Ein "spektakuläres Entreé" für die Festung

Blick über den Info- und Shopbereich – im Hintergrund oben wartet das Kassensystem auf Besucher.
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  • Blick über den Info- und Shopbereich – im Hintergrund oben wartet das Kassensystem auf Besucher.
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KUFSTEIN (nos). Noch sind nicht alle Arbeiten hundertprozentig abgeschlossen, aber seine ersten Bewährungsproben dürfte der neue Eingangsbereich zur Kufsteiner Festung bereits überstanden haben.
Der Osttiroler Gerhard Mitterberger überzeugte vor zwei Jahren die Jury im Architektenwettbewerb von seinem Vorhaben, nun steht sein Besucherzentrum im Festungsneuhof – gewollt modern als Kontrapunkt zu den historischen Gemäuern. Holz, Glas und Beton bestimmen den Raum. Durch eine gefinkelte Schalungstechnik verlieh man den Betonwänden "Holzcharakter". Den geschichtlichen Aspekt lässt aber auch der Neubau nicht vermissen, in zwei Varianten nimmt das Haus Bezug darauf.

Besucherzentrum der Festung: Das Alte im Neuen

900 Kubikmeter Erdreich wurden für die neue Anlage abgetragen, was dabei zum Vorschein kam, sorgte für einiges Kopfzerbrechen bei den Planern: "Bei den Arbeiten wurde ein Teil der barocken Stadtmauer gefunden", erklärt Emanuel Präauer, der kommenden Monat die Geschäftsführung der Top-City-Kufstein GmbH von Gottfried Preindl übernehmen wird, "und haben uns entschlossen, sie in das neue Gebäude zu integrieren." Dies habe zwar leichte Mehrkosten verursacht, aber auch eine Förderung durch den Denkmalschutz ermöglicht. Neben der Mauer fanden die Archäologen auch Knochenreste – Schlachtabfälle einer alten Fleischhauerei.
Der große, helle Raum des Besucherzentrums wird durch mehrere Dachfenster mit Licht durchflutet. Die Luken wurden vom Architekten so angelegt, dass die Gäste durch jede davon einen anderen Ausschnitt der Burg betrachten können.

Präauer: Alter Eingang "war keine gute Visitenkarte"

"Wir sind super happy, dass wir das neue Besucherzentrum als attraktives Entreé anbieten können", freut sich Präauer über die "sehr ansprechende Architektur". Dass der Neubau für Diskussionsstoff sorgen wird, davon geht der designierte neue GF aber auch aus. Nicht nur die Kufsteiner reagierten seinerzeit sensibel auf die Errichtung der mobilen Überdachung auf der Josefsburg, heute haben sich die meisten von ihren Vorteilen überzeugen können. "Wichtig ist nicht, dass wir einen Schönheitspreis gewinnen, sondern Funktionalität umsetzen können", hält Präauer fest. Dennoch sei der Neubau betont "keine Abfertigungshalle".
Die rund 180.000 Festungsbesucher, die jährlich den Weg an und auf die Burg finden, sollen mit einer "logischen Besucherführung" empfangen werden, das Rückstau-Problem werde durch mehr Kassen, Online-Vorbestellung und ein neues Besuchermanagement-System gelöst. So werde es für die Gäste komfortabler und die Wartezeiten verkürzen sich. Zudem mussten sie früher im Freien warten, um eine Eintrittskarte zu lösen. "Und wenn es geregnet hat, waren alle pudelnass, das war keine gute Visitenkarte", stellt Präauer fest.
Über eine lang gezogene Rampe sollen die Gäste den Eingangsbereich erklimmen, Chipkarten und Drehkreuze regeln den Zustrom und lenken ihn entweder in den Freibereich des nun von der Stadt abgetrennten Festungsneuhofs, wo der Glaslift oder der Treppenaufstieg auf die Festung führen und die zahlenden Gäste die Konzerte der Heldenorgel aus der Nähe erleben können. Eine massive Metallbarriere neben dem Eingang des Besucherzentrums verhindert, dass man ohne Ticket in den Neuhof gelangen könnte. "Das war die einzig mögliche Variante", erklärt Präauer, "die Drehkreuze und das Kassensystem müssen überdacht sein. Den Festungsneuhof zu überdachen hätte der Denkmalschutz wohl nie zugestimmt."

Preise: "Im Österreichvergleich absolut im mittleren Niveau"

Um 50 Cent wurden die Ticketpreise für die bereits laufende Sommersaison 2016 erhöht, 11,50 Euro zahlen Erwachsene, sieben Euro Kinder, Schüler und Studenten (bis 25) für den Zugang zur Burg. Die Familienkarte für zwei Erwachsene und eine unbestimmte Anzahl von Kindern gibt's für 24 Euro, die Jahreskarte für das "All-In Kombi-Ticket" kostet 40 Euro.

"Auch wenn es auf den ersten Blick erschreckend wirken mag, sind wir im Österreichvergleich absolut im mittleren Preisniveau."

Zudem seien die Tickets "mehr ein Erhaltungsbeitrag als ein Eintrittspreis".
Für die geplante Dauerausstellung zum Thema "Kufstein im Zweiten Weltkrieg", für die ein Teil der alten Luftschutz-Stollen reaktiviert wurde und einige Sprengungen im Festungsberg nötig waren, werde es auch gesonderte Tickets geben, um "nur" in die Stollen zu gelangen. Dort wird aktuell noch getüftelt und gearbeitet, das durch den Fels sickernde Wasser bereitet Sorgen. Im Herbst sollen die Arbeiten dort beendet sein.

Bücher, Bier und Berger-Schokolade

Die größte Fläche im Neubau nimmt der Museumsshop ein, der laut Präauer kein klassicher Souvenirshop sein soll:

"Hier gibt es nur spezielle Produkte mit Bezug zur Festung."

Neben diversen Büchern – von der Fachliteratur bis zum Kinderbuch – und Tonträgern mit Musik der Heldenorgel finden sich etwa Holzschwerter und Ritterhelme für die Kleinen, eigens geprägte, vergoldete und versilberte Andenkenmünzen im "Kufstein"-Design und auch kulinarische Besonderheiten. Gemeinsam mit dem Rosenheimer Bierpartner der Festung – Auer Bräu – wurde ein spezielles Festungsbier entwickelt, das mit Maximilians-Etikett nun im Shop zu finden ist. Diese Gestaltungslinie findet sich auch auf Schokolade-Tafeln und -trüffeln der Loferer Confiserie Berger wieder. Spannend wird auch die Kooperation mit dem "TEH Verein": Der soll nämlich in Zukunft nicht nur den Kräutergarten auf der Festung pflegen, sondern die dort geernteten Pflanzen als Mischungen in den Laden bringen.

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