Aufnahmestopp mit Notfallversorgung auf der Kinderstation

Die Kinderambulanz am BKH Kufstein wird vorerst ausschließlich wochentags von 8 - 16 Uhr betrieben.
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  • hochgeladen von Sebastian Noggler

KUFSTEIN/BEZIRK (nos). "Das Gerücht der Schließung der Kinderstation aufgrund wirtschaftlicher Interessen muss ich ganz scharf zurückweisen", stellte Gemeindeverbandsobmann Rudolf Puecher, Bürgermeister von Brixlegg, zu Beginn einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz im BKH fest. Die "Email-Flut seit Samstag", die den Verbandsobmann ereilte, zwang die Krankenhausführung zum weiteren Handeln. Für Puecher wie auch den Ärztlichen Direktor Dr. Carl Miller und Verwaltungsdirektor Dr. Wolfgang Schoner habe die 24-Stunden-Betreuung "natürlich oberste Priorität".

Plötzlich zu wenig Kinderärzte
Zwei Fachärzte und eine Ausbildungsassistentin verlassen die Pädiatrische Station des BKH, um Zusatzausbildungen an der Uniklinik Innsbruck zu absolvieren. "Das ehrt uns, bringt uns aber in der Sache in Bedrängnis", so Miller, "wenn drei in einem Monat gehen, ist es schwer sofort Ersatz zu finden." Die beiden Fachärzte besetzten zusammen eine volle Planstelle, mit ihrem Weggang und dem Inkrafttreten des neuen Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetzes, das die Dienst- und Ruhezeiten der Mediziner neu regelt, sieht sich das BKH mit einer Personalmisere konfrontiert, die in dieser Form "unvorhersehbar" gewesen sei. Ein aktueller Krankenstand in der Stationsleitung verschärft die Situation in der Karwoche weiter, zumal die niedergelassenen Kinderärzte in Kufstein ihre Ordinationen wegen Urlaubs geschlossen halten.

Notfälle versorgen und verlegen
"Was ich sicherstellen kann zur Zeit ist, dass immer ein Arzt im Dienst ist", beruhigte die stellvertretende Leiterin der Kinderstation, Dr. Stephanie Lohwasser, "am Bettenstand der Kinderstation ändert sich erstmal nichts."
Nachts und an den Wochenenden wird sich die Pädiatrie allerdings rein auf Notfälle beschränken. Operierte Kinder und Neugeborene sowie Notfallpatienten, nach Unfällen oder schwerwiegenden Erkrankungen, werden weiterhin versorgt. Die Ambulanz wird wochentags von 8 bis 16 Uhr betrieben. "Wir bitten aber dringend darum, dass die ärztliche Erstvorstellung über einen niedergelassenen Kinderarzt oder den Hausarzt geschieht", führt Lohwasser aus. Damit könne das BKH zumindest teilweise entlastet werden. Immer mehr Patienten würden derzeit direkt ins Krankenhaus kommen, obwohl dies nicht notwendig sei. "Wir haben Eltern, die mit ihren Kindern direkt in die Ambulanz kommen, die nicht akut sind", pflichtete Miller hier bei. "Wir wollen die Station natürlich auf Dauer erhalten, aber wir müssen uns an das Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz halten", erklärte Miller, "wir werden eine Erstversorgung und Stabilisierung machen und die Patienten dann in entsprechende 24-Stunden-Betriebe verlegen. Wir können derzeit nicht Alles voll anbieten." Die genannten 24-Stunden-Betriebe sind das BKH St. Johann und die Innsbrucker Klinik – Hall und Schwaz betreiben keine Pädiatriestation.
Die Auslastung von Ambulanz und Station sei relativ hoch, im Vorjahr gab es rund 4500 ambulante und 3000 stationäre Aufnahmen, "von Oktober bis Ostern laufen wir an sich über der hundertprozentigen Belegung", so Lohwasser.

Personalsuche und akute Übergangslösung
"Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt", erklärt Primar Miller zur Suche nach neuen Fachärzten für die Pädiatrie am BKH, "wir brauchen Minimum drei neue Fachärzte für den Vollbetrieb." Auch Verbandsobmann Puecher meinte: "Der Gemeindeverband hat rasch reagiert." Man führe aktuell Gespräche mit dem BKH St. Johann über die Möglichkeit einer Kooperation, um das Akutproblem in den Griff zu bekommen. Parallel würden verstärkt Ärzte gesucht, der Gemeindeverband habe zugestimmt, dafür zusätzliche finanzielle Anreize zu schaffen. "Seitens des Verbandes werden wir alles dazu tun und alle Möglichkeiten ausschöpfen, die Versorgung für unsere Kinder im Bezirk dauerhaft auch in Zukunft abzusichern", so die BKH-Führung.

UPDATE: St. Johann sagt Unterstützung zu
In einer ersten Stellungnahme zeigte sich das BKH St. Johann gerne bereit das BKH Kufstein zu unterstützen und Patienten zu übernehmen.

ZWEITES UPDATE: St. Johann kann Ärzte stellen
Das BKH St. Johann sagt in einer ausführlicheren Beantwortung einer Anfrage der BEZIRKSBLÄTTER die Unterstützung für Kufsteins Kinderstation zu. Das BKH St. Johann hat fünf Kinderfachärzte, eine Assistenz und eine Turnusärztin und kann "in beschränktem Umfang Fachärzte zur Unterstützung nach Kufstein abstellen". Detail werden aktuell geklärt, man rechnet in St. Johann mit 30 bis 45 Patienten mehr pro Monat. Ein ähnliches Szenario wie in Kufstein sei "in jedem Krankenhaus und an jeder Abteilung mit einem relativ kleinen Ärzteteam denkbar".

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