Brandenberger Holztrift: Mit der Kraft der Natur
Fast 500 Jahre lang wurde unsere Region und Wirtschaft durch die beschwerliche Holztrift geprägt.
BRANDENBERG/KRAMSACH (mel). Sie war ein gefährliches Naturschauspiel und gleichzeitig ein ganz normaler Teil des Lebens von "früher": Die Brandenberger Holztrift. Vom 16. Jahrhundert weg bis in die 1960er-Jahre nutzte man die reißende Brandenberger Ache, um Baumstämme aus dem Hochtal zu transportieren.
Trift als einzige Möglichkeit
Holz war lange Zeit das einzige Bau- und Heizmittel. Auch wurden Unmengen an Holzkohle für das damals florierende Metallgewerbe benötigt.
Zwei Triften pro Woche
Das Triften war jedoch alles andere als ungefährlich: Zuerst mussten die Arbeiter die Bäume im steilen und unwegsamen Gelände fällen, entasten und auf maximal vier Meter lange Blöcke zuschneiden. Diese wurden dann mit Schlitten zu Sammelpunkten befördert, in die Triftanlage eingelassen und vorsortiert. Dort dauerte es mehrere Tage bis sich genügend Wasser angestaut hatte.
"Ein bis zwei Mal pro Woche wurde dann getriftet. Mit dem Öffnen der Anlage spülte ein tosender Wasserschwall die Baumstämme durch die enge Klamm. Es waren aber meist mehrere Vor- und Nachschwemmen nötig, um das gesamte Holz hinauszubefördern", so Bertagnolli.
Ein wahrer Knochenjob
An den Ufern mussten die Stämme mithilfe von langen Stöcken immer wieder weitergeschoben und in die richtige Position gebracht werden, dennoch ließen sich gelegentliche Verklausungen nicht verhindern, die in Extremfällen sogar gesprengt werden mussten.
An der Kramsacher Rechenanlage wurde das Holz schließlich aufgefangen und aus dem Wasser geholt. "Es war ein wahnsinniger Arbeitsaufwand. Vom Baum bis zum Endverbrauch waren an die 50 Arbeiter am Werk", erklärt Bertagnolli. Bei den Holzarbeitern standen Verletzungen an der Tagesordnung: Eine kleine Unachtsamkeit konnte bereits lebensgefährlich werden.
"Immer wieder kam es zu Unfällen. Auch sonst machten Quetschungen, Rückenleiden und das eiskalte Wasser, in dem sie oft stundenlang standen, den Männern zu schaffen", so Bertagnolli.
Auch das Holz wurde beim Transport sichtlich mitgenommen: Durch den mehrfachen Aufprall auf Felsen waren die Stämme zerschlagen, bis zu einem Siebtel des getrifteten Holzes war Abfall.
Nicht mehr wirtschaftlich
Lange Zeit blieben die Triftanlagen unverändert, erst durch die Industruialisierung gab es einen technischen Innovationsschub: In den 1930er-Jahren wurde die Holzanlage der Erzherzog-Johann-Klause betoniert, der Endausbau fand 1952-53 statt. In besten Zeiten waren allein in Brandenberg 17 Nebenklausen mit kleinen Schwellwerken aktiv, in den Jahren 1951-1960 wurden insgesamt 13650 Festmeter Holz transportiert. Als schließlich die Straße nach Brandenberg fertig gestellt wurde, konnte die beschwerliche und unwirtschaftliche Trift eingestellt werden. Zahlreiche Menschen aus der Region ließen sich die letzte Trift im Jahr 1966 nicht entgehen.
Lebendige Erinnerung
Noch heute kann man die Reste der imposanten Anlage der Erzherzog Johann Klause in Brandenberg bestaunen. Die Erinnerung nicht verschwinden lassen will man auch im Museum Tiroler Bauernhöfe in Kramsach: Dort werden in einer Holzfällerhütte die Trift, die dazugehörigen Werkzeuge sowie der Alltag der Arbeiter anschaulich erläutert. Das Höfemuseum öffnet wieder am kommenden Sonntag (20. März) und hat bis 31. Oktober täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
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