"Ich bin der Falke in der Landespolitik"

Für Haimbuchner ist der Jagawirt ein vertrautes Gasthaus: "Bei unserer schlimmsten Wahlniederlage bin ich hier gesessen. Ich kenne die Höhen und die Tiefen."
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  • Für Haimbuchner ist der Jagawirt ein vertrautes Gasthaus: "Bei unserer schlimmsten Wahlniederlage bin ich hier gesessen. Ich kenne die Höhen und die Tiefen."
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OÖ. Beim Jagawirt in Steinhaus bei Wels, seiner Heimatgemeinde, verrät Landeshauptmann-Stellvertreter und FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner, welche Musik er gerne hört und ob er auch ein guter Sänger ist.

BezirksRundschau:Singen Sie eigentlich gerne?
Manfred Haimbuchner: Es hält sich in Grenzen.

Singen Sie für uns ein Kinderlied?
Ein Kinderlied?

Wie viele Kinderlieder kennen Sie denn?
Aus meiner Kindheit erinnere ich mich natürlich an Kinderlieder. Für meine Patenkinder beschränke ich mich aber auf das Vorlesen von Geschichten. (Haimbuchner schaut auf den ausgestopften Fuchs im Lokal) Fuchs, du hast die Gans gestohlen!

Wir fragen, weil in Wels diskutiert wurde, in Kindergärten deutsche Kinderlieder verpflichtend zu lehren.
Ich halte das für gescheit. Da geht es um eine Wertediskussion. Es geht darum, Kindern beizubringen, was unsere Heimat ausmacht.

Kann man derzeit als FPÖ-Politiker etwas falsch machen?
Ich vergleiche das mit einem Fußballspiel: Es reicht nicht, dass eine andere Mannschaft schlecht spielt, man muss die Tore selbst schießen. Thematisch geben wir den Ton an. Wir haben das Ohr beim Bürger, im Unterschied zu den Willkommenshysterikern.

In der ÖVP steht ein Wechsel an. Werden mit Thomas Stelzer, dem Nachfolger von Landeshauptmann Josef Pühringer, manche Themen einfacher umzusetzen?
Ich komme mit Josef Pühringer gut aus. Jeder Politiker hat thematische Schwerpunkte. Man kennt die Lieblingsthemen des Herrn Landeshauptmann, wie zum Beispiel Kultur. Das ist nicht immer mit der FPÖ deckungsgleich, aber so ist die politische Welt.

Wie stehen Sie zum Thema EU-Austritt? Manche haben das im Zuge der Flüchtlinge und der offenen Grenzen gefordert.
Wir können auch jetzt unsere Grenzen schützen, das hat wenig mit der EU zu tun. Ich glaube, dass Österreich in einer globalisierten Welt besser in einem europäischen Verbund mitspielen kann, als alleine. Es geht darum, dass man die EU verändert und verbessert. Wir brauchen keinen Zentralstaat, der von Brüssel aus regiert wird. Aber wir brauchen eine gemeinsame, vernünftige Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Ich halte es auch nicht für gut, dass die Briten aus der EU austreten wollen.

Wird Norbert Hofer Bundespräsident?
Ich hoffe es. Meine Kinder sollen einmal eine Heimat erleben, in der sie sich sicher fühlen und sich nicht vor Angst zu Hause einsperren müssen.

Ist es so schlimm?
Wahrscheinlich noch viel schlimmer! Ich kenne viele junge Leute, die sagen, sie gehen alleine nicht mehr fort.

Um noch mal auf die Wahl an sich zu sprechen zu kommen: Muss das Wahlgesetz reformiert werden?
Meiner Meinung nach gehört die Briefwahl in ihrer jetzigen Form abgeschafft, weil sie das persönliche, geheime und unmittelbare Wahlrecht nicht garantiert. Gerade diejenigen gesetzlichen Regelungen, die sicherstellen sollen, dass es zu keiner Manipulation kommt, sind verletzt worden.

Als Politiker hat man verschiedene Auftritte, wie zum Beispiel heute bei einem Interview oder auch einmal in einem Bierzelt. Braucht ein Politiker verschiedene Gesichter?
Ich weiß nicht, was am Bierzelt immer kritisiert wird. Im Bierzelt ist es wunderbar, ich gehe auch privat gerne dorthin. Ich finde es bedenklich, dass sich manche Politiker nicht ins Bierzelt trauen. Ich verstehe schon: Da trifft man halt auch den Normalbürger und der ist mit der linken Willkommenshysterie nicht ganz so einverstanden. Aber ich verhalte mich beim Jagawirt anders als in der Christmette. Ich ziehe mich auch im Karneval anders an als bei einem Begräbnis. Ich glaube, dass jeder sein Verhalten – jedoch nicht seinen Charakter – an bestimmte Situationen anpasst.

