Serie "Die Hygienefalle" Teil 3: Sieg der Mikrobenjäger

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Was modernen Menschen am meisten auffiele, würden sie durch die Städte des 19. Jahrhunderts wandern, wäre die ungeheure Anzahl von Tieren. Es gab Droschken, Kutschen, Pferdeomnibusse. Dazu kamen Unmengen von Kleinvieh: Hühner in Verschlägen, Enten im Hinterhof. Sogar Schweine und Schafe wurden in der Stadt gehalten. Überall lagen Exkremente auf der Straße. Das Wasser kam aus Gemeinschaftsbrunnen oder wurde aus dem Fluss entnommen, in den auch die Abwässer flossen.

Die Zeiten der Cholera

Die Bevölkerungszahlen in den Städten explodierten. Jedes Kellerloch wurde vermietet. Speziell in den Arbeiterquartieren gab es zahlreiche „Bettgeher“. Sie hatten tagsüber kein Recht in der Wohnung zu sein, kamen abends und schliefen auf Matratzen am Boden.
Toiletten gab es bestenfalls im Hof – es handelte sich um Plumpsklos oder Latrinen mit angeschlossenen Sickergruben. Wer heute Bilder von den Slums in Afrika oder Asien mit ihren grauenhaften Lebensverhältnissen sieht, hat eine Vorlage: So ähnlich ging es damals in den Armenvierteln der Städte Europas zu. Sie waren das ideale Umfeld für Seuchen. Typhus und Tuberkulose waren weit verbreitet. 1831 kam dann erstmals die Cholera aus Indien, erreichte Wien und Niederös-terreich und breitete sich in ganz Europa aus. Ihr plötzliches Erscheinen rief eine ähnliche Panik hervor, wie im Mittelalter die Pest.

Bis zum Ende des Jahrhunderts kehrte die Cholera mehrfach wieder. Außer in jenen Städten, wo hervorragende Ärzte die Grundprinzipien der Hygiene einführten. Sie setzten den Bau von Wasserleitungen und Kanalisation durch, sorgten dafür, dass verdorbene Nahrungsmittel nicht verkauft werden durften und vieles mehr. Der Berliner Arzt Rudolf Virchow ging sogar in die Politik, weil er erkannte, dass Gesundheit ohne soziale Verbesserungen auf breiter Basis nicht erreichbar war. Seine besondere Energie galt der Bekämpfung des Hungers und der Schaffung trockener Wohnungen. Rasch kam es dort, wo die Reformen umgesetzt wurden, zu einem dramatischen Rückgang der Sterblichkeit, speziell bei den Kindern.

Superstars der Wissenschaft

Rudolf Virchow und die anderen Pioniere der modernen Hygiene waren Ganzheitsmediziner und Sozialreformer. Ihre Gegner waren die aufstrebenden Mikrobenjäger rund um Louis Pasteur und Robert Koch. Sie entdeckten Cholera-, Milzbrand- und Tuberkulose-Bakterien und wurden zu Superstars der damaligen Wissenschaft, obwohl sie es nicht schafften, auch nur eine einzige Krankheit zu heilen. Doch sie setzten auf Sterilisation, Quarantäne und die chemische Jagd auf „Schmarotzer“. Diese Rezepte wurden im 20. Jahrhundert von der Wissenschaft in allen Bereichen des Lebens übernommen und ein „Krieg gegen die Mikroben“ entfacht – speziell, als auch noch die Antibiotika entdeckt wurden.

Lesen Sie nächste Woche: Das Geheimnis der Bauernkinder: Was schützt sie vor Allergien und Asthma?

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