Schulsozialarbeit: "In Kufsteins Neuen Mittelschulen schon ein Drittel beraten"

Anita Gmeiner und Michael Just sind Schulsozialarbeiter.
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BEZIRK KUFSTEIN (nos). Seit September 2015 gibt es an den Neuen Mittelschulen (NMS) in Kufstein und Wörgl je zwei Sozialarbeiter, die für Prävention, Intervention und Beratung als Anlaufstelle für Schüler, Eltern und Lehrer dienen. Seit dem Projektstart im Bezirk kamen in beiden Städten schon rund ein Drittel der Schüler mit den Sozialarbeitern in Kontakt.

"Die Geschichte der Schulsozialarbeit ist eine Win-Win-Win-Geschichte"

Die zuständige Landesrätin Christine Baur (Grüne) freut sich über das rege Interesse und das ausgesprochen gute Feedback, das die Schulsozialarbeit von allen Seiten bekommt. "Beim Start 2008 in Imst gab es noch Vorbehalte. Das seien Schulfremde Personen, man habe das nicht nötig ... aber mittlerweile wird die Schulsozialarbeit immer stärker nachgefragt, nicht nur von Seiten der Mittelschulen, sondern auch von Volksschulen", so Baur.
Auch die Unterstützung der Stadtgemeinden in der Finanzierung und der Schulen vor Ort in der Zusammenarbeit zeige den Erfolg. Besonders erfreulich sei auch die Offenheit der Verwaltung: "Es gab eine Zeit, als die Schulinspektoren nicht als die größten Freunde der Menschheit wahrgenommen wurden."

Das Zusammenspiel der verschiedenen Institutionen und Organisationen lobte auch Bezirks-Pflichtschulinspektorin Margarethe Egger. Sie sieht den Vorteil der Schulsozialarbeit auch in der Entlastung "ihrer" Lehrer und Direktoren:

"Im Endeffekt war auch etwas Eigennutz in der Entscheidung für die Schulsozialarbeit dabei. Davon profitieren die vier Standortschulen und wir haben Ressourcen frei, um anderweitig zu unterstützen."

Durch die "Externen" hätten die Lehrer Zeit für andere Problemfälle, so Egger.
darum gibt es immer mehr weitere Schulen, die sich für die Schulsozialarbeit interessieren, etwa die Polytechnischen oder auch Volksschulen im Bezirk. Als nächste Region stehen die acht Gemeinden zwischen Münster, Brixlegg und Radfeld im Fokus. Sie könnten gemeinsam das nächste Sozialarbeiterpaar im Bezirk Kufstein bekommen, meinen Egger und Baur.

Zwei Schulsozialarbeiter in Kufstein, zwei in Wörgl

Anita Gmeiner und Simon Schwärzler sind in die NMS in Wörgl, Beatrix Ludl und Miachel Just in den NMS Kufstein in Einsatz. Die gemischtgeschlechtlichen Zweierteams haben sich in der Arbeit sehr bewährt, da es neben Konfliktvorbeugung und -lösung auch unter Anderem um Themen wie Liebe und Sexualität geht.
Anita Gmeiner gab einen Einblick in die Statistik der bisher geleisteten Arbeit in Wörgl.

"Wir hatten in Summe seit September 381 Einzel- und Gruppenberatungen in Wörgl, damit haben 37 Prozent der Schüler die Angebote der Schulsozialarbeit in Anspruch genommen."

In Kufstein nahmen rund 30 Prozent die Beratungen wahr, wie Michael Just erklärte. Dort wird der Schwerpunkt besonders auf Konfliktarbeit gesetzt, bei den Älteren in der Prävention auf Jugendschutz und Rechtsinformation.
Die vier Jugendarbeiter sind zu je 35 Wochenstunden beschäftigt, die Kosten trägt zu 35 Prozent der Schulverband bzw. die Stadtgemeinde und zu 65 Prozent das Land Tirol.

"Keine Probleme wegen Flucht oder Migration"

Sowohl der Direktor der NMS2 in Kufstein, Josef Reider, als auch seine Sozialarbeiter bestätigen, dass der Schüleranteil mit Migrationshintergrund oder Fluchtgeschichte kein höheres Konfliktpotenzial oder Mehrarbeit bedeute. Im Gegenteil, stellte der Direktor fest, dass gerade Kinder aus Flüchtlingsfamilien "dankbarer für den Schulbesuch", teils engagierter und lernwilliger seien.

"An unserer Schule gibt es keine Probleme, die von Migration oder Flucht her kommen."

Das bestätigt auch Stefan Just. Neben drei Integrationslehrern und einer Sonderpädagogin gibt es an der NMS2 in Kufstein auch eine Kraft für "Deutsch für Asylwerber". Die meisten Probleme, die Schüler egal welcher Herkunft an die Sozialarbeiter herantragen, konnten bisher gelöst werden.

Helfersysteme besser vernetzen

Schwierigkeiten gibt es in Tirol in anderen Bereichen der Betreuung von Kindenr und Jugendlichen mit Problemem. "Wir haben zu wenig niedergelassene Kinder- und Jugendpsychiatrie-Ärzte, von den sechs im Vorjahr ausgeschriebenen Stellen konnte keine einzige besetzt werden", weiß Landesrätin Christine Baur. Sie hofft aktuell auf neue Absolventen der Universität Innsbruck. Zudem sei die Psychiatrie für sie die "ultima ratio", wenn die anderen Helfersysteme nicht mehr auslangen.

"Die Vernetzung nach außen ist suboptimal, deshalb erstellen wir gerade eine Art Landkarte, um festuzustellen und aufzuzeigen, welche Einrichtungen es überhaupt in Tirol gibt."

Damit will Baurs Abteilung die Netzwerke der Vereine und Institutionen stärken und Kindern wie auch Eltern mehr direkte Hilfe an die Hand geben. "Wichtig ist, dass wir als Gesellschaft erkennen, dass es eine diffizile Aufgabe ist, ein Kind zu erziehen", meint die Landesrätin. Die Elternunterstützung, die etwa über die Schulsozialarbeit geboten wird, komme an sich zu spät, anzusetzen hätte man schon in der Krippe oder noch früher, da auch in dieser Zeit viele Eltern schon überfordert seien, oder knapp am Rand des Erträglichen agierten.

Mehr Informationen zur Schulsozialarbeit in Tirol finden Sie auf www.schulsozialarbeit-tirol.at.

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