„Hochwasserschutz eine der schwierigsten Herausforderungen, denen wir uns zu stellen haben“

Sicherheit für 2.200 Wohnhäuser und Betriebsgebäude soll der gemeindeübergreifende Hochwasserschutz im Unteren Unterinntal bringen. | Foto: Land Tirol/tiris
  • Sicherheit für 2.200 Wohnhäuser und Betriebsgebäude soll der gemeindeübergreifende Hochwasserschutz im Unteren Unterinntal bringen.
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BEZIRK. Im Tiroler Landtag wurde intensiv über das Thema Hochwasserschutz diskutiert. Die Redebeiträge der Oppositionsparteien, die darin einmal mehr einfache Lösungen für dieses hochkomplexe Thema versprachen, stießen bei LA Margreiter auf wenig Verständnis. „Allen, die hier im Hohen Tiroler Landtag sagen, dass diese Problematik einfach zu lösen wäre, darf ich ganz herzlich einladen, Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler und mich bei den Gesprächen mit Gemeinden, Grundbesitzern und Hochwasserbetroffenen zu begleiten. Erst letzten Samstag waren wir den ganzen Tag im Tiroler Unterland unterwegs, um mit betroffenen Grundbesitzern zu sprechen. Glauben sie mir, es ist alles andere als einfach, jemanden zu erklären, dass sein Grund und Boden im Hochwasserfall bis zu 5,5 Meter unter Wasser gesetzt wird. Es geht hier um Existenzen, sowohl auf der Seite der Hochwasseropfer als auch auf der Seite der Grundbesitzer. Diese völlig unterschiedlichen Interessen zusammen zu führen ist eine Herkulesausgabe. Also bitte: Kommen sie herunter von ihrem hohen Ross und hören sie auf den Menschen weiß zu machen, dass diese Aufgabe einfach zu lösen wäre. Das ist falsch und unverantwortlich“, richtete Margreiter einen eindringlichen Appell an die Adresse der Opposition.
Sommerpause gibt es in Sachen Hochwasserschutz Unterinntal keine. „Wir starten demnächst mit den Untergrunderkundungen und untersuchen die Auswirkungen der geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen auf den Grundwasserhaushalt und die Grundwasserbrunnen“, erklärt Gesamtprojektleiter Markus Federspiel von der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes. Auch sei man in gutem Gespräch mit den Gemeinden, was deren Vorstellungen über Begleitmaßnahmen zum Hochwasserschutz und künftige Entwicklungsmöglichkeiten anlange. Mit den Planungsarbeiten ist man sowohl im unteren als auch im mittleren Unterinntal im Zeitplan.

Gemeinsamer Schulterschluss notwendig

„Es bringt nichts, die Verantwortung immer nur auf das Land abzuschieben. Im Gegenteil: Umso länger wir uns mit gegenseitigen Schuldzuweisungen beschäftigen, umso weiter rückt der rasche Schutz unserer Bevölkerung in die Ferne. Fakt ist, dass es ohne die Unterstützung der Gemeinden keine Lösung geben wird. Jeder ist jetzt gefordert, im Rahmen seiner Möglichkeiten beizutragen, diese Aufgabe zu bewältigen. Die Zeit für parteipolitisches Geplänkel muss ein für alle Mal vorbei sein“, hofft Breitenbachs Bürgermeister LA Alois Margreiter auf einen gemeinsamem Schulterschluss.

"Feinschliff" beginnt

Die Eckpunkte für den Hochwasserschutz im Unteren Unterinntal stehen, so die Landesregierung. Nun beginne der Feinschliff, der bis zum Jahreswechsel abgeschlossen sein soll. Darüber hat das Land Tirol die VertreterInnen der Gemeinden von Brixlegg bis Angath in einem Planungstreff informiert.
„Hochwasserschutz bedeutet für die Gemeinden nicht Entwicklungsstopp“, bekräftigt LHStv Josef Geisler. „Ganz im Gegenteil. Ziel des Hochwasserschutzes ist es, heute gefährdete Siedlungs- und Gewerbegebiete aus der Gefahrenzone zu bringen sowie den Gemeinden neue und sichere Entwicklungsmöglichkeiten für Hausbesitzer und Unternehmen zu bieten.“ In allen Gemeinden sollen Maßnahmen gesetzt werden. Vom Hochwasserschutz im Unteren Unterinntal profitiert natürlich Wörgl, aber auch die „Retentionsgemeinden“ wie Radfeld oder Kundl. Denn durch die Schaffung optimierter Retentionsräume können die Überflutungsräume insgesamt verkleinert werden.
In seiner jüngsten Sitzung am 30. Juni erteilte der Gemeinderat der Stadt Wörgl Bürgermeisterin Hedi Wechner ein Verhandlungsmandat bekannte sich "zum gemeindeübergreifenden Hochwasserschutz und Grundsatzbeschluss für die Verhandlung zur Wasserverbandsgründung". "Es werden jetzt Nägel mit Köpfen gemacht", zeigte sich Wechner zuversichtlich und meinte: "Auch Wörgl kann Retentionsflächen bereitstellen. Wir tragen gerne dazu bei."

