Wie Sie sich bei einem Atom-Unfall richtig verhalten
Tschechien baut seine Atomkraftwerke aus. Insgesamt befinden sich 14 Atomkraftwerke in einer Entfernung von weniger als 200 Kilometern rund um Österreichs Grenzen. Das erhöht im Falle eines schweren atomaren Unfalls das Risiko für die Bevölkerung.
Radiologische Notfälle können aber nicht nur durch Atomkraftwerk-Unfälle eintreten, sondern zum Beispiel auch bei Transportunfällen mit radioaktivem Material oder bei einem Terroranschlag. Behörden und Einsatzkräfte sind hierzulande auf den Fall des Falles, der hoffentlich nie eintritt, gut vorbereitet. Dennoch hilft es, wenn man auch als Bürgerin und Bürger weiß, wie man sich zu verhalten hat. Onlne-Redakteurin Sabine Miesgang und RMA-Chefredakteur Wolfgang Unterhuber haben sich für Sie schlau gemacht.
Radioaktive Wolke legt weite Distanzen zurück
Auf Bundesebene sind in Österreich die Bundeswarnzentrale im „Einsatz- und Krisenkoordinationscenter“ (EKC) des Innenministeriums, das Lebensministerium und das Gesundheitsministerium für das unmittelbare Krisenmanagement verantwortlich. Um Auswirkungen von radiologischen Notfällen auf Österreich rasch abschätzen zu können, verfügt das Lebensministerium deshalb auch über spezielle Prognosesysteme. Denn bei einem schweren AKW-Unfall können große Mengen an radioaktiven Stoffen freigesetzt werden. Die so entstehende „radioaktive Wolke“ kann sich - je nach Windstärke und Windrichtung - über weite Distanzen ausbreiten. Übrigens: die radioaktive Wolke ist in der Luft (im Unterschied zu TV- und Kino-Filmen) nicht sichtbar.
Keine Sorge um Ihre Kinder
Doch wann wissen wir überhaupt, dass etwas passiert ist. Nun: Wenn es nicht gerade Samstag-Mittag ist und trotzdem drei Minuten lang ein gleich bleibender Sirenenton ertönt, dann ist das keine Übung. Dann ist tatsächlich Gefahr in Verzug, wie es so schön heißt. Information ist jetzt wichtig. Schalten Sie also Ihr TV- oder Radiogerät ein. Wer gerade seine Kinder im Kindergarten oder in der Schule hat, sollte nicht in Panik verfallen. Das pädagogische Personal ist für solche Fälle geschult und weiß, was zu tun ist.
Eine Minute Heulton bedeutet Alarm
Geschieht an der Grenze tatsächlich ein schwerer Atomunfall samt Austritt einer radioaktiven Wolke dann erfolgt in einigem Abstand zum Drei-Minuten-Ton der eigentliche Alarm: Ein 60 Sekunden langer anhaltender auf- und abschwellender Heulton. Jetzt ist es wichtig, dass Sie Schutz in einem Gebäude suchen sowie Fenster und Türen schließen. Die Strahlendosis kann durch den Aufenthalt in Häusern um das 10- bis 100-fache reduziert werden. Via Fernsehen und Radio erhalten Sie dann weitere Infos und Anweisungen.
Quelle: Zivilschutzverband
Panik ist immer schlecht
Sind Sie gerade mit dem Fahrzeug über Land unterwegs, gilt es, unbedingt Ruhe zu bewahren. Die meisten Unfälle geschehen in solchen Situationen nicht durch die unmittelbare Bedrohung sondern durch Panik-Reaktionen. Radioaktive Wolken bewegen sich nicht mit Lichtgeschwindigkeit. Es bleibt also meist genug Zeit, um ein Gebäude aufzusuchen. Wer es trotzdem nicht schafft, sollte nach einem Aufenthalt im Freien während des Durchzugs der radioaktiven Wolke so rasch wie möglich Duschen und Haare waschen. Kleidungsstücke und Schuhe, die im Freien getragen wurden, müssen nicht verbrannt sondern ebenfalls nur gründlich gereinigt werden.
Kaliumiodid-Tabletten für die Hausapotheke
Bei schweren Reaktorunfällen werden große Mengen von radioaktivem Jod freigesetzt. Dieses führt bei Kindern und Jugendlichen nach Aufnahme zu einem erhöhten Schilddrüsenkrebsrisiko. Dagegen bieten Kaliumiodid-Tabletten – wenn sie rechtzeitig eigenommen werden – einen wirkungsvollen Schutz. Die Tabletten können daher für Kinder jederzeit kostenlos in Apotheken bezogen werden. Im Fall des Falles geben die Behörden bekannt, für welche Personen und in welchen Regionen die Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten empfohlen wird.
Was Sie danach nicht essen sollten
Ist die Gefahr vorbei, ertönt ein gleich bleibender Sirenenton von einer Minute. Freilich: Tschernobyl hat gezeigt, dass danach die Gefahr noch nicht wirklich vorbei ist. Vor allem über kontaminierte Nahrung kann eine langfristige Strahlenbelastung erfolgen. In der Landwirtschaft werden daher regelmäßig Kontrollen durchgeführt. Man kann aber auch persönliche Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. So sollte auf den Verzehr von Freilandgemüse, frischem Obst, Waldbeeren oder Pilzen aus den betroffenen Gebieten verzichtet werden.
Weitere Links:
* Hier finden Sie den Strahlenschutz-Ratgeber des Bundesministeriums für Gesundheit.
* Auf der Seite des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft finden Sie die aktuellen Strahlen-Messwerte für Österreich.
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