Nadelkunst aus der Vergangenheit

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Jeden Sonntag wird im Museum Tiroler Bauernhöfe zu einer spannenden Reise in eine verschwundene Welt eingeladen. Verschiedenstes Kunsthandwerk wird dann den Besuchern im historischen Ambiente der alten Höfe vorgeführt. Am 29 Juni und am 14. September hat das Museum eine ganz besondere Kunsthandwerkerin zu Gast. Eva-Maria Kienast wird Interessierten mittelalterliche Sticktechniken näher bringen.

Kramsach - Stich für Stich gleitet die Nadel durch den Stoff, befestigt den Seidenfaden und lässt so langsam farbenfrohe Figuren entstehen. „Es erfordert Genauigkeit und vor allem viel Geduld, die mittelalterlichen Nadelkunstwerke nachzuarbeiten“, erklärt Eva-Maria Kienast, „nur durch Übung wird das Stichbild so gleichmäßig, dass es wie gemalt wirkt.“ Nicht umsonst war der Beruf des professionellen Stickers im Mittelalter mit einer 8-jährigen Lehrzeit verbunden. „Die Lehrlinge – damals sowohl Männer als auch Frauen - mussten nicht nur die diversen Techniken erlernen, sondern vor allem die Regelmäßigkeit der Stickstiche – und das allein ist schon eine kleine Herausforderung“, schmunzelt die Trinserin aus Erfahrung.
Kostbare Stickereien waren ein Ausdruck von Wohlstand, Macht und sozialem Status und zählten zu den Luxusgütern der Betuchten. Ob liturgische Messgewänder, Wandteppiche oder Festtagsgewänder, die Stücke waren sowohl Repräsentationsgegenstand, kostbares Diplomatengeschenk wie auch modisches „Must-Have“ der Oberschicht. So entstanden schon früh professionelle Stickereibetriebe, die für Großaufträge von Königshäusern schon mal in zwei Monaten über 8500 „Fleur-de-Lys-Motive“ für Wandbehänge und Pferdedecken herstellten. „Arbeitskraft und Zeitaufwand waren billig im Vergleich zu den Materialkosten für Seiden- und Goldfäden, Edelsteine, Perlen u.a. – diese konnten gut und gerne das 20-fache kosten“, erläutert Eva-Maria, die schon als Kind von altem Handwerk fasziniert war. Doch erst vor kurzem entdeckte die 30-jährige ihre Passion für historische Textiltechniken, vor allem der Stickerei. „Im Mittelalter wurden zum Teil gänzlich andere Stiche verwendet als heute“, erklärt sie, „den im bäuerlichen Umfeld früher weit verbreiteten Kreuzstich gab es damals in dieser Form noch nicht.“ Also hieß es, Gobelin-, Kloster- und Bayeuxstich zu erlernen und die Charakteristika der verschiedenen Stilrichtungen auseinanderzuhalten. „Unter den Begriffen „Englische Arbeit“ oder „Deutsche Arbeit“ verbergen sich gänzlich unterschiedliche Sticktechniken“, verrät sie. Welche das sind und wie sie aussehen, kann bei der Handwerksvorführung am 29. Juni & 14. September ab 13.00 Uhr im Museum Tiroler Bauernhöfe hautnah begutachtet werden. www.museum-tb.at

Wann: 29.06.2014 13:00:00 Wo: Museum Tiroler Bauernhöfe, 6233 Kramsach auf Karte anzeigen
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