Flächenbedarf in Kundl/Radfeld stark reduziert

„Durch das Zusammenspiel der drei optimierten Retentionsräume in Kramsach, Kundl/Radfeld und Angath ist es gelungen, die einzelnen Räume zu entlasten und den Flächenbedarf für das ‚Parken‘ des Wassers wesentlich zu reduzieren “, erläutert Gesamtprojektleiter Markus Federspiel von der Abteilung Wasserwirtschaft. Die Ausdehnung des künftig optimierten Retentionsraums Radfeld/Kundl kann damit gegenüber der ursprünglichen Planung fast halbiert und die Anzahl der betroffenen Gebäude minimiert werden. Die konkrete Gebietsabgrenzung der optimierten Retentionsräume wird im Zuge der weiteren Planungsarbeiten fixiert. Dann beginnt auch der intensive Dialog mit den tatsächlich betroffenen GrundeigentümerInnen.
Mit den Gemeinden, in denen optimierte Retentionsräume vorgesehen sind, wurde auch die Linienführung der künftigen Schutzmaßnahmen besprochen. Im Zuge dieser Gespräche haben die Gemeinden ihre Vorstellungen über Entwicklungsmöglichkeiten geäußert. Auf Basis dieser Gespräche und der Erkenntnisse der vertiefenden Untersuchungen wird nun mit Hochdruck an der Planung des Hochwasserschutzes im Unterinntal weitergearbeitet.

Bekenntnis zum regionalen Hochwasserschutz

Positive Signale gibt es auch in Sachen Wasserverband im Unteren Unterinntal. „Es sieht gut aus, dass schon bald in konkrete Verhandlungen zur Gründung eines Wasserverbandes eingetreten werden kann. Die Gemeinden wurden gebeten, entsprechende Beschlüsse zu fassen“, sagt Bezirkshauptmann Christoph Platzgummer. Die Gemeinden wüssten um die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen und würden sich auch zum regionalen Hochwasserschutz bekennen. Platzgummer begleitet die vorbereitenden Arbeiten zur Gründung des Wasserverbandes.
"Wörgl hat die Betriebe in den Roten Zonen und keine Retentionsflächen, die Umlandgemeinden bekommen die Bauverbote und das Hochwasser. Wo bleibt da die 'Gemeinsamkeit', wo bleibt da der Grundgedanke eines 'Wasserverbandes', der unter solchen Voraussetzungen gegründet werden soll?", fragt Fritz Gurgiser.
„Ich verstehe, dass sich Fritz Gurgiser in Anbetracht der kommenden Landtagswahlen Tirol weit mit seinen Kommentaren ins politische Rampenlicht stellen möchte, trotzdem sei ihm in Sachen Hochwasserschutz in Wörgl angeraten, sich vorher gründlich zu informieren. So sind seine Kommentare gleich unnötig wie die leeren Versprechungen von Landeshauptmann Günther Platter“, ist FPÖ NAbg. GR Carmen Schimanek von Gurgisers „naseweisen“ Sprüchen schon beinahe amüsiert. „Wenn Herr Gurgiser sich nur ein wenig informiert hätte, müsste er wissen, dass die von ihm angesprochenen Retentionsflächen in Wörgl, die die Gemeinde bekanntlich als solche ausgewiesen hat, vom Land abgelehnt wurden.“

Das will das Land im Bezirk Kufstein

Der Planungsabschnitt umfasst die Gemeinden Brixlegg, Kramsach, Rattenberg, Radfeld, Breitenbach, Kundl, Wörgl und Angath.
· 45 Hektar Siedlungs- und Gewerbegebiet in der Roten Zone
· 115 Hektar Siedlungs- und Gewerbegebiet in der Gelben Zone
· Ca. 2.200 Wohnhäuser und Betriebsgebäude betroffen

Nach Umsetzung des geplanten Hochwasserschutzes
· KEIN bestehendes Siedlungs- und Gewerbegebiet in der Gelben oder Roten Zone
· ALLE Wohnhäuser und Betriebsgebäude geschützt – Schutzbauten (Mauern und Dämme) in ALLEN Gemeinden.

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