Angriff auf die Sommerferien
Neun Wochen Ferien: Luxus pur oder Organisationshorror für Familien?
BEZIRK KORNEUBURG. Neun Wochen Ferien im Sommer – was für Lehrer und Schüler paradiesisch klingt, stellt immer mehr Eltern vor Herausforderungen. Wer passt auf die Kinder auf, wenn der Urlaub von Papa und Mama nach zwei Wochen vorbei ist? Familienministerin Karmasin fordert zwei Wochen der Sommerferien in den Herbst zu verschieben. FP-Klubchef Waldhäusl will, dass die Schulen ab erstem August wieder öffnen und Nachhilfe anbieten. Wir haben Experten im Bezirk gefragt, was sie von den Vorschlägen halten.
Wertvolle Unterrichtszeit
"Obwohl es von meiner eigenen Partei kommt, halte ich ehrlich gesagt nicht viel davon", sagt Poly-Direktorin und Korneuburgs Vizebürgermeisterin Helene Fuchs-Moser. "Die Zeit zwischen Schulbeginn und Weihnachten ist die einzige, in der kontinuierlich gearbeitet werden kann. Da werden die Schüler komplett aus dem Lernen herausgerissen." Außerdem, gibt die Direktorin zu bedenken, "haben wir durch die schulautonomen Tage eh schon versteckte Herbstferien."
Problem nur verschoben
Das Betreuungsproblem ins Feld zu führen als Argument für eine frühere Schulöffnung mit Anfang August, ist auch für eine pensionierte Volksschuldirektorin der falsche Weg. "Ich habe das Gefühl, da geht es nicht um die Förderung der Kinder, sondern einfach nur um einen gratis Betreuungsplatz." Das Argument, die Lehrer hätten zu viele freie Tage, lässt sie dabei nicht gelten. "Lehrer hören ja nicht mit dem letzten Schultag zu arbeiten auf", erklärt sie. "Außerdem muss das neue Schuljahr vorbereitet werden und eine Jahresplanung für jeden einzelnen Unterrichtsgegenstand erstellt werden. Am ersten Schultag muss schon alles funktionieren."
Außerdem, führt Fuchs-Moser ins Rennen, "seit Jahren wird darüber diskutiert, nie wurde etwas durchgesetzt. Und ehrlich gesagt, Kinder für’s Lernen zu begeistern, das ist echte Schwerstarbeit. Zudem dauert es etwa bis Ende September, bis die Schüler wieder im Lernalltag drinnen sind."
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