diese Bewegung ist, wird erst bei genauerem Hinsehen klar. Erst mimen die Identitären seriöse Patrioten, dann folgen zynische Hinweise auf "Migrantenbanden" und die unreflektierte Beschwörung der negativen Auswirkungen von offenen Grenzen. Die Identitäre Bewegung mag sich zwar gemäßigt geben, doch die Ansichten der Bewegung sind gefährlich - und im schlimmsten Fall das Keimbecken für Rechtsextremisten.

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