"Verhandeln wird nicht ausbleiben"
OÖ. Seit ihrer Angelobung am 7. Juli ist die ehemalige AMS-Chefin Birgit Gerstorfer (SPÖ) Soziallandesrätin und damit in Oberösterreich für Pflege zuständig. Im Interview mit der BezirksRundschau spricht sie über die künftigen Herausforderungen im Pflegebereich.
BezirksRundschau: Die Bevölkerung wird immer älter – wo sehen Sie die Herausforderungen für die Politik?
Birgit Gerstorfer: Das ist die mittel- bis langfristige Einschätzung des Pflegebedarfs. Die geburtenstarken Jahrgänge wachsen jetzt ins Pensionsalter bei gleichzeitig steigender Lebenserwartung. Die Frage wird sein: Wie viele von ihnen werden Pflege benötigen und wie kann man diese finanzieren?
Hier findet ein Wandel statt: Früher war Pflege Frauenarbeit, unbezahlt und ohne soziale Absicherung.
Man muss mehrere Episoden betrachten. Sie sprechen von Pflegebedürftigkeit, in der die permanente Anwesenheit einer Person notwendig ist. Aber bevor überhaupt Pflege so stattfindet, geht es um soziale Einbettung in Familienverbände. Wenn soziale Kontakte funktionieren, setzt die Pflegebedürftigkeit später ein – und dann wird meist mit einer mobilen Pflege begonnen.
Wie stehen Sie zu einer Pflegeversicherung?
Das sind im Wesentlichen private Versicherungen, die sich wiederum nur Menschen leis-ten können, die auch ausreichend Mittel zur Verfügung haben.
Wie kann man dann Pflegefinanzieren?
Wir haben vier Systeme in der Sozialversicherung, über die keiner diskutiert, ob das gescheit oder gut ist. Und wenn wir hier nicht genug Geld haben, füllt die Lücken der Staat. Und es wird so eine Art und Weise geben müssen, wie wir uns mit sozialer Verantwortung um die Älteren kümmern. Ich glaube, es muss eine Kombination aus verschiedenen Finanzgebern sein. Neue Verhandlungen diesbezüglich werden mittelfristig sicher nicht ausbleiben.
Eine Studie hat ergeben, dass Pflegekräfte ihre Arbeit zwar als sehr erfüllend betrachten, sie sich aber einen besseren Personalschlüssel wünschen, besonders bei Nachtdiensten.
Die Forderungen nach mehr Ressourcen gibt es immer. Im Vergleich mit anderen Bundesländern liegt Oberösterreich sehr gut. Ich verstehe aber gerade in diesen Tätigkeitsfeldern den Ruf nach Entlastung.
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