„Osterlachen“ soll wieder erlaubt sein

Von links: Dekan Mag. Franz Auer, Martin Reiter und Hans Guggenberger vor dem Grabspruch für einen Jäger aus Brandenberg in Tirol.
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Der Verein Museumsfriedhof Tirol kämpft gegen die Anonymisierung des Todes

KRAMSACH – Sterben und Abschied sind heute meist nicht mehr sichtbar, sondern weitestgehend aus der Gesellschaft der Lebenden ausgegrenzt. In Großstädten bleibt der Tod meist anonym: dort erfährt man häufig nicht einmal, wenn ein Nachbar stirbt.
Darauf verweisen Hans Guggenberger und Martin Reiter vom Museumsfriedhof Tirol in Kramsach.

Martin Reiter: „In unseren Tiroler Dörfern ist der Tod immer noch ein Ereignis, an dem die Gemeinschaft, sei es die kirchliche oder die dörfliche, nach wie vor teilhat.“
Der Friedhof als Spiegel der Gesellschaft ist geprägt von unterschiedlichen Lebensweisen, Traditionen und historischen gewachsenen Eigenheiten.
Das weiß Kunstschmied Hans Guggenberger wohl wie kaum ein anderer in Tirol, denn es gibt keinen Tiroler Friedhof auf der nicht zumindest eine Grabstätte aus seiner Hand stammt.
Hans Guggenberger: „Leider wird heute der Tod immer mehr anonymisiert. Früher gehörte er zum Leben, genauso wie die Geburt!“ Ja, man machte sich sogar über den Tod lustig. Demnach hatte der Tod mit den Menschen weniger zu lachen als sie mit ihm.“
Guggenberger und Reiter wollen deshalb auch den uralten Brauch des „Osterlachens“ wiederbeleben. Dazu haben sie sich als Mitstreiter Dekan Mag. Franz Auer, Pfarrer in Kramsach-Mariatal.
Offenes lautes Lachen in der Kirche? Für unsere Ohren klingt das unangebracht. Dekan Auer: „Die Kirche wird als ruhiger sakraler Raum durch Lachen in unangemessener Weise gestört, wollte man vielleicht einwenden. Dennoch war der Brauch des Osterlachens – risus paschalis – lat. risus meint nicht nur ein freundliches Lächeln, sondern durchaus ein ,Lachen von Herzen' – über Jahrhunderte fester Bestandteil des österlichen Brauchtums.“ Grund dafür: Mit der Auferstehung Jesu hatte er dem Tod ein Schnippchen geschlagen.
Reiter: „Je nach eigenem Gusto war es für Kleriker wie Laien eine Freude oder auch eine Last. Der Prediger versuchte auf mehr oder weniger gekonnte Weise das Volk bei der Predigt zum Lachen zu bringen.“
Dabei wurden – wie wir heute vom bekannten Wiener Hofprediger Abraham a Santa Clara, der sich auch einige Zeit in Tirol (Rattenberg) aufhielt, wissen – nicht nur fromme Witze auf der Kanzel gerissen, sondern durchaus auch eher schlüpfrige Andeutungen und Geschichten erzählt.
Dekan Auer: „Von Abraham a Santa Clara selbst weiß man sogar, das er es geschafft hat während seiner Predigt eine Kirchenhälfte zum Weinen und die andere durch Gesten und Mimik zum Lachen zu bringen.“ Und Reiter ergänzt: „Das war wohl auch der Grund, warum das Osterlachen schließlich von der Kirche untersagt wurde.“
Das „Osterlachen“ kann man aber auch am Museumsfriedhof Tirol erleben und zwar im „lustigen Teil“ des ganzjährig kostenlos zugänglichen Museumsareals. Dort finden sich nämlich unzählige Verse und Sprüche, die selbst den lachresistentesten Personen ein Schmunzeln entlocken. Und was passt da besser zum „Osterlachen“, als der launige Grabspruch vom (Oster)hasen (?) und Jäger aus Brandenberg:

Da liegt er,
im tiefen Loch.

Wenn man mich fragte,
um die Hasen die ich jagte,
sie leben alle noch!

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