"Regelmäßig Feedback geben ist essenziell"

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Bildungslandesrätin Doris Hummer: "Inhaltlich hat die Neue Mittelschule – wenn es um die individuelle Betreuung der Kinder geht – den richtigen Ansatz." Nur die pädagogische Methode habe nicht funktioniert. Ähnlich wie bei der Zentralmatura sei an den pädagogischen Realitäten vorbeigearbeitet worden. "Man hat zu wenig die Pädagogen mit ins Boot geholt", so Hummer. Schulentwicklung hätten unsere Schulen nie gelernt, das sei ihnen von oben herab verordnet geworden und das habe nicht geklappt. Die entsprechende Begleitung habe sie ebenfalls vermisst.

Hummer ortet zwei Fehler seitens des Bildungsministeriums bei der Neuen Mittelschule: "Man wollte keine Neue Mittelschule haben, sondern eine Gesamtschule. Das war der ideologische Hintergrund. Und der zweite Fehler war, dass man zu wenig auf die standortbezogenen Besonderheiten geachtet hat. Da ist es mit der Auswechslung eines Türschildes nicht getan. Die Neue Mittelschule ist nicht schlechter als die Hauptschule, das ist rausgekommen bei dem Test." Sie hätte aber besser abschneiden müssen, da die Neue Mittelschule im Vollausbau Mehrkosten von 230 bis 270 Millionen Euro verursache. "Und darauf müssen wir in Zukunft achten."

"Wünsche mir Umsetzungsstart im September"

Das Expertenpapier zur "Schulverwaltung neu" hält Hummer für hervorragend. "Wenn wir das auf den Weg bringen, bedeutet das tatsächlich eine Verschlankung der Strukturen. Und wir diskutieren dann nicht über Verwaltung in Form von Machtverhältnissen, sondern darüber, was Schulen für Rahmenbedingungen wirklich brauchen." Bis zum Sommer gebe es in dem Bereich noch Berechnungsmodelle, dann gehe es in den politischen Diskurs. "Ich wünsche mir da auch einen Umsetzungsstart mit dem Schuljahr 2015/2016."

Bei Schulentwicklung gehe es immer um den jeweiligen Standort. "Am Standort muss viel mehr entschieden werden. Wir haben auch ein viel zu kompliziertes Beurteilungssystem bei den Neuen Mittelschulen", so Hummer. Dass die Neue Mittelschule zu früh evaluiert worden sei, hält Hummer für einen "Blödsinn". "Man muss jedes Jahr evaluieren. Weil ich ja jedes Jahr eine Klassengeneration verliere. In Wahrheit braucht es viel stärkere und schnellere Evaluierung", sagt Hummer.

Dass die Gesamtschule (wie in Finnland Usus) Grund dafür sei, dass Finnland bei den PISA-Tests so gut abschneide, hält Hummer für einen Irrglauben. "Es ist nicht das System. Finnland hat eine viel stärkere Differenzierung als Österreich. Die Schulkomplexe dort sind größer und innerhalb dieser wird viel stärker differenziert." Es brauche Formen der Differenzierung im Unterricht, um sowohl den Leistungsstarken als auch den Leistungsschwachen gerecht zu werden. Größere Schulkomplexe hält Hummer als falschen Weg für Österreich und Oberösterreich. "Die Erfolgskriterien von Finnland sind andere. Finnland hat ein stark reflektiertes Unterrichten. Dort stehen Wissenschaftlichkeit und Pädagogik im Zentrum des Schulsystems. Finnland hat auch ein Auswahlverfahren, wer Lehrer werden darf und wer nicht."

Brauchen Schulverwaltungsreform

"Wir brauchen eine große Reform, was die Schulverwaltung betrifft. Und wir brauchen mehr pädagogische Freiheiten. Eigentlich muss es völlig egal sein, ob die Stundeneinheit 30 oder 45 Minuten dauert. Das muss die Schule entscheiden." Daher seien extrem zeitnahe Outputmessungen in Form von Bildungsstandards und Feedbacksystemen essenziell. Bei Bildungsfragen dürfe und müsse jeder mitreden. "Da geht es ja um die Zukunft der Gesellschaft, und Bildungspolitik darf nicht aufgrund von Zurufen Einzelner gemacht werden", sagt Hummer.

Derzeit gibt es 193 Neue Mittelschulen und 22 Hauptschulen in Oberösterreich. Die letzten 22 Hauptschulen werden mit dem Schuljahr 2015/2016 in Neue Mittelschulen umgewandelt.

Oberösterreichweit gebe es derzeit keinen Lehrermangel. "Es gibt zwar in den nächsten Jahren eine Pensionswelle, aber wir arbeiten daran, dass es hier zu keinen Engpässen kommen wird", sagt Hummer.

Ein Gefahrenpotenzial, dass immer mehr Eltern ihre Kinder in Privatschulen geben, sieht Hummer dann, "wenn es nicht gelingt, die Versprechen, die wir bei der Bildungspolitik geben, auch einzuhalten". Dann werde der Boom in Richtung Privatschulen anhalten. "Wir haben gute öffentliche Schulen. Einzig in der Sekundarstufe sehe ich größeres Verbesserungspotenzial", so Hummer.

Ob sie nach der Landtagswahl wieder Landesrätin sein wolle, beantwortet Hummer so: "Wir gehen als Team zur Wahl und ich habe noch einiges vor."

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