Ist diese Verhaltensanpassung ein Asset, das ein Politiker braucht, um erfolgreich zu sein?
Es ist meines Erachtens wichtig, authentisch zu sein. Ich mag den Normalbürger und ich gehe auch dorthin, wo die Leute sind. Ich verstehe, dass andere damit ein Problem haben. Ich kann mir den Kollegen Anschober (gemeint ist Landesrat Rudi Anschober, Grüne; Anm.) schwer beim Henderlessen im Bierzelt vorstellen. Aber das ist kein persönlicher Vorwurf. Manche scheuen halt den Kontakt zum Normalbürger und treffen sich lieber zum Mittagessen mit Journalisten oder Lobbyisten.

Welche Eigenschaften braucht ein Politiker?
Er darf nicht angepasst sein, aber er sollte einen starken Charakter haben und authentisch bleiben. Ich stehe dazu, dass ich Jäger und Fischer bin. Manche sind verwirrt, weil ich einerseits Ministrant und auf der anderen Seite Waffenstudent war. Aber ich lasse mich nicht in eine gesellschaftspolitische Ecke stellen. Jeder weiß, wer Manfred Haimbuchner ist.

Darin unterscheiden Sie sich von Ihren Berufskollegen?
Wir sind manchmal das Enfant terrible in der Innenpolitik, aber wir rocken halt das Establishment.

Sind Sie ein Rocker?
Sänger bin ich ein schlechter. Mir gefällt eine große Bandbreite an Musik. Freddie Mercury ist viel zu jung gestorben. Auch Falco höre ich sehr gerne. Er ist total unterschätzt worden. Aber das ist ja meistens so in Österreich, dass du zuerst tot sein musst.

Also, die FPÖ hat es zuerst zerreißen müssen ...
... vielleicht bin ich der Falke in der Landespolitik. Bei unserer schlimmsten Wahlniederlage bin ich hier gesessen. Ich kenne die Höhen und die Tiefen. Das Erfolgsmodell der FPÖ ist heute, dass man viel geradliniger vorgeht, mehr mit den Beinen am Boden steht und auf persönliche und politische Loyalität zählt.

Muss es etwas zerreißen, um wieder erstarken zu können?
Ich sage es als Wohnbaureferent: Manchmal muss ein altes Gebäude abgerissen werden, damit Neues und Besseres entstehen kann. Aber trotzdem ist der Platz, auf dem man baut, der gleiche. Das Fundament ist stehen geblieben.

Welche Fehler darf man nicht mehr machen, wenn man etwas wieder aufbauen will?
Man muss in seinen Forderungen und Versprechen glaubwürdig bleiben. Man darf den Leuten nichts vormachen, was man unmöglich einhalten kann. Andererseits wird es immer wieder Punkte geben – die Leuchttürme –, die auch ganz schwierig umzusetzen sind.

Wäre "null Zuwanderung", was die FPÖ immer wieder propagiert, so etwas?
Die FPÖ sagt nur, dass wir die illegale Zuwanderung stoppen und den Rechtsstaat vollziehen müssen.

Was machen Sie mit den Menschen, die über die Grenze kommen?
Jahrelang sind Tausende Menschen an der Grenze zu Ungarn abgewiesen worden. Die Leute kommen ja nicht über irgendwelche Alpengipfel zu uns, sondern ganz normal über die Straßen. Das heißt, wir brauchen ein entsprechendes Grenzmanagement. Das hat über Jahrzehnte funktioniert. Jetzt auf einmal sei das nicht möglich. Was ist die Alternative? Dass wir uns aufgeben und uns überlaufen lassen von Millionen? Dass es zum Niedergang Europas kommt? Ich will das nicht. Da muss die Politik Mut und Konsequenz zeigen. Die Leute müssen aufgehalten werden, bei uns darf man illegal nicht einwandern. Es geht da auch um die psychologische Wirkung.

Heißt das in letzter Konsequenz, dass man auf diejenigen schießt, die das Land illegal betreten?
Überhaupt nicht! Der Waffengebrauch ist in diesem Rechtsstaat geregelt und der heißt nicht, auf irgendwelche Leute zu schießen. Das hat nichts mit Grenzkontrollen zu tun. Man muss die Leute physisch aufhalten.

Wäre das ein Versprechen, das Sie geben würden: Wir machen die Grenzen zu und es kommt keiner mehr drüber?
Ja, die FPÖ kann das Versprechen geben, die Gesetze so zu vollziehen, wie es vorgesehen ist. Diese Leute dürfen nicht nach Österreich kommen und werden abgewiesen.

Wären Sie gerne Innenminister?
Nein. Ich bin gerne Landeshauptmann (zögert kurz) Stellvertreter.

Interview: Thomas Kramesberger und Rita Pfandler.

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