Tiroler Vorlesetag in Kufstein: "Ich hab Zeit, und Sie?"

Markus Völlenklee liest zum ersten Tiroler Vorlesetag in Kufstein aus "Max und Moritz" von Wilhelm Busch. | Foto: Agentur Eibisch
  • Markus Völlenklee liest zum ersten Tiroler Vorlesetag in Kufstein aus "Max und Moritz" von Wilhelm Busch.
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KUFSTEIN (nos). Am 10. November wird in ganz Tirol vorgelesen – der ersten Tiroler Vorlesetag wartet mit spannenden Lesungen im ganzen Land auf. In Kufstein wird den Vorleserjob der Regisseur und Schauspieler Markus Völlenklee übernehmen. Wilhelm Buschs "Max & Moritz" wird im Hotel Andreas Hofer den Kufsteinern ab 19.30 Uhr zu Gehör gebracht. Die BEZIRKSBLÄTTER erkundigten sich vorab beim Leiter der Tiroler Volksschauspiele in Telfs.

Markus Völlenklee und seine Verbindung zum Geschriebenen

Welches Buch hat Sie am meisten geprägt?
"Ich weiß nicht, ob ein einzelnes Buch einen Menschen prägen kann – vielleicht, wenn man in jungen Jahren ein Buch lesen muss, das einem nichts sagt und nur anstrengt, so dass man sein restlichen Leben keines mehr anrührt. Der endgültige Verlust von direktem Kontakt mit Literatur hat Folgen. Eine Fähigkeit des menschlichen Geistes verkümmert. Use it or loose it."

Können Sie sich ans Vorlesen in ihrer eigenen Kindheit erinnern?
"Wir waren keine bibliophile Familie, bei uns waren Bücher kein Heiligtum. Eher nach dem Motto: 'Les nit zviel, davon sein scho Gscheitere als du narrisch wordn.'
Meine Mutter hat mir deshalb oft erzählt ich wäre ihr mit einem aufgeschlagenen Buch auf dem Kopf nachgelaufen, damit sie mir vorliest. Ich glaube, es war 'Max und Moritz'. Ich habe das natürlich auswendig gekonnt und immer an der richtigen Stelle umgeblättert um ihr keinen Vorwand zu liefern aufzuhören. Ich habe mich später gefragt was mich so gereizt haben mag immer wieder da Gleiche zu hören. Um Abwechslung und Entertainment kann es nicht gegangen sein. Wohl eher um einen Kampf mit Dämonen. Um eine Angst die immer wieder besiegt werden muss und auf diesem Wege besiegt werden kann. Der Rockzipfel der Mutter ist eine Art Ägis, ein mächtiges Schild, eine Deckung, die man für gefährliche Abenteuer braucht."

Was ist Ihre Motivation am Vorlesetag teilzunehmen?
"Das Lesen verhält sich zur Flut der bewegten Bildern, wie der Honig zum raffiniertem Zucker: Beide sind süß, aber Honig muss verdaut werden, wogegen Zucker direkt ins Blut geht. Wir sehen Buchstaben. Die werden in uns zu Wörtern, die Wörter zu Sätzen, die Sätze zu einer Geschichte, in der am Schluss viel von uns selber steckt. Die Bilderflut geht rein wie Öl, erzeugt aber mentale Fettsucht.
Mit der Ernährung sind wir vorsichtig geworden, die Wirkung der geistigen Lebensmitteln unterschätzen wir aber, wie ich meine, gewaltig. Was für ein Geschrei, wenn ein neues Handy auf den Markt kommt."

"Warum sich nicht einen Tag lang gegenseitig vorlesen? Ich hab Zeit. Und Sie? Ich lese Ihnen den Max und Moritz vor von Wilhelm Busch."

Mehr über Markus Völlenklee erfahren Sie auf der Homepage des Künstlers, Details zum Tiroler Vorlesetag finden Sie auch hier.

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