Serie "Die Hygienefalle" Teil 2: Der Mensch ist ein Zoo

Faszinierende Mitbewohner: Auf jede menschliche Zelle kommen zehn nicht menschliche. | Foto: iStockphoto
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Die junge Erde war ein höchst ungemütlicher Ort. Giftige Gase verdunkelten den Himmel, Vulkane waren hochaktiv und spien ihr Magma ins Meer. In dieser Ursuppe entstand vor etwa 3,7 Milliarden Jahren das Leben. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um eine Frühform von Bakterien, die im Zusammenspiel mit Viren die Evolution des Lebens starteten. Mehr als zwei Milliarden Jahre lang waren Viren und Bakterien unter sich. Erst dann entwickelten sich die ersten primitiven Lebewesen mit Zellkern.

Motor der Evolution

Über Versuch und Irrtum entstanden im Laufe der Jahrmillionen all die komplexen Bio-Mechanismen, die bis heute das Leben auf der Erde prägen. Motor der Evolution waren meist die Viren. Denn sie befallen Zellen und schmuggeln ihre eigene Bauanleitung in fremdes Erbgut ein. Dabei kam es oft zu Fehlern, die aber wieder die Chance für Neues boten. Gute Erfindungen wurden weitergegeben, schlechte starben aus. In den Ur-Ozeanen herrschte ein reger Tauschhandel.
Einer Gruppe von Cyanobakterien gelang es durch eine Mutation, die H2O Moleküle des Ur-Ozeans zu zerlegen und mit Hilfe von Sonnenlicht den Wasserstoff von Sauerstoff zu trennen. Damit gewannen die Bakterien Energie und erfanden die Fotosynthese. Erst viel später schluckten Einzeller solche Bakterien und daraus entstanden die Algen und alle übrigen Pflanzen. Auch die Mitochondrien, die wir zur Energiegewinnung in unseren Zellen brauchen, waren früher Bakterien, die eingebürgert wurden.
Die Zellen waren jedoch auch gezwungen, sich zu wehren, wollten sie nicht zu Virenfabriken werden und zugrunde gehen. Daraus entstanden die Basis-Funktionen unseres Immunsystems. „Der Konflikt zwischen zellularen und viralen Organismen war der zentrale Motor der biologischen Evolution“, erklärt Patrick Forterre, Mikrobiologe am Pariser Pasteur-Institut. Ohne den Einfluss der Viren gäbe es demnach die ganze Menschheit nicht. „In gewisser Weise haben Viren bei der Entstehung des Lebens also die Rolle von Gott eingenommen.“

Leben in Symbiose

Nur die wenigsten Mikroben sind Krankmacher. Die überwiegende Mehrzahl lebt mit uns in Symbiose, erfüllt wichtige Funktionen und sorgt dafür, dass wir gesund bleiben.
Wir beherbergen sie in ungeheurer Vielfalt. Sogar auf einem winzigen Organismus wie einem Wasserfloh leben hundert Arten von Mikroben. Und im Biotop Mensch haben mehrere Tausend Arten ihren Lebensraum gefunden. „Auf jede unserer Zellen kommen zehn nicht menschliche Zellen und auf jedes menschliche Gen kommen 150 Mikroben-Gene“, erklärt Dusko Ehrlich, der am Pariser Forschungsinstitut INRA eine Landkarte unserer Mitbewohner erstellt. „Der Einfluss der Mikroben auf uns ist riesig und unser Wissen darum wird eine Revolution in der Medizin auslösen.“

Lesen Sie nächste Woche: Wie uns die Ideen des finsteren 20. Jahrhunderts in die Hygienefalle geführt haben.

Sie haben Fragen? Schreiben Sie uns unter: hygienefalle@bezirksblaetter.at Diskutieren Sie mit Autor Bert Ehgartner über seine Thesen.

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