„Zölibat sollte keine Verpflichtung sein“

Licht und Schatten, Tod und Auferstehung. Franz Gruber ist Spezialist für Fundamentaltheologie und Dogmatik. Er lehrt und forscht an der Universität Linz.
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OÖ. Franz Gruber ist Rektor der Katholischen Privatuniversität (KU) in Linz. Er spricht über österliche Symbolik und den Priestermangel in der katholischen Kirche.

BezirksRundschau: Himmel und Hölle sind gerade zu Ostern strapazierte Begriffe.
Franz Gruber: Darum müssen sie richtig interpretiert werden. Himmel und Hölle sind keine räumlichen Begriffe. Himmel ist theologisch das Symbol für Gott und die Vollendung der Welt. Himmel ist das Bild umfassender Versöhnung. Umgekehrt meint Hölle die Vorstellung, dass ein Mensch sich endgültig Gott und der Erlösung verweigert und ein absolutes Nein zu jeder Versöhnung ausspricht. Der christliche Glaube hofft, dass ein solches Nein von keinem Menschen endgültig gesprochen wird.

Ist unsere Erlösung durch den Tod von Jesus passiert?
Zuerst einmal hat Jesus mit seiner Botschaft viele Gegner auf sich gezogen, weil er die Logik in der damaligen Zeit auf den Kopf gestellt und damit ein politisches Problem ausgelöst hat. Jesus gab den Opfern der Gesellschaft, den Sündern, ihre Würde zurück. Sein Tod ist in erster Linie aus politischen Motiven erfolgt. Erst mit der Auferstehung wurde seinem Tod erlösende Bedeutung zugeschrieben. Das war aber eine nachträgliche Interpretation.

Das heißt, Jesus nimmt unsere Sünden nicht auf sich?
Jesus löscht nicht die Verantwortung für die Taten der Menschen – diese muss jeder selbst tragen. Was Jesus auf sich nimmt, ist, dass er Schuld nicht mit einer Gegenschuld beantwortet. Im Schuldkreislauf erzeugt ein Toter einen weiteren. Wie du mir, so ich dir. Jesus sagt, eure Schuld kann gar nicht so groß sein, als dass sie Gott nicht prinzipiell vergeben kann. Aber der Täter muss einsichtig sein. Es muss eine Konfrontation mit den Opfern geben. Zu Ostern feiern wir, dass Gott die Sünder nicht verurteilt und auch die Täter Heil erfahren können.

Kommen wir in die Gegenwart. Heuer haben nur zwölf Männer im Priesterseminar begonnen.
Das Priesteramt befindet sich in einer Krise. Für die Diözesen stellt sich die Frage, wie es mit der Seelsorge weitergehen soll. Ich denke, es ist höchste Zeit, die Zulassungsbedingungen zum Priesteramt zu diskutieren, soll das derzeitige Seelsorgemodell nicht kollabieren.

Sie fordern also die Abschaffung des Pflichtzölibats?
Ich persönlich würde den Zölibat nicht mehr als generelle Verpflichtung für die Weltpriester verordnen.

Sollten Frauen Priesterinnen werden können?
Man sollte Frauen wenigstens zum Diakonat zulassen. Die Frage des Priesteramts ist komplexer. Man könnte Frauen mit der Begründung dazu befähigen, weil auch sie Zeuginnen des auferstandenen Jesus waren. Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist außerdem ein Anliegen der Theologie. Im ersten Kapitel der Bibel heißt es: Als Mann und Frau schuf er sie. Als Ebenbild. Nicht als Mann, der die Frau unterwerfen soll. Und vergegenwärtigen Männer und Frauen nicht gleichermaßen auch Christus, wenn Gott Mensch geworden ist?

Licht und Schatten, Tod und Auferstehung. Franz Gruber ist Spezialist für Fundamentaltheologie und Dogmatik. Er lehrt und forscht an der Universität Linz.
Rektor Franz Gruber im Gespräch.
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