Kitsch, Karikatur und Propaganda
KIERLING (zip). Fritz und Christl Chlebecek haben in vier Monaten das Material für die Ausstellung "Kitsch, Karikatur und Propaganda im Weltkrieg 1914-1918" zusammengetragen und strukturell aufgebaut. Während auf der Schallaburg die Ausstellung über den ersten Weltkrieg gezeigt wird, wird im Museum Kierling besonders die Werbung für den Krieg berücksichtigt. Es war der erste Krieg, der mit entsprechenden Medien die Begeisterung und die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung anregte.
Ein geschaffenes Kriegspressequartier sorgte für gezielte „Propaganda“, wie damals die Werbung hieß. Aufmunternde Kriegslieder wurden komponiert und Ansichtskarten mit tapferen Männern, den Kaiser oder die vier zusammengeschlossenen Mächte, Deutschland, Österreich-Ungarn, Bulgarien und Türkei hergestellt. Die anfänglich optimistische Stimmung wandelte sich mit der Dauer des Kriegs, man begann Spenden von der Bevölkerung für Kriegszwecke zu sammeln, deshalb wurden Karikaturen zu Gunsten des Witwen- und Waisenfonds verkauft. Der Verein „Schwarzgelber Kreis“ verkaufte Gläser, Krüge und Abzeichen, um den Soldaten ein Mittagessen zu sichern. „Gold gab ich für Eisen“, war ein Aufruf, die goldenen Eheringe abzuliefern. Das Rote Kreuz bat um Spenden, sogar ein Enthebungsabzeichen konnte man kaufen, um dadurch niemanden Grüßen zu müssen. Kinder wurden in den Schulen zum Stricken für Socken und Handschuhe für die Soldaten herangezogen. Auf den Ansichtskarten wurden nun oft Engel, die den Verwundeten beschützen, gezeigt. Mit diesen Bildern konnte man die Kriegsmüdigkeit erkennen, obwohl die Landkarten „So steht der Krieg“ weiterhin Optimismus verbreiten wollten.
Die Frage, ob man heute noch mit der für uns kitschig wirkenden Werbung freiwillig in den Krieg ziehen würde, wurde allgemein verneint. Gegenwärtig ist es kein Thema, aber was wäre, wenn die Medien mit zeitgerechter Werbung überzeugend vorgingen und die gesetzliche Regelung die eigene Entscheidung nicht gelten lässt?
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