Nach 17 Jahren ohne Versammlung nun neuen Vorstand gewählt

Alt-Obmann Fuchs übergab sein Amt und den Vorsitz an Helmut Moser.
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WALCHSEE (nos). 369 Haupt- und 87 Nebenwohnsitze versorgt die Wassergenossenschaft Durchholzen mit bestem Trinkwasser. Seit 1948 besteht die Genossenschaft, hat im Laufe ihrer Tätigkeit Bassins angelegt sowie Leitungen errichtet und erweitert. Mitglieder sind rund 110 Eigentümer der Wasseranschlüsse im Walchseer Ortsteil.

Freitag, der 8. April 2016, fand ein geradezu historisches Ereignis in Durchholzen statt: die Genossenschaft hielt ihre erste Jahreshauptversammlung seit 17 Jahren ab! Alle drei Jahre müsste sich der Vorstand einer Neuwahl stellen, jährlich die Mitglieder zur Vollversammlung laden, die Kassaprüfung absegnen lassen und entlastet werden. Passiert ist das in diesem Jahrtausend allerdings noch nie, was für reichlich Missstimmung unter einigen Mitgliedern sorgte und letztlich auch von der Bezirkshauptmannschaft Kufstein gerügt wurde. "Wir hatten aber ohnehin vor, eine Jahreshauptversammlung abzuhalten", bestätigte Obmann Josef Fuchs vor Versammlungsbeginn das Schreiben der BH. An sich habe der Vorstand "immer eine Versammlung abhalten wollen, aber immer wieder verschoben", meinte der Obmann, die 110 Mitglieder "stehen alle im Beruf, haben Familie", da wollte man nicht "lästig sein".
Die zuständige Sachbearbeiterin der Abteilung Umwelt in der BH Kufstein bestätigte gegenüber den BEZIRKSBLÄTTERN, dass die genossenschaft aufgefordert wurde, das letzte Sitzungsprotokoll zu übermitteln. Man habe hier zwar eine Aufsichtspflich, könne aber nicht alle Genossenschaften jährlich komplett überprüfen. An der BH wartet man nun auf das Protokoll, um weitere Schritte zu prüfen.

Sechs Jahre lang versuchte Helmut Moser im Vorstand auf die konforme Abhaltung zu drängen, doch da "der restliche Vorstand nicht mit zieht und mich als Querulant hinstellt" nahm er schließlich im Ausschuss den Hut. Er bekräftigte in der Versammlung, zu der insgesamt 27 Mitglieder ins "Liftstüberl" gekommen waren, es weder um persönliche Differenzen noch um die Arbeit rund um die Trinkwasserleitungen selbst ginge, sondern um die Arbeitsweise des Vorstands und seine Verpflichtungen den Mitgliedern gegenüber: "17 Jahre ohne Jahreshauptversammlung, das geht einfach nicht!" 18 Vorstandssitzungen habe er in den letzten 17 Jahren erlebt.
Auch weitere Genossenschafter bemängelten, dass "ohne Sitzung, ohne Information, schnell das Stammtischgerede laut werde", da man offizielle keine Auskünfte bekomme. "Trotzdem hat alles funktioniert", erwiderte der Vorstand. Wie der Vorstand die offiziellen Auskünfte und Meldungen, etwa über die eigene Wiederwahl, an die BH weiterleitete bleibt offen.

Kein Zusammenschluss mit dem Dorf

Besonders heiß diskutiert wurde an den Stammtischen etwa immer wieder ein möglicher Zusammenschluss der Trinkwasserversorgung von Durchholzen mit der öffentlichen Leitung von Walchsee-Dorf. 2013 fragte die Gemeinde bei der Genossenschaft an, ob die Trink- und Löschwasserversorgung bei Erweiterung des Gewerbegebiets weiterhin von der Genossenschaft durchführbar wäre. Dazu stellte der Vorstand fest:

"So lange es die Genossenschaft gibt und wir Durchholzen selbst versorgen können, wird das nicht passieren!"

"Inkompatibel" seien die Wässer ohnehin, also sei eine Vermischung schon rein rechtlich nicht möglich, wird hier argumentiert. Eine der Quellen des Dorfes habe hohe Gipsanteile.

Der Tätigkeitsbericht des Obmanns konnte auf zahlreiche größere Bau und Erweiterungsschritte verweisen – in den vergangenen 17 Jahren hatte sich einiges angesammelt. Dementsprechend spannend war auch die Arbeit der beiden Kassaprüfer Peter Moser und Alfred Pipp: "Es ist nicht einfach für 16 Jahre die Kasse zu prüfen. Wir haben uns nur die größten Brocken herausgesucht und uns kommt vor, das passt."

Die Genossenschaft plant, die aktuelle UV-Anlage gegen eine neue auszutauschen, rund 30.000 Euro Kosten kommen hier auf sie zu. Die Vermessung und Digitalisierung der Leitungen kostete sie in den letzten Jahren bereits rund 15.000 – also ungefähr die jährlichen Einnahmen aus dem Wasserzins. Der orientierte sich mit 37 cent pro Kubikmeter an den Gebühren der Gemeinde Walchsee. Da die Gemeinde sich nun zu einer Erhöhung auf 50 cent pro Kubikmeter entschloss, entschieden sich die Durchholzener zur moderateren Erhöhung auf 40 cent pro Kubikmeter, da auch damit die Kosten für den laufenden Betrieb deckbar seien.
Zwischen 38.000 und 41.000 Kubikmeter Wasser verbrauchen die Durchholzener jährlich, die Käserei Plangger ist dabei mit rund 12.000 Kubikmetern im Jahr der Großabnehmer.

"Wir sind relativ sparsam mit unserem Vermögen umgegangen und konnten viele Reparaturen in Eigenregie durchführen. Dadurch haben wir einen kleinen Polster, aber es stehen auch neue Projekte an."

Kassier Simon Kurz verwies hier auf die geplante neue UV-Anlage, die etwa 40 Prozent des "Polsters" kosten dürfte.

Neuwahl in der Wassergenossenschaft

Drei Wahlvorschläge langten zur Neuwahl des Vorstands ein, einer davon war für ungenügend befunden worden, da zu wenige Positionen und Namen angeführt wurden. Zudem sorgte es für ziemlichen Wirbel, dass der Gegenvorschlag zum aktuellen Vorstand nicht unterschrieben eingebracht wurde, also keinem Mitglied zugeordnet werden konnte. Letztlich wurde aber doch abgestimmt und mit einer Mehrheit von 14 zu 11 – die Mitglieder wählten mit einer Stimme je Anschluss – bekam der Gegenvorschlag den Vorzug, die alte Führung war abgewählt.
Helmut Moser wurde zum neuen Obmann, Harald Buchauer zum Stellvertreter, Georg Wachinger zum Kassier, Evi Weißbacher zur Schriftführerin und Markus Weißbacher in den erweiterten Vorstand gewählt.
Noch einmal dankte der Moser seinem Vorgänger für die unermüdliche Arbeit an der gemeinsamen Wasserversorgung und versicherte den Mitgliedern, künftig transparenter über die Genossenschaft zu informieren.

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