Kärntner Ärzte: "Hausapotheke ist Überlebensfrage"

Ärztekammer-Präsident Josef Huber: "Der Leistungskatalog ist nicht mehr zeitgemäß – man muss ihn modernisieren."
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  • hochgeladen von Gerd Leitner

KÄRNTEN. Nachfolger von Kassenärzten mit einer Hausapotheke in Gemeinden mit einem Arzt müssen nach einer Gesetzesnovelle nur mehr vier Kilometer von der nächsten Apotheke entfernt sein. "Diese Regelung bringt Entspannung", sagt Josef Huber, Präsident der Ärztekammer für Kärnten. Die eine oder andere Hausapotheke sei damit gerettet.
Für die Landärzte in Kärnten sei das von großer Bedeutung. "Am Land ist das eine Überlebensfrage", sagt Huber klar. Patientenzahlen seien infolge der Abwanderung teilweise um bis zu 30 Prozent zurückgegangen. "Die Hausapotheke ist zusätzlicher Umsatz für die Ärzte." Und entscheidend, damit junge Mediziner aufs Land gehen.

Hausapotheke entscheidend

Einen Haken hat die Gesetzesnovelle für Huber dennoch. "Ich vermisse das klare Bekenntnis zu Hausapotheken in Gemeinden mit nur einem Arzt", kritisiert er. Auch Apotheker – so meint der Präsident – müssten Interesse daran haben, denn: "Mit nur einem einzigen Arzt, der Medikamente verschreibt, finden Apotheker nicht das Auslangen." Insgesamt sieht Huber viele Vorteile in den Hausapotheken auch für die Patienten. "Sie bekommen alles aus einer Hand."
Bedenken von Apothekern bisweilen, Ärzte könnten mehr Medikamente verschreiben als nötig, da sie daran verdienen, weist Huber entschieden zurück. "Ich lasse mir keine Geschäftemacherei vorwerfen", kommentiert er. Im Gegenteil: Hausapotheken seien kostengünstiger, da sie der Gebietskrankenkasse einen Abschlag von 3,85 Prozent gewähren müssen. An die Adresse der Apotheker richtet Huber scharf: "Sie machen Geschäft mit fragwürdigen Arzneien." Zu verschriebenen Präparaten machen viele noch andere Dinge schmackhaft."
Vor einem drohenden Ärztemangel habe die Kammer bereits vor langem gewarnt. Die Hausapotheke allein wird das Problem nicht lösen. Aus der Sicht von Huber aber auch nicht die im Strukturplan vorgesehenen Erstversorgungszentren (Primary Health Care – PHC). "Sie werden jedenfalls teurer als das bisherige System", ist Huber überzeugt. "Man braucht dafür mehr Ärzte."
Außerdem helfe ein PHC zum Beispiel in Spittal einem Patienten aus Heiligenblut wenig. "Die Bevölkerung hat ein Recht darauf, einen kompetenten Ansprechpartner in der Nähe zu haben", so Huber. PHCs würden lediglich in größeren Strukturen funktionieren.

Kritik an Öffnungszeiten

Kritik an den Öffnungszeiten vieler Landärzte lässt Huber ebenfalls nicht gelten. "Die Patienten kennen die Öffnungszeiten", sagt er klar. Außerdem steige am Land die Notwendigkeit von Hausbesuchen. "Einem Patienten, der nicht mobil sein kann, helfen ausgedehnte Öffnungszeiten auch nichts."
Dennoch: Aus Sicht von Huber könnte man den Ärztemangel abwenden. Neben der Hausapotheke braucht es: "Eine Erschwerniszulage für Landärzte", so Huber. Und: "Man muss die Vertragsstruktur modernisieren." Es seien Leistungen abgebildet, die nicht erbracht werden. Andererseits wiederum: "Manche notwendige Leistungen werden nicht oder zu gering entlohnt", spricht Huber etwa auf Nahtentfernung, Verbandswechsel und "Gesprächsmedizin" an. "Patienten kritisieren Minutenmedizin zu Recht."

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