Schon wieder ein Angriff auf die Sommerferien
Neun Wochen Ferien: Luxus pur, Fadesse pur oder Organisationshorror für Familien?
Neun Wochen Ferien im Sommer. Was für Lehrer und Schüler paradiesisch klingt, stellt immer mehr Eltern vor Herausforderungen. Wer passt auf die Kinder auf, wenn der Urlaub von Papa und Mama nach zwei Wochen vorbei ist? Familienministerin Karmasin forderte zwei Wochen der Sommerferien in den Herbst zu verschieben. FP-Klubchef Waldhäusl will dass die Schulen ab erstem August wieder öffnen und Nachhilfe anbieten.
Die Sommerferien seien für die Schüler eine sehr wertvolle Zeit zur Erholung, ist der Direktor des Bundesgymnasiums Horn, Michael Ableidinger, überzeugt. Ob die Ferien gekürzt werden sollen, könne nicht so schnell beantwortet werden, sondern sei von der ganzen Gesellschaft zu dieskutieren. "Erst muss herausgefunden werden, was hinter diesen Überlegungen steht", so Ableidinger, "wirtschaftliche, pädagogische Gründe oder die Frage nach der Betreuung." Ferienbetreuung gehe mittlerweile eher in Richtung Privatwirtschaft. Sport und Lernen würden häufig gekoppelt angeboten werden. "Meine Überlegung wäre es, wenn, dann die Semesterferien ersatzlos zu streichen und in den Herbst zu verlegen", meint Ableidinger.
Herbst ist wertvolle Lernzeit
"Der Zeitraum zwischen Schulbeginn und den Weihnachtsferien ist der Einzige, in dem die Schüler konzentriert und vor allem kontinuierlich arbeiten können", gibt der Schulleiter der Neuen Mittelschule Horn Heribert Naber zu bedenken, "eine neuerliche Unterbrechung in der Form von Herbstferien würde diese durchgehende Aufmerksamkeitsphase nur negativ beeinflussen." Zudem stünden viele Freizeitangebote in der Herbstzeit wetterbedingt den Kindern nur mehr eingeschränkt zur Verfügung. "Ich denke hier z.B. an die Freibäder und Seen", so Heribert Naber.
Zu Waldhäusls Vorschlag, ab August Nachhilfe anzubieten, meint der Horner NNÖMS-Leiter: "Die kann nur durch zusätzliches Personal erfolgen. Die Lehrerarbeitszeit der Pflichtschullehrer ist durch das Dienstrecht festgesetzt. Zusätzliche Arbeitszeit kann nur durch zusätzliche Bezahlung erfolgen."
Nachhilfe ist keine Schulsache
Auch Peter Hofbauer, der Schulleiter der BHAK/BHAS Horn findet, Nachhilfe sei kein Teil des Schulsystems: "Ich habe jedes Mal "Bauchweh", wenn der Eindruck vermittelt wird, Nachhilfe sei Teil des Schulsystems. Diese Denkweise halte ich für überaus kontraproduktiv. Das Schulsystem sollte so aufgestellt sein, dass Nachhilfe eben kein automatischer Bestandteil unseres Bildungssystems ist."
An der HAK und HAS in Horn bietet man seit mehreren Jahren während des Schuljahres eine Vielzahl an Unterstützungsangeboten an, die darauf abzielen, möglichst ohne Nachhilfe auszukommen. Dazu gehören neben den ohnehin schon lange etablierten Förderkursen und den Individuellen Lernbegleitern (speziell ausgebildete Lehrkräfte, welche Schülerinnen und Schüler bei Lernschwierigkeiten unterstützen sollen) unter anderem die Aktion "Ask an Expert", wo Lehrkräfte aller Schularbeitsfächer den Schülerinnen und Schülern am Nachmittag für Fragen zur Verfügung stehen.
Und wohin mit der Ferialpraxis?
Zu bedenken gibt dem Leiter von Handelsakademie und -schule, dass alle SchülerInnen von berufsbildenden höheren Schulen (HAK, HAS, HTL, HLW, FW, ...) im Zuge ihrer Ausbildung Pflichtpraktika absolvieren müssen, die zumeist in den Ferien durchgeführt werden. Steht durch eine Verkürzung der Ferien (beispielsweise bis Mitte August) dieser zweite Ferienmonat nicht mehr als Zeit für das Praktikum zur Verfügung, so fallen ca. 50% der Praktikumsplätze weg. Da stellt sich die Frage, wie die SchülerInnen dann ihre Pflichtpraktika absolvieren sollen.
Peter Hofbauer: "Solche Fragen müssen meiner Meinung nach zuerst diskutiert und geklärt werden, erst dann kann man sich überlegen, welches Modell (9 Wochen im Sommer oder teilweise Verschiebung in den Herbst) künftig zur Anwendung kommen soll."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.