"Wir brauchen wieder etwas Großes"

Elisabeth Cerwenkas Erzählungen über ihre Begegnungen in Ghana fesselten auch Franz Posch.
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  • Elisabeth Cerwenkas Erzählungen über ihre Begegnungen in Ghana fesselten auch Franz Posch.
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BEZIRK (nos). Am 10. April 2015 veranstaltet Elisabeth Cerwenka für ihr Projekt "Grenzenlos helfen" ein Benefizkonzert im Erler Festspielhaus, die Moderation übernimmt Franz Posch.

"Wenn Elisabeth ruft, kann man fast nicht nein sagen", scherzt Franz Posch über sein Engagement als Moderator und Musikant bei den "Innbrügglern" für das Konzert im kommenden Frühjahr. Etwa 80 Musiker werden auf der Bühne stehen und "unplugged" im Festspielhaus aufspielen – allein durch die Akustik hebe sich die Veranstaltung von allen anderen ab, meint Posch. Er konnte das Haus bereits bei einer Sendung von "Mei liabste Weis" testen und ist begeistert. Auch einige Gruppen, die damals mit von der Partie waren, sind diesmal für Cerwenkas Ghana-Projekt ohne Gage dabei. "Wenn man die Gabe bekommen hat, Leute mit Musik zu unterhalten, dann kann man auch ein paar Mal um Gottes Lohn spielen", so der Haller Vollblutmusiker. Die Aufgabe sei nun "dass wir die Bude auch voll bekommen".
Neben Poschs "Innbrügglern" spielen auch der "4-Klang", die "Hinterberger Soatnmusi", die "Stualausmusig", die Geschwister Konzett und die Bundesmusikkapelle Erl für die erhofft zahlreichen Besucher auf. Um einen geeigneten Ort zu finden, nahm Cerwenka Kontakt zu Hans Peter Haselsteiner auf, einige Tage später bekam sie die Bestätigung, dass die Festspiele auf die Saalmiete verzichten werden. "An einen Eintrittspreis von 60 Euro traue ich mich nicht heran", meinte Cerwenka, die Gäste, viele davon Stammbesucher der Benefizkonzerte, sollen nicht vergrault werden. Auch Franz Posch pfichtete dem bei, in der Volksmusik wären Preise um die 20 Euro gängig. Mit den in drei Kategorien gestaffelten Kartenpreisen von 45, 35 und 25 Euro wurde ein gangbarer Weg gefunden. Der Vorverkauf läuft über die Tiroler Festspiele. "Ich bin dankbar für jedes der bisher zehn Benefizkonzerte, aber ich habe gemerkt, ich brauche wieder etwas Großes", erklärte Elisabeth Cerwenka, "mein Herzenswunsch wäre, die 50.000 Euro, die wir noch für die Fertigstellung der Krankenstation brauchen, bis September 2015 zusammenzubekommen."

70 bis 80 Patienten kommen täglich in die Krankenstation von Ntronang, um von den Krankenschwestern und hebammen behandelt zu werden. Ärzte gibt es erst im nächstgrößeren Ort, etwa eine Tagesreise weit entfernt, in den Krankenhäusern gibt es nichts als medizinische Versorgung – Essen, Wäsche oder ähnliches muss selbst bezahlt werden.
Die alte Station war im Prinzip ein einzelner Raum mit Strom und einigen veralteten Geräten, da wollte Cerwenka unbedingt Abhilfe schaffen. "Ein solches Neubauprojekt als Einzelperson zu finanzieren geht nicht", erinnert sie sich an ihre ersten Überlegungen zurück, "aber 2012 habe ich 'ja' gesagt, im Jänner 2013 haben wir begonnen, jetzt haben wir einen vollverputzten Rohbau und bereits 50.000 Euro investiert". Ihre Aufgabe in den letzten zehn Jahren in Ghana ist Elisabeth Cerwenka zugefallen: "Als ich die Armut gesehen habe, dass es dort um's Überleben geht, habe ich gewusst, da muss man helfen." Mittlerweile ist sie mehrmals pro Jahr vor Ort, besucht Patenkinder und die Projekte in Ntronang. "Einmal konnte ich auch schon einen 14 Fuß großen Container voller Sachspenden schicken, aber derzeit kann ich mir die 7.000 Euro für den Versand nicht leisten", erklärte die Wörglerin, die zuletzt im Juni 2012 eine neugebaute Schule an den protestantischen Bischof der Region übergeben konnte, was eine riesige Freude für sie war. "Das Baumaterial macht vor Ort den größten Geldaufwand aus. Natürlich wollen wir die Arbeiter dort auch fair bezahlen", so Cerwenka. Was möglich ist, lässt sie in der Region produzieren, um die hiesige Wirtschaft zu stärken und damit auch die Armut zu lindern.
In den vergangenen zehn Jahren ergaben sich für Elisabeth Cerwenka in Ghana viele bewegende Begegnungen mit hilfsbedürftigen Menschen, die sie einerseits noch heute sehr rühren und betroffen machen, sie andererseits aber auch als große Bereicherung ansieht. "Gerade beim letzten Mal habe ich wieder vier Erfahrungen gemacht, für die allein sich der ganze Aufwand schon lohnt", erzählte die Spendensammlerin sichtlich ergriffen, "das bewegt mich noch immer sehr". Mit ihrer Unterstützung konnten schon dutzende Schuluniformen ausgebessert oder neugekauft werden, Schulbesuche und Lehrstellen finanziert werden. Auch, weil die von ihr gesammelten Spendengelder eins zu eins in Ntronang ankommen, es gibt keine Ausgaben für den Verwaltungsaufwand, die Flugkosten zahlt Cerwenka aus der eigenen Tasche. Damit hat sich die unermüdliche Wörglerin das Vertrauen zahlreicher Spender und Partner verdient und konnte seit 2006 stolze 162.422,64 Euro sammeln, um grenzenlos zu helfen. Fleißig unterstützt wird sie dabei immer wieder von Projektgruppen an Schulen, wie der NMS Alpbach oder der HLW Wörgl, der Kufsteiner Klöpflergruppe, Unternehmen und unzähligen Privatleuten.

Elisabeth Cerwenkas Erzählungen über ihre Begegnungen in Ghana fesselten auch Franz Posch.
Von Franz Poschs Engagement zum Benefizkonzert in Erl ist Elisabeth Cerwenka mehr als begeistert.